Foto: David Vogt

Hören auf Gottes lebendige Stimme

INSPIRIERT LEBEN durch Musik

Kirchenmusiker Manuel Schienke hat schon früh erlebt, dass Gott ihm durch Musik begegnet. Als Pop-Kantor der EFG Kassel-Möncheberg möchte er Anderen diese Erfahrung ermöglichen. Er ist überzeugt: Musik ist Kommunikation zwischen Gott und Menschen, und sie trägt durch Grenzsituationen hindurch.

Wer hat nicht schon mal den Satz gehört oder gesagt: „Diese Musik ist mir ins Herz gegangen, sie hat mich berührt!“ Dazu passt für mich der Bibelvers aus Psalm 28,6: „Der HERR ist meine Stärke und mein Schild; auf ihn hofft mein Herz, und mir ist geholfen. Und mein Herz ist fröhlich, und ich will ihm danken mit meinem Lied.“ Gottes Stärke und Schutz lassen mein Herz hoffen. Sie erfüllen mein Herz mit Freude und lassen mich singen.

So erinnere ich mich, schon früh in meiner Kindheit dieses Gefühl im Herzen gehabt zu haben. Aufgewachsen in einer ur-baptistischen Familie war es gang und gäbe, zu singen und Instrumente zu spielen. Mich faszinierte es, wenn Zuhause oder im Gottesdienst Choräle mehrstimmig gesungen wurden oder der Jugendchor Bibelworte mit einer Band in neuen Rhythmen gesungen und gespielt hat. Das Auswendiglernen von Bibelversen fiel mir in der Sonntagschule in gesungener Form immer leichter, und das ist bis heute noch so.

Als Teenie saß ich bei ProChrist 1993 jeden Abend bei der Liveübertragung aus der Grugahalle in Essen. Ich weiß nicht mehr, was der Redner Billy Graham gesagt hat, erinnere mich aber noch genau an die gesungenen Lieder. Vor allem, als ich dort das erste Mal das Lied „Jesus, zu dir darf ich so kommen wie ich bin“ gehört und mitgesungen habe. Es ging direkt in mein Herz. Ich hatte dort das Gefühl: Gott begegnet mir ganz persönlich und redet zu mir! So auch, als ich das erste Mal bei J.S. Bachs „Matthäuspassion“ mitgesungen habe. Die Verbindung von Wort und Musik haben mir auf eindrückliche Weise gezeigt, was Jesus für mich am Kreuz getan hat; aus Liebe zu mir. Eine unvergessene Gottesbegegnung.

Eindrücklich waren auch die Erlebnisse während meiner Studienzeit in New Orleans (USA). Dort konnte ich die Gospelmusik authentisch erleben. Menschen, die auch heute noch wegen ihrer Hautfarbe diskriminiert werden, schöpfen im gemeinsamen Singen und Spielen von Gospels Kraft, Hoffnung und Mut. Dabei geht es, wie ich erleben durfte, um weit mehr als ein gutes Gefühl oder die Freude an dem Stil, sondern um die wahre Botschaft, dass Jesus lebt und er ihnen nahe ist. Die vielen spontanen Begegnungen mit Musikern und das gemeinsame Musizieren haben mich Gott nahegebracht. Ich durfte spüren, wie Gott Menschen durch Musik verbindet, wie Menschen aus unterschiedlichen Nationen Gott loben und preisen und wie daraus eine starke Verbindung im Glauben entsteht.

Musik ist Gottes Gabe, die er uns Menschen geschenkt hat. Sie dient dazu, unseren Schöpfer zu loben und zu preisen, IHM die Ehre zu geben. Wir dürfen mit der Musik antworten, Fragen stellen, Zweifel bringen, unsere Not ausdrücken, erfahren aber auch gleichzeitig Stärkung, Trost und Hoffnung. Musik ist keine Einbahnstraße. Sie ist eine lebendige Kommunikation zwischen Gott und uns Menschen, ein Gebet. Es ist für mich Segen und Geschenk, Gott am Instrument zu dienen und ihn zu ehren, mit IHM persönlich zu sprechen und seine Botschaft weitersagen zu dürfen.

Mit Chor…

Foto: Gunther Ninnemann

…mit Band…

…als Leiter der PROCHRIST LIVE-Band

Foto: ProChrist e.V.

Als Kantor in einer Gemeinde habe ich erleben können, wie andere Menschen sich durch die Musik von Gott ansprechen lassen. Und das zeigt sich durch alle Generationen und Musikstile. Für die einen ist es das Orgelpräludium, das Bläserchorstück oder die Band im Gottesdienst, die sie ansprechen; für andere das gemeinsame Singen von Chorälen, Worshipsongs oder Gospels, bei denen sie sich Gott nahe fühlen.

Das Singen und Musizieren ist daher für mich ein wichtiger Teil im Gottesdienst. Gemeinsam Gott loben und IHN ehren, auf das hören, was er uns durch Lieder sagen möchte, IHN bekennen und seine Botschaft verkündigen. Alte und neue Lieder singen, die über die Erfahrungen von Menschen mit Gott berichten, Lieder, die Gott loben und Menschen Mut und Hoffnung geben.

So etwas praktizieren wir am Möncheberg mit dem Wunschliedersingen. Einmal im Monat treffen wir uns, um Lieder aus den unterschiedlichen Epochen zu singen. Dabei spielt es keine Rolle, aus welchem Jahrzehnt die Lieder kommen. Wichtig ist der persönliche Austausch, warum dieses oder jenes Lied für den Einzelnen eine Rolle im Leben spielt. Oft kommt der Dank für Gottes Führung im Leben, aber auch der Trost in schweren Zeiten zum Ausdruck.

Und dann ist da die Gospelchorarbeit. Sie zeigt mir, wie Gott durch die Musik Menschen aus verschiedenen Alters- und Sozialschichten anspricht. Das Erleben von Gemeinschaft und die generelle Freude an der Musik stehen vielleicht für einige an erster Stelle. Jedoch erlebe ich, dass die Botschaft, die in den Texten der Lieder enthalten ist, nicht spurlos an den Sängern und Sängerinnen vorübergeht. Die Auseinandersetzung mit Texten wie „Mein Erlöser lebt“ führt dazu, dass sie Fragen stellen, mehr über den Glauben an Jesus Christus erfahren und spüren, dass mehr als nur Rhythmus und ein schöner Satzgesang dahinterstecken. Oft höre ich auch hier: „Ich fühle mich angesprochen“ und „Das Lied war für mich.“

Auch beim Musizieren mit Kindern erlebe ich, wie Gott durch die Musik spricht. Die Freiheit der Kinder, laut und fröhlich zu singen (auch lauthals auf der Straße), zu lachen und sich zu bewegen, zeugt davon, wie Gott uns durch Musik berühren kann.

Gott legt uns Lieder oft so tief in unsere Herzen, dass sie auch in den Grenzsituationen unseres Lebens abrufbar sind und manche sogar durch das Sterben hindurch begleiten. Ich habe erlebt, dass Menschen, die schon nicht mehr sprechen konnten, Herzenslieder mitsangen oder gar selbst anstimmten, und dass Menschen, die nicht mehr lesen konnten, ganze Lieder auswendig und aus vollem Herzen singen konnten. Ein Lied kann uns durch unser Leben und bis zum letzten Atemzug begleiten.

Bei allen Diskussionen über Stil, Lautstärke, Tempo und Instrumentalisierung der Musik in unseren Gottesdiensten sollten wir doch eines immer im Blick behalten: den Inhalt. Gott redet zu uns - auch durch und mit der Musik. Vielleicht redet er zu uns in Moll, in Dur, im Adagio, im Shuffle, im Pianissimo, im Fortissimo, mit Schlagzeug oder mit der Orgel. Lassen wir Gott in uns wirken, begegnen wir IHM und werden Mitspieler seines großen Orchesters.

Ein Artikel von Manuel Schienke