Baptisten in Bochum ehren von den Nazis ermordetes Gemeindemitglied

Erinnerungsplakette für Max Michaelis vor dem Gemeindezentrum eingelassen

Am Holocaust-Gedenktag hat die Evangelisch-Freikirchliche Immanuelskirche Bochum-Hermannshöhe eine Gedenkplakette vor dem renovierten Gemeindezentrum eingelassen, die an das 1945 von den Nazis ermordete Gemeindemitglied Max Michaelis erinnert. Bei dem Festakt am 27. Januar waren die vier Töchter von Max und Meta Michaelis mit dabei. Gemeindeleiter Volkhard Trust verwies auf die diesjährige Jahreslosung : „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem“ (Römer 12,21).
Er bedauerte, dass die Gemeinde sich vom Bösen habe überwinden lassen „durch Tun, aber auch durch Verdrängen, Vergessen wollen und durch jahrzehntelanges Schweigen“. Erst 2009 war die Geschichte von Max Michaelis in der Gemeinde aufgearbeitet worden, unter anderem durch einen Gedenkgottesdienst. 

Der aus Pommern stammende Bäcker jüdischer Herkunft hatte durch seine Frau die Baptisten kennengelernt. Um 1927/28 war er in der Immanuelskirche getauft worden. Er wurde Begründer, Leiter und Hausmeister der Station Wattenscheid. Zwei Jahre nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er 1935 von der Gemeinde entlassen. Bochumer Baptisten verhalfen ihm zu einer Wohnung und sorgten für seine Familie. 1938 wurde er aber verhaftet und zur Zwangsarbeit eingesetzt. Er kam schließlich ins Konzentrationslager Buchenwald, wo er im Außenlager Flößberg zwischen Februar und April 1945 ums Leben kam.

Gemeindepastor Ronald Hentschel freute sich darüber, dass es durch die Aufarbeitung der Vergangenheit von Max Michaelis gelungen ist, dass Angehörige aus den USA und England erstmals voneinander erfahren und sich getroffen haben: „Wir merken daran, wie wichtig es sein kann, öffentlich zu machen, was geschehen ist. So ist es nicht nur eine traurige Geschichte des Versagens, sondern zugleich eine hoffnungsvolle Geschichte, weil sich Familienzweige neu finden und kennenlernen können.“

Die Biographie von Max Michaelis ist auch auf der Homepage der Gemeinde www.immanuelskirche-bochum.de zu finden.

Ein Artikel von Klaus Rösler