Vancouver

Foto: EthicsDaily.com

BEFG-Flüchtlingsarbeit findet weltweite Beachtung bei Baptisten

Ratstagung des Baptistischen Weltbundes tagt in Vancouver

Mehr als 300 Delegierte aus über 50 Ländern trafen sich vom 5. bis 9. Juli im kanadischen Vancouver zur Ratstagung der Baptist World Alliance (BWA), die jedes Jahr in einem anderen Land tagt. Den Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) vertraten Präsident Michael Noss und Generalsekretär Christoph Stiba. Zu den zentralen Themen der Konferenz gehörte die Frage, wie Baptisten auf die weltweite Flüchtlingskrise sowie auf Gewalt und Terrorismus antworten können. Dabei fand auch die Arbeit des BEFG besondere Aufmerksamkeit und Anerkennung.

Den Eröffnungsabend in der First Baptist Church gestalteten vor allem die Angehörigen der „First Nations“, wie Indianer und Ureinwohner in Kanada genannt werden. Sie nahmen vergangenes Unrecht in den Blick und luden zur Versöhnung ein. Die Ratsversammlung tagte an den folgenden drei Tagen jeweils vormittags gemeinsam und nachmittags in verschiedenen Komitees und Kommissionen zu den Themen Mission, Evangelisation, Theologie, Jugend, Menschenrechte, Religionsfreiheit, Baptistische Lehre, Frieden und Versöhnung u. a. Die Delegierten verabschiedeten zu den Themen Flucht und Gewalt zwei Resolutionen, mit denen sie sich an die weltweite Öffentlichkeit wandten.

Die erste Resolution fordert die Vereinten Nationen (UN) auf, die Gefährdungseinstufung in Nigeria auf die höchste Stufe auf der Skala für humanitäre Krisen heraufzusetzen. Hintergrund sind die weit verbreiteten Konflikte durch die Gewalttaten von Boko Haram und anderen Extremisten. „Gewalt, Mord und Entführungen betreffen über 14 Millionen Menschen direkt. Drei bis fünf Millionen von ihnen sind Binnenflüchtlinge“, heißt es in dem Text der Resolution. Samson Ayokunle, Präsident der Nigerian Baptist Convention, tadelte die internationale Gemeinschaft heftig dafür, dass sie die terroristische Gewalt und die Anschläge in dem westafrikanischen Land ignorieren würde. Die BWA ermutigt alle Baptisten weltweit, sich solidarisch zu zeigen und für Frieden für das Land und die Region zu beten.

Baptistenbünde für Flüchtlingshilfe gewürdigt


Die zweite Resolution ruft dazu auf, sich persönlich für Flüchtlinge und Vertriebene zu engagieren und ihnen so Gottes Liebe zu zeigen. Der Beschluss würdigt Baptistenbünde, die sich besonders um Menschen auf der Flucht kümmern, wie die Baptisten in Syrien, im Libanon und in Jordanien, aber auch in Deutschland, Schweden, Kroatien und Serbien. Gleichzeitig drückten die Delegierten in der Resolution ihre Besorgnis darüber aus, dass einige Christen Flüchtlinge weder in ihren Worten noch in ihren Taten willkommen heißen. Dabei seien doch die Liebe für Fremde und die Nächstenliebe, die Jesus Christus gelehrt habe, zentrale biblische Motive und sollten das Handeln der Baptisten und anderer Christen bestimmen. In dem Papier ermutigt die BWA „gläubige Christen, den geflüchteten und vertriebenen Menschen persönlich zu begegnen, ihnen großzügig Gottes Liebe und Zuwendung zu zeigen und damit zu verkünden, dass der in Jesus Christus bezeugte Gott allein genügt“.

Die Gastfreundschaft des deutschen Bundes wurde auch an anderer Stelle auf der Tagung hervorgehoben. So wurde erwähnt, dass der BEFG in diesem Jahr in Elstal z. B. Gastgeber für die dritte Runde des Dialogs zwischen Methodisten und Baptisten auf Weltebene und  für die Missionstagung der Europäischen Baptistischen Föderation (EBF) war. Auch der Präsident der BWA, Paul Msiza, Südafrika, betonte und würdigte in seinem Bericht, dass der BEFG ihn auf die Bundesratstagung im Mai nach Kassel eingeladen hatte.

Für die Religionsfreiheit aller Menschen eintreten

In einem Referat vor der BWA-Kommission für Religionsfreiheit unterstrich Christoph Stiba die Notwendigkeit, für Religionsfreiheit einzutreten – unabhängig vom persönlichen Glauben. Gewalt unter Asylsuchenden wie auch gegen sie sei für Christen nicht akzeptabel. Minderheiten müssten geschützt werden. Dies gelte sowohl für christliche Minderheiten in überwiegend muslimisch belegten Flüchtlingswohnheimen als auch für muslimische Minderheiten in einer überwiegend säkularen Gesamtgesellschaft. „Das ist eine Bewährungsprobe für unsere Menschlichkeit wie für unseren Glauben“, sagte Stiba. Religionsfreiheit müsse auch in den Gemeinden verankert und immer wieder theologisch untermauert werden. Es reiche nicht aus, wenn sich der Baptistische Weltbund damit befasse. Dies bedeute auch, dass die geflüchteten Menschen Deutschland und die Gemeinden dort verändern werden: „Was wir hier miteinander einüben müssen, ist ein noch nicht dagewesenes Miteinander. Das ist in einem lebendigen Prozess zu gestalten. Eine andere Möglichkeit besteht nicht.“

Eine Ratstagung der BWA lebt von persönlichen Begegnungen mindestens ebenso wie von den geschäftsmäßigen Sitzungen. So erlebte es auch Michael Noss: „Die vielen persönlichen Gespräche in den Pausen und während der Mahlzeiten machen die Ratstagung erst richtig lebendig. Es ist ermutigend und horizonterweiternd zu hören und mitzuerleben, wie Gott überall auf der Welt sein Reich baut!“

Der Baptistische Weltbund, gegründet 1905 in London, ist eine Gemeinschaft von 235 Baptistenbünden in 122 Ländern und Regionen mit 40 Millionen Mitgliedern in 177.000 Gemeinden. Die zentralen Anliegen der BWA sind, die Leidenschaft für Mission und Evangelisation zu nähren; Anbetung, Gemeinschaft und Einheit zu fördern; Menschen in Not zu helfen; Menschenrechte, Gerechtigkeit und Religionsfreiheit zu verteidigen sowie Baptisten zu theologisch reflektiertem Handeln anzuleiten.

Ein Artikel von Referat für Kommunikation im BEFG