Integration verbessern: Ausländer brauchen deutsche Freunde

Internationaler Mitarbeitertag: Über wie viel Brücken muss ich gehen?

Erlangen – Der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden intensiviert seine Bemühungen, ausländischen Christen in Deutschland das Einleben zu erleichtern. Das wurde bei einem Internationalen Mitarbeitertag des Dienstbereichs Mission am 20. Februar in Erlangen deutlich, an dem sich 50 Mitarbeiter aus 16 Nationen und einheimischen Gemeinden beteiligten. Mit Applaus wurde die Ankündigung des Leiters der Internationalen Mission in Deutschland (IMD), Pastor Michael Kißkalt (Elstal), bedacht, dass künftig Prediger ausländischer Baptistengemeinden in Deutschland offizielle Pastoren seiner Freikirche werden können. Das Präsidium der Freikirche hatte sich auf seiner letzten Sitzung für eine solche Sonderreglung im Rahmen eines Pilotprojektes ausgesprochen. Ein dreijähriges „Pastorales
Integrations- und Ausbildungsprogamm“ für Leiter und Gemeindereferenten internationaler Gemeinden soll dafür sorgen, einen offiziellen Pastorenstatus zu erreichen. In den drei Jahren müssen die Teilnehmer pro Jahr zwei Arbeiten schreiben und an den Veranstaltungen des Bundes – auch auf regionaler und lokaler Ebene - verbindlich und engagiert teilnehmen.

Das Treffen, das gemeinsam mit dem österreichischen Baptistenbund durchgeführt wurde, stand unter dem Motto „Über wie viele Brücken muss ich gehen? – Den spannenden Weg der Integration wagen!“. Dazu meinte Kißkalt, dass Ausländer in Deutschland einige „Kulturbrücken“ überwinden müssten, bis die Integration als abgeschlossen betrachtet werden könne. Am Anfang stehe das Verleugnen der anderen Kultur in Deutschland, dann das Verteidigen der eigenen Kultur. Es folge das Relativieren, das Anpassen und das Integrieren. Ja nach Persönlichkeit und Lebensgeschichte sei dieser Weg unterschiedlich lang.

Nach Kißkalts Worten komme es in einer ausländischen Familie häufig zu Spannungen, weil Kinder offener für die neue Kultur seien als die Eltern.
Diese Spannungsfelder kämen bisher in der christlichen Beratungsarbeit kaum zur Sprache. Pastorin Andrea Klimt (Wien) ermutigte Migranten, sich deshalb stärker als bisher zu Familien- und Ehetherapeuten ausbilden zu lassen. Ein besonderes Problem sei für Migranten auch die Nichtanerkennung ihrer in ihren Heimatländern erworbenen Schulabschlüsse und Berufsqualifikationen.
Zugleich machten ihnen die hohen Anforderungen in Deutschland nicht selten Angst. Bei dem Treffen wurden die Wünsche ausländischer Christen in Deutschland mit den Worten auf den Punkt gebracht: „Sie brauchen Freunde.“ Sie wünschten sich auch, dass einheimische Christen Deutschkurse in ihren Räumen anbieten und sie bei Behördengängen oder bei der Wohnungs- und Arbeitssuche begleiten.
 
Miguel Castro (Mannheim), Pastor einer spanischsprachigen Gemeinde, unterstrich in seiner Bibelarbeit das Einheitsgebot aller Christen. Es entspreche nicht dem Neuen Testament, wenn zwischen Einheimischen und Ausländern in der Gemeinde unterschieden werde. Man müsse in Christus eins sein.

Die IMD steht in Kontakt mit rund 200 ausländischen Gemeinden und Gruppen mit mehr als 4.000 Mitgliedern.

Ein Artikel von Klaus Rösler