Gemeinden sollen ins Handeln kommen und Nachbarschaft stärken

Jahresversammlung Diakoniewerk der EFG in Baden-Württemberg

In der aktuellen Situation sollten christliche Gemeinden und diakonische Initiativen innehalten und wahrnehmen, was die Gesellschaft aktuell erlebt und erfährt. „Gerade lösen sich viele vertraute Gruppen auf und viele Themen werden nach der Pandemie bleiben“, erklärte Jutta Arndt (Stuttgart). Die künftige Geschäftsführerin der Diakonie der Brüdergemeinde Korntal-Wilhelmsdorf sprach auf der Mitgliederversammlung des Diakoniewerks der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden in Baden-Württemberg am 6. März über „neue Herausforderungen für die Gemeindediakonie nach der Pandemie“.

Als „langfristige Themen der Diakonie“ nannte Arndt in der Videokonferenz vor knapp 30 Teilnehmern beispielsweise die Arbeitslosigkeit, eine massive Bildungsungleichheit oder die Zunahme psychischer Erkrankungen. Kirchengemeinden müssten wahrnehmen, „wie viel Verlust aktuell passiert“. Der „Gott der Selbstverwirklichung“ sei massiv in die Krise geraten. Viele Menschen hätten „Hunger und Durst“ nach Heimat, so Arndt in Anlehnung an Matthäus 25 und die Maslowsche Bedürfnispyramide weiter. Hier müssten Gemeinden „ins Handeln kommen“ und einladender werden.

Mit Blick auf christliche Gemeinden sagte die Diakonikerin, viele Gemeinden seien vor der Pandemie „sehr zufrieden gewesen“. Sie sollten Orte sein, an denen menschliche Grundbedürfnisse befriedigt werden und die Nachbarschaft stärken. Dies erfordere gegenseitige Unterstützung und Begleitung. Hier könnte das Diakoniewerk helfen, neue Ideen zu entwickeln. Dies bedeute auch, hauptamtliche Strukturen zu stärken.

Die Esslinger Pastorin Anja Bloedorn forderte in ihrem Praxisbericht, Gemeindehäuser dürften unter der Woche nicht leer stehen. Ihre Gemeinde hätte in den Wintermonaten Spielräume eingerichtet und Familien corona-konform zur Verfügung gestellt. Zudem zeigte ein Erfahrungsbericht aus Karlsruhe, dass niederschwellige spirituelle Angebote wie das Anzünden einer Kerze während des Lockdowns gut angenommen wurden. Oder die Stuttgarter Bethelkirche packte Grüße in Päckchen, die sich Familien abholen konnten, die normalerweise den Winterspielplatz genutzt hätten oder in der Nachbarschaft lebten.

Die Leiterin der Fachstelle Integration und Geflüchtete, Daria Kraft, rief dazu auf, „Geflüchtete weiterhin im Blick zu behalten“. Diese dürften nicht in Vergessenheit geraten, auch wenn sie in der Öffentlichkeit nicht mehr so präsent seien. Hier seien Patenschaften eine gute wie verlässliche Möglichkeit.

Wahlen standen in diesem Jahr nicht an. Das Diakoniewerk wurde im Oktober 1969 gegründet. Es ist offizielles Mitglied in der Diakonie Baden und Württemberg. In 2020 gehörten 77 Einzelmitgliedern, 38 Baptistengemeinden sowie drei juristischen Personen dem Verein ab. Die nächste Jahresmitgliederversammlung findet am 12. März 2022 in Weinstadt-Endersbach statt.

Ein Artikel von Holger Gohla