Glaubenskonferenz und Kirchenparlament

Das war die Bundesratstagung 2019

„INSPIRIERT LEBEN … dass Christus Gestalt gewinnt“ lautete das Thema der Bundesratstagung vom 29. Mai bis 1. Juni in Kassel.

Den Eröffnungsvortrag hielt Ansgar Hörsting, Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden. Unter der Überschrift „Herausfordernde Zeiten – durchtragender Glaube: Inspiriert leben in Krisenzeiten?“ machte er als begeisterter Wanderer am Bild des Wanderns deutlich, was ihm in Krisenzeiten geholfen hat und wie Gott ihm in Krisensituationen begegnet.

Prof. Dr. Fernando Enns, Friedenstheologe und Mennonit, lud ebenfalls zu einer Wanderung ein. Er stellte den ökumenischen Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens vor, eine Initiative des Ökumenischen Rates der Kirchen: „Es kann dazu führen, dass wir Buße tun und uns von der Besessenheit von Macht, Besitz, Egoismus und Gewalt befreien lassen, sodass wir Christus immer ähnlicher werden.“

Im Himmelfahrtsgottesdienst predigten Samantha Mail aus der Bundesgeschäftsstelle des GJWs, Mara Sieloff aus dem GJW NRW und Christoph Petersen aus der EFG Lüneburg über Jesu Abschied am Himmelfahrtstag und die Inspiration, die aus Jesu Wirken und seiner Botschaft für seine Nachfolgerinnen und Nachfolger erwachsen kann.

Neu ins Präsidium des Bundes gewählt wurden Pastorin Lea Herbert (Großhansdorf bei Hamburg), die Juristin Cornelia Gerlach (Dresden), Pastoralreferent Veit Claesberg (Bergneustadt) und Pastor Volker Bohle (Berlin). Pastor Michael Noss wurde mit 91 Prozent der Delegiertenstimmen als Präsident des Bundes wiedergewählt.

Mit überwältigender Mehrheit verabschiedete der Bundesrat eine Resolution, die daran erinnert, dass „Religionsfreiheit und das Recht auf Asyl Grundrechte sind, die zusammengehören“. Außerdem fordert die Resolution von den staatlichen Stellen, dass über Asylanträge aus religiösen Gründen nur Menschen entscheiden, die dazu befähigt sind.

Neu formuliert wurde der Abschnitt zu „Das Volk Israel und die Gemeinde Jesu Christi“ in unserer Rechenschaft vom Glauben. Mit der Neuformulierung soll deutlicher gemacht werden, dass der Bund Gottes mit Israel weder aufgehoben noch ersetzt worden ist.

Verhandlungsgegenstand war auch eine mögliche Mitgliedschaft des Bundes im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK). Auf der Bundesratstagung wurde darüber diskutiert, und 2020 soll eine Entscheidung getroffen werden. Prof. Dr. Michael Kißkalt, Rektor der Theologischen Hochschule Elstal (THE), bot den Gemeinden an, ihre Fragen hinsichtlich des Weltkirchenrates bereits jetzt an ihn zu richten oder auch Mitglieder des Kollegiums zu Vorträgen einzuladen.

Die Gemeindegründungsprojekte Spectrum International Church aus Düsseldorf und KIRCHE DIE BEWEGT aus Saarbrücken hat der Bundesrat als selbstständige Hauptgemeinden in den Bund aufgenommen. Ebenfalls aufgenommen wurden die bisherigen „Tochtergemeinden“ Berlin-Staaken, die Gemeinde Harul Gernsbach sowie mit assoziiertem Status die Gemeinde Waypoint Christian Church Landstuhl. In der Gesamtstatistik hatte der Bund Ende 2018 1.201 Mitglieder weniger als im Vorjahr. Ein knappes Drittel davon ist auf den Rechenfehler einer Gemeinde zurückzuführen. Die Gesamtmitgliederzahl ist damit seit 2013 das erste Mal rückläufig. Insgesamt besteht der Bund nun aus 801 Gemeinden mit 81.156 Mitgliedern.

Ein Grund zur Freude ist immer die Vorstellung neuer Ordinierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: In diesem Jahr waren das 15 Männer und Frauen.

Folgende Einrichtungen wurden in den Status der Bekenntnisgemeinschaft mit unserem Bund aufgenommen: die Gerhard-Claas-Stiftung, Lebenswert: Bildungs- und Sozialwerk der Friedenskirche Neu-Ulm e. V., Senioren- und Pflege gGbmH Essen und sechs Untergliederungen des Diakoniewerks Tabea e. V.

Finanziell gesehen war zurückliegende Jahr schwierig, ist aber noch glimpflich ausgegangen. Das machte der kaufmännische Geschäftsführer Volker Springer deutlich. Das Ergebnis des Bundeshaushalts 2018 liegt bei einem Minus von 20.350 Euro. Die Bundesbeiträge wurden vom Bundesrat für das Jahr 2020 auf 68,50 Euro für die neuen beziehungsweise 69,50 Euro für die alten Bundesländer festgelegt.

Im Gesprächsforum „Inspiriert leben als Friedensstifter“, das an den Vortrag von Fernando Enns anknüpfte, diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer darüber, wie Gemeinden und Einzelne friedensstiftend in die Gesellschaft hineinwirken können.

Aus dem Forum zum Thema Sichere Gemeinde wurde berichtet, dass es seit 2017 in allen Gemeindejugendwerken (GJWs) gemeinsame Standards in Sachen Kinderschutz gibt. Ein Antrag, dass sich auch die Gemeinden vor Ort diese Standards zu eigen machen, soll kommendes Jahr eingebracht werden. Zudem wurden die Gemeinden ermutigt, sich mit dem Thema Sichere Gemeinde auseinanderzusetzen: www.gjw.de/sichere-gemeinde-begleitheft

Im Forum „Inspiriert leben in einer Gemeinde mit allen Generationen“ tauschten sich rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer darüber aus, wie sie die Generationengemeinschaft in ihren Gemeinden erleben. Außerdem wurde das neue Figurentheater des Fachbereichs Familie und Generationen vorgestellt.

Sehr gut besucht war auch das Forum zu den Strukturen des Bundes. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer überlegten gemeinsam, wo die Stärken und Schwächen der derzeitigen Verknüpfung von Bund, Landesverbänden und Gemeinden liegen und ob und wie diese Zusammenarbeit neu organisiert werden könnte.

In Workshops, Gebetsräumen, Ausstellungen und Erzählcafés konnte man sich allein oder mit anderen gemeinsam inspirieren lassen.

Das Netzwerk „Beratung von Gemeinden“, zu dem 68 Beraterinnern und Berater gehören, feierte auf der Bundesratstagung seinen 15. Geburtstag. Zudem ließen die Berichte aus den Dienstbereichen erkennen, wie vielfältig die Angebote „aus Elstal“ für die Gemeinden sind. Es entspricht nicht nur dem Interesse des Bundes, sondern auch dem erforderlichen vertraulichen Umgang mit dem Berichtsheft, wenn dieses auch an Interessierte aus den Gemeinden weitergegeben wird, um sich vertiefend über diese Angebote informieren zu können.

In dem Antrag einer Gemeinde wurde gefordert, „dass der Bund sich in seiner theologischen Ausrichtung wieder eindeutig an der Bibel orientiert“. Das Präsidium verwies in seiner Antwort auf die „Rechenschaft vom Glauben“ und machte deutlich, dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in allen Gremien, Arbeitsbereichen und Einrichtungen in ihren Entscheidungen und ethischen Fragen an der Bibel orientieren. Nach der Aussprache wurde der Antrag der Gemeinde Dessau mit eindeutiger Mehrheit abgelehnt.

Ferner stimmte der Bundesrat darüber ab, dass ab dem nächsten Jahr jede Gemeinde ein zusätzliches Mandat für Abgeordnete unter 35 Jahren bekommt. Auf Anregung eines Abgeordneten beschloss der Bundesrat, dass Fragen der Klimagerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung ab dem Jahr 2020 besondere Beachtung bei der inhaltlichen Ausgestaltung der Ratstagung bekommen sollen.

Thematisch wird es beim Bundesrat 2020 um Martin Luther King gehen. Es werden Teile aus dem gleichnamigen Chormusical aufgeführt. Der Generalsekretär des Baptistischen Weltbundes Dr. Elijah Brown wird unser Gast sein und wir starten mit dem ersten von fünf Themenjahren zu „500 Jahre Täuferbewegung“. Die Bundesratstagung findet vom 20. bis 23. Mai 2020 in Kassel statt. Alle, die dieses Jahr teilgenommen haben, sind herzlich eingeladen, wiederzukommen. Und wer nicht dabei war, sollte sich den Termin unbedingt vormerken, um dann vielleicht im nächsten Jahr dabei zu sein!

Julia Grundmann, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit im BEFG

Ausführliche Berichte, Live-Mitschnitte, Videos und Dokumente finden Sie unter:
www.baptisten.de/bundesrat2019

Dort steht auch eine große Auswahl an Bildern unseres Fotografen David Vogt zum Download bereit, die unter Nennung seines Namens für die Berichterstattung vom Bundesrat frei verwendet werden dürfen.