„Ein starkes Vertrauenszeichen“

Finanzverantwortliche des BEFG berichten aus ihrer Arbeit

Andreas Lengwenath, kfm. Geschäftsführer des BEFG, Rolf Pickhardt, Vorsitzender des Finanzausschusses, Jan Schönknecht, Sprecher der Finanzsachverständigen und BEFG-Spenderbeauftragter Timo Neumann berichten im Gespräch mit Dr. Michael Gruber über den Jahresabschluss 2013, Haushaltsstrategien und einen Bundesratsbeschluss, über den sie sich sehr gefreut haben.  

Andreas, 2013 hat sich der Haushalt bis kurz vor Jahresende gut entwickelt. Trotzdem stand am Ende ein Minus von 41.000 Euro. Was ist passiert?

Lengwenath: Wir lagen fast das ganze Jahr bei den Zwischenergebnissen besser als 2012. Sogar beim Bundesopfer, den freien Spenden, waren wir immer auf Vorjahresniveau. Dann kam Mitte November der Taifun auf den Philippinen. Einerseits war ich froh über die vielen Katastrophenspenden, weil wir so den Opfern helfen können! Gleichzeitig wirkte sich das auf das Bundesopfer aus. Allein in den ersten sechs Dezembertagen brach es im Vorjahresvergleich um 60.000 Euro ein.

Jan, Du bist Sprecher der Finanzsachverständigen. Was ist Eure Aufgabe?

Schönknecht: Wir sind im Auftrag des Bundesrats in die Haushaltsplanung eingebunden. Drei Mal im Jahr treffen wir uns dazu mit dem kfm. Geschäftsführer und dem Finanzausschuss. Regelmäßig erhalten wir Zwischenergebnisse. 2013 war eigentlich ein ruhiges Jahr. Im Dezember erhielten wir dann regelmäßige „Wasserstandsmeldungen“ und waren eng eingebunden.

Andreas, wie kommt es, dass die Sache noch recht glimpflich ausgegangen ist? Das Jahresdefizit war am Ende ja deutlich geringer als zunächst befürchtet.

Lengwenath: Die Einnahmen in manchen Bereichen, etwa beim Gehaltsabrechnungsservice, waren höher als erwartet. Vor allem aber war die Solidarität vieler Geschwister riesengroß. So sind durch spontane Einzelspenden und Sonderkollekten alleine innerhalb der letzten fünf Bankarbeitstage im Dezember etwa 60.000 Euro bei uns eingegangen. Und eine Gemeinde bot uns an, das drohende Defizit durch eine zinslose Bundesmissionsanleihe für zwei Jahre zu refinanzieren. Das alles war eine echte Ermutigung.

Rolf, Du bist Vorsitzender des Finanzausschusses, der aus vier Mitgliedern des Präsidiums besteht. Was macht Ihr, was Andreas?


Pickhardt: Während Bundesgeschäftsführung und kaufmännischer Geschäftsführer für den operativen Bereich zuständig sind, treffen Präsidium und Finanzausschuss die in der Verfassung und den Ordnungen des Bundes definierten Finanzentscheidungen, z. B. zum Haushalt und Treuhandvermögen. Im Tagesgeschäft arbeiten Andreas und ich eng zusammen.

Was steckt hinter dem strategischen Ziel der Haushaltskonsolidierung?

Pickhardt: Die Einnahmen müssen verlässlich sein und die Ausgaben decken. Nicht nur die Liquidität muss gesichert sein, wir brauchen auch Rücklagen, um Einnahmeausfälle ausgleichen und Sanierungsmaßnahmen an den Immobilien vornehmen zu können.

Was tut Ihr, um diese Ziele zu erreichen?


Pickhardt: Zunächst stellen wir die Anliegen des Bundes vor. Der Bund ist für die Gemeinden da. Die Bereitstellung der notwendigen Mittel ist also primär ein geistliches Anliegen. Wir werben darum, Bundesbeitrag und Bundesopfer zu zahlen – und zwar gleichmäßig verteilt über das ganze Jahr. Betrug das jährliche Bundesopfer früher einmal 1,7 Mio. Euro, waren es zuletzt nur noch rund 900.000 Euro. Mit unsicheren Einnahmen kann niemand solide wirtschaften. Präsidium und Finanzausschuss unterstützen auch alle Sparbemühungen. Nur so können Rücklagen aufgebaut werden.

Schönknecht: Auch die Schuldentilgung ist wesentlich. Jeder zusätzlich getilgte Euro spart uns Zinsen in den kommenden 20 bis 30 Jahren. Aktuell beträgt der Kapitaldienst über 570.000 Euro pro Jahr, das sind rund zehn Vollzeitstellen. Zusätzlich müssen wir auf der Kostenseite defensiv bleiben. Ideal wäre es, erwartete Einnahmen nicht gleich durch Ausgaben zu verplanen. Auf der Rücklagenseite sind wir noch sehr schwach aufgestellt. Selbst kleine Freiräume sollten wir hierfür verwenden. Der enge Bundeshaushalt ist immer wieder ein Glaubenshaushalt!

Rolf, zum größten Einnahmeposten des Bundeshaushalts hat der Bundesrat einen Beschluss getroffen. Welchen?

Pickhardt: Das Präsidium hatte beantragt, den Bundesbeitrag 2015 für die alten Bundesländer einmalig um 2 statt um 1 Euro je Mitglied zu erhöhen. Die Kostenentwicklung hat gezeigt, dass sonst neue Defizite entstehen. Die Finanzsachverständigen erkannten die Notwendigkeit an, hatten aber die Sorge, dass kleine Gemeinden dies nicht leisten können. Deshalb haben Präsidium und Finanzsachverständige eine Erhöhung um 1,50 Euro vorgeschlagen. Dann kam aus dem Plenum der Antrag, den Bundesbeitrag doch um 2 Euro zu erhöhen. Die Abgeordneten haben dies mit großer Mehrheit beschlossen. Das hat uns sehr gefreut. Der Bundesbeitrag 2015 beträgt nun für die alten Bundesländer 62 Euro und für die neuen Bundesländer 56 Euro je Mitglied.

Jan, wie läuft die Zusammenarbeit mit dem kfm. Geschäftsführer?

Schönknecht: Gut! Im kritischen aber konstruktiven Miteinander ringen wir um die beste Lösung. Sehr positiv ist auch die gewachsene Vertrauensbasis zur Arbeitsgemeinschaft der Brüdergemeinden. Mit Gerald Klatt ist die AGB seit gut zwei Jahren bei den Finanzsachverständigen vertreten.

Timo, Du bist als Nachfolger von Christian Boguslawski der neue Spenderbeauftragte des BEFG. Worin besteht Deine Aufgabe?

Neumann: Vor allem in der Kommunikation. Ich informiere Menschen aus den Gemeinden und Freunde des BEFG über die weit gefächerten Angebote des Bundes. Dabei werbe ich dafür, diese Arbeit durch Bundesopfer zu unterstützen. Das Bundesopfer ist ein Zeichen gelebter Solidarität. Hier bauen wir auf die Bereitschaft der Stärkeren, die Arbeit des Bundes und damit die Bundesgemeinschaft zu fördern. Davon profitieren dann alle Gemeinden.

Und die können sich auch direkt an Dich wenden…


Neumann: Ja, denn auch die Gemeinden sind ja auf Spenden ihrer Mitglieder angewiesen.<link service generalsekretariat _top> Mit allen Fragen zur Spenderkommunikation können sie mich gerne direkt ansprechen!

Andreas, was würdest Du Dir wünschen, um eine kritische Entwicklung zum Jahresende wie 2013 künftig zu vermeiden? Was muss geschehen, um Dir ruhigere Weihnachten zu ermöglichen?

Lengwenath: Die Tendenz zu Jahresendspenden birgt ein hohes Risiko. Wenn die Spenden dann unerwartet einbrechen, sind elf erfolgreiche Monate der Haushaltssteuerung plötzlich nutzlos. Und das ist frustrierend. Noch immer gehen 30 bis 35 Prozent des Bundesopfers in den letzten 15 Arbeitstagen des Jahres ein. Jede Spende, die früh im Jahr ankommt, hilft uns bei der Steuerung!

Ich möchte dem Bundesrat auch einen großen Dank aussprechen. Dass er den reduzierten Antrag gekippt und mit großer Mehrheit die ursprünglich geplante Beitragserhöhung beschlossen hat, ist ein starkes Vertrauenszeichen. Dafür bin ich sehr, sehr dankbar. Hier kommt eine der ganz großen Stärken der Bundesgemeinschaft zum Vorschein, die Solidarität mit anderen. Nur durch sie ist zu erklären, dass Katastrophenopfern so viel Geld gespendet wird. Und eben auch die Solidarität mit der gemeinsamen Bundesarbeit begeistert mich immer wieder.

Ein Artikel von Dr. Michael Gruber