GemeindeNEUdenken

Bericht vom Kongress in Wiedenest

Bestehende Gemeinden neu beleben und Gemeinden in Deutschland neu gründen. Dazu sollte der Kongress GemeindeNEUdenken, der vom 06.- 08. Oktober in Wiedenest stattfand, anregen. Veranstalter war das Forum Wiedenest in Zusammenarbeit mit acht Netzwerkpartnern, zu denen auch die Arbeitsgemeinschaft der Brüdergemeinden (AGB) im BEFG gehört. 

Ca. 250 Mitarbeiter sowohl aus bereits lange bestehenden Gemeinden als auch aus  Gemeindegründungssituationen kamen, um sich neu für ihren Dienst inspirieren zu lassen. Durch Vorträge der Hauptreferenten Muriithi Wanjau (Mavuno Church, Nairobi, Kenia), Dr. William Wagner (Olivet University, San Francisco, USA) sowie Dr. Stephen Beck (FTH, Gießen und City Mentoring Programm), Seminare und inspirierende Beispiele wurde neu bewusst gemacht, welchen Auftrag die Gemeinde in der Welt hat.

Am Donnerstagabend gaben die drei Hauptreferenten ein Impulsreferat und stellten jeweils eine These auf, die anschlie-ßend in Tischgruppen diskutiert wurde. Der Freitag begann mit einer Gebetszeit am frühen Morgen, in der für die geistliche Situation in Deutschland und für die Teilnehmer gebetet wurde.

Im Laufe des Vormittags hielt Dr. Willam Wagner das erste Referat. Er zeigte eine typische Gemeindeentwicklung auf,  die er durch seine langjährige Forschungsarbeit erkannt hat und die sich auf fast alle Gemeinden der westlichen Kultur anwenden lässt. Damit die Entwicklung einer Gemeinde nicht zwangsläufig zum Rückgang führt, bedarf es immer wieder neuer Impulse. Allerdings warnte Wagner davor, immer auf neue Trends und Methoden aufzuspringen, denn nicht eine Methodik belebe die Gemeinde neu, sondern das Wirken des Heiligen Geistes.

Im Laufe des Nachmittags wurden insgesamt siebzehn verschiedene Seminare angeboten. Die Seminare hielten Mitarbeiter der verschiedenen Netzwerkpartner. In den Seminaren wurden verschiedene Methoden vorgestellt, wie Gemeinde in der heutigen Zeit missional gelebt werden bzw. gegründet werden kann.

Es wurden ganz unterschiedliche Ansätze vorgestellt, aber alle sollten dazu dienen, Ideen zu prüfen, um sie evtl. in das eigene Umfeld zu tragen. So ging es z. B. darum, wie Gottesdienste gastfreundlich gestaltet werden können, Deutsche und Ausländer gemeinsam missionieren können, Sportmission das Gemeindewachstum fördern kann, länger bestehende und in Gründung befindliche Gemeinden voneinander profitieren können oder mit welcher Strategie man das Evangelium in ländlichen Gebieten zu den Menschen bringt.

In der Abendveranstaltung interviewte Daniel Flechsig Muriithi Wanjau. Daniel Flechsig war mit seiner Frau Nancy dreieinhalb Jahre in Kenia, um die Mavuno Church zu unterstützen und von den Geschwistern dort zu lernen. Sie haben nun gemeinsam mit einem Team begonnen, in Berlin eine Mavuno-Gemeinde aufzubauen. Durch das Interview wurden verschiedene Methoden vorgestellt, die deutschen Gemeinden (bisher) weitestgehend fremd sind.
Am dritten Tag des Kongresses sprachen noch einmal alle Referenten. Den Beginn machte Dr. Stephen Beck. Der Gründer verschiedener Gemeinden und Leiter des City Mentoring Programms warb für eine Kirche, die sich auf die Mission konzentriert, denn nur dann sei eine Kirche eine Kirche. Voraussetzung, eine Kirche für Andere zu sein ist das Herz, die Einstellung. Nur die Liebe zu Gott und denen, die Gott  liebt (Gottes Gemeinde und Gottlose)  kann dazu führen, dass der Auftrag gelebt wird. Diese Liebe ist wichtiger als alle Methoden. Als außerdem erforderlich erachtet Beck für jede Gemeinde und Gemeindegründung, die Zielgruppe und den Zielort gut zu kennen und sich gut vorzubereiten.

Muriithi Wanjau machte einige Grundsätze anhand des Beispiels Nehemias deutlich. Nehemia hatte, wie andere große Männer in der Bibel, eine große Leidenschaft, eine Vision. Seine Leidenschaft war der Bau der Mauer Jerusalems. Dieser Leidenschaft ging er trotz Widerständen zielgerichtet nach. Muriithi ermutigte diejenigen, die eine klare Vision von Gott bekommen haben, dieser weiter leidenschaftlich nachzugehen, auch wenn schwierige Umstände eintreten.

Er forderte uns auf, unsere Vision niemals aufzugeben, die Strategie allerdings der jeweiligen neuen Situation anzupassen. Die, die noch keine hatten, ermutigte er, nach einer Vision zu ringen.
Bevor sich die Teilnehmer in ihren Tischgruppen gegenseitig für ihren Dienst segneten, hielt William Wagner das Abschlussreferat. In diesem machte er u. a. deutlich, dass die Gemeinde neue moderne Wege, wie z. B. die Nutzung des Internets, gehen muss, um das Evangelium in die Welt zu tragen.

Alle Veranstaltungen im Plenum enthielten neben den Vorträgen auch inspirierende Beispiele von Menschen, die Gemeinde im Rahmen von Gemeindeerneuerung und Gemeindegründung „neu gedacht“ und dabei viel Positives erlebt haben.

So berichtete z. B. Naschad Haddad von der Arabischen Gemeinde Ludwigsburg, wie sie über das Internet das Evangelium zu arabisch sprechenden Menschen tragen und gemeinsam mit anderen Gemeinden in Ludwigsburg eine internationale Jugendarbeit beginnen wollen. Stephan Pues (Frankfurt/Main) informierte über eine Gemeindegründung in einer Großstadt und Christian Göttemann (Schwebheim bei Schweinfurt) im ländlichen Gebiet. Andreas Hildebrandt (FeG Rheinbach) und Artur Siegbert (Kirche für Oberberg, Gummersbach) machten deutlich, dass Deutsche und Russlanddeutsche gemeinsam Gemeinden gründen und von ihrer Unterschiedlichkeit profitieren könen. Diese Beispiele zeigten, dass Gott sein Reich auch in Deutschland baut und machten Mut, selbst mit anzupacken. Gemeinde neu denken heißt auch Vielfalt. Der Kongress bot auch viel Gelegenheit sich untereinander kennen zu lernen und voneinander zu lernen. Vernetzung bündelt Kräfte.  

Grundtenor dieses sehr ermutigenden und herausfordernden Kongresses war, dass es wichtig ist, eine Vision, persönlich und als Gemeinde, zu haben und für diese Vision bzw. für unsere Mitmenschen voller Leidenschaft zu brennen. Diese Vision hat mit dem Auftrag zu tun, den Jesus uns gegeben hat: Geht zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern (Matthäus 28,19). Um diese Vision zu leben, bedarf es verschiedener Methoden, die aus der jeweiligen Situation entwickelt werden und zu ihr passen müssen. Wichtiger als jede Methode ist allerdings das Gebet, Gebet besonders auch für Mut.

Ein Artikel von Andrea und Tobias Lehr