Segel setzen und den Wind spüren!
Wir brauchen ein Comeback den Heiligen Geistes
Die Corona-Pandemie hat in den letzten Monaten in unseren Gemeinden ein elementares und fast frühchristliches Sendungsbewusstsein entfacht. Es ist Zeit für eine Renaissance der Person, der Kraft und der Gaben des Heiligen Geistes.
Vor einiger Zeit hat mich ein guter Freund zum Segeln eingeladen. Nachdem wir die Segel gesetzt hatten, ging der erste Blick nach oben zum Mast, an dessen Ende sich der sogenannte „Verklicker“ befindet. Eine kleine unscheinbare Fahne, die anzeigt, aus welcher Richtung der Wind kommt. Dann kam dieser Moment, in der das Boot in die richtige Lage zum Wind ausgerichtet wurde und plötzlich spürten wir die geheimnisvolle Kraft des Windes, die das Boot nach vorne gezogen hat.
Wenn wir dieses Bild übertragen und das Boot für die Gemeinde steht und der Wind für den Heiligen Geist, wird deutlich, wie elementar wichtig der Heilige Geist ist. In vielen Kirchen wird ein Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes gefeiert und doch bleibt so oft der Eindruck hängen, dass der Heilige Geist der große Unbekannte ist.
Der Heilige Geist bleibt für uns zwar unsichtbar, aber in seinem Wirken und Handeln wird er sich zeigen. Denn sein übernatürliches Handeln wirkt sich in der natürlichen Welt aus. Jesus beschreibt es so in Johannes 3,8. Wir wissen, dass Gott lebendig ist, aber erleben wir auch einen lebendigen Gott? Wenn Du nie den Wind und seine Kraft erlebt und gespürt hast, fehlt Dir etwas ganz Entscheidendes. Christsein heißt nicht nur „Ich weiß was!“, sondern auch „Ich erlebe was!“
Der Heilige Geist ist eine göttliche Person, die unsagbar heilig, sensibel und mitfühlend ist. Bekommt er unsere Verehrung, unsere Zuneigung und Liebe? Oder glauben wir, dass der Heilige Geist nur eine mystische Kraft ist? Wenn wir das Thema „Dich schickt der Himmel“ hier reflektieren, müssen wir uns auch mal kritisch hinterfragen, wenn unsere Lehren und unser Gemeindeleben nicht zu Erlebnissen mit Gott führen!
Wenn wir erkennen, dass der Heilige Geist in seiner Macht und Herrlichkeit grenzenlos ist und er eins ist mit dem Vater und dem Sohn, dann werden wir ihm in unserem Leben Tür und Tor öffnen und ihn einladen zu kommen und in uns zu wohnen.
Der Heilige Geist ist eine liebevolle Person, die mit uns tiefe Gemeinschaft leben will. Deswegen geht es zuerst darum zu verstehen, dass er eine Person ist, die Kraft gibt und Gaben verteilt. In der Beziehung mit ihm gibt er Kraft und in der Beziehung mit ihm schenkt er seine Gaben.
Wir haben ein neues Leben durch Jesus bekommen, wir sind ein neues Gefäß geworden, damit Gott in uns wohnt durch den Heiligen Geist. Gott möchte uns mit seinem Geist füllen, um Jesus über alles andere zu lieben und ihn zu verehren, damit wir Menschen zu ihm zu führen und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen und Erlösung erfahren. Das bedeutet Christ-Sein, und dazu brauchen wir die Kraft des Heiligen Geistes.
Lasst uns die Segel setzen! In Apostelgeschichte 11,26 lesen wir davon, dass die Nachfolger von Jesus zuerst in Antiochia Christen genannt wurden, weil sie Christus nachfolgten und das taten, was Christus tat: das Reich Gottes verkünden, Gefangene freisetzen, Kranke heilen, Tote auferwecken, Dämonen austreiben und Gottes Gnade und Erlösung in Christus verkünden! Wie konnten sie das tun? In der Kraft des Heiligen Geistes. Und wenn wir mit ihm erfüllt sind, werden wir auch seine Kraft empfangen (Apg. 1,8). Pfingsten ist aus Liebe passiert, weil wir gesandt sind und weil Gott uns berufen hat, Licht und Salz zu sein. Weil uns der Himmel geschickt hat, die Dinge zu tun, die Jesus getan hat. Eine der größten Verführungen in unserer Zeit besteht darin, Jesus nur als einen coolen Typ, einen Friedensstifter und als wahren Wohltäter zu sehen. Christus bedeutet jedoch „der Gesalbte“, also der, der die Salbung des Heiligen Geistes hat, die jedes Joch zermalmt (Jes. 10,27). Wir brauchen es so sehr, mit dem Heiligen Geist in enger Verbindung zu leben und seine Kraft zu bekommen, wenn wir sehen wollen, dass das Reich Gottes in unserem Land expandiert.
Gott hat so viele Wege eingerichtet, wie wir ihn erleben können. Der Heilige Geist will uns beschenken und er selber ist der Wind für unser Gemeinde-Segelboot! Im Blick auf das Thema Geistesgaben gibt es viele Missverständnisse, innere gedankliche Festlegungen oder Ängste. Oft hat das seine Ursache darin, dass das biblische Fundament verlassen wurde und gegen eine empirische Auffassung getauscht wurde. Eine Beurteilung, die sich auf dem eigenen Erleben gründet und dem postmodernen Zeitgeist mit seinem Pluralismus entspricht. Es geht bei den Gaben des Geistes um Ermutigung, um Zuspruch und um Erkenntnis und Offenbarung von Gottes Willen. Die Gaben des Heiligen Geistes sind nicht für irgendwelche, besonders fromme Spezialisten oder für die „Endzeitritter“ in den letzten Tagen gedacht. Auch nicht exklusiv nur für Hauptamtliche, sondern für jeden, der Jesus als Herrn und Retter angenommen hat. Bei den guten aktuellen Diskussionen und wertvollen Impulsen zum Thema, wie kann die Gemeinde für die Menschen relevanter werden, wird den Gaben des Heiligen Geistes zu wenig Raum gegeben.
In 1. Petrus 4, 10-11 sehen wir die klare Stoßrichtung, welchen Sinn und Zweck die Geistesgaben haben. Es sind äußerst nützliche Dienstgaben, die der Gemeinde dienen. Gaben, die die Gemeinde auferbauen, ermutigen und in ihrer Sendung stärken und außerdem höchst attraktiv machen. Gott kommuniziert seine Gnade zu uns! Als Menschen, die wir Glieder am Leib Jesu sind, sind wir aufeinander angewiesen und haben die Ergänzung nötig. Die Gaben des Heiligen Geistes sind vielfältig, es sind Geschenke der Gnade und sie dienen dazu, einzelne Personen oder die gesamte Gemeinde zu fördern, zu erfreuen und zur Nachfolge zu ermutigen. Es ist Zeit für eine Renaissance der Person, der Kraft und der Gaben des Heiligen Geistes. Es ist Zeit, Buße zu tun, wo wir den Heiligen Geist betrübt und gedämpft haben, und es ist Zeit, dass wir uns neu nach den Gaben des Heiligen Geistes ausstrecken (1. Kor. 14,1).
Lars Tietgen
Erschienen in Die Gemeinde, Ausgabe 10 vom 16. Mai 2021