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„Jesus Christ, the Door“

Bericht vom 21. Baptistischen Weltkongress in Südafrika

Mehr als 2.500 Menschen aus über 80 Ländern nahmen am 21. Baptistischen Weltkongress vom 22. bis 26. Juli im südafrikanischen Durban teil. Der erste Weltkongress auf afrikanischem Boden stand unter dem Motto „Jesus Christ, the Door“ (Jesus Christus, die Tür). Der Südafrikaner Ngwedla Paul Msiza wurde in sein Amt als Präsident des Baptistischen Weltbundes (BWA) eingeführt. Als offizielle Vertreter des BEFG nahmen Generalsekretär Christoph Stiba und Präsidiumsmitglied Frank Fornaçon am Kongress sowie zuvor an der BWA-Ratstagung teil. Auch eine Gemeindegruppe aus Süddeutschland, Regina Claas und Matthias Dichristin von EBM INTERNATIONAL sowie Prof. Dr. Andrea Klimt von der Theologischen Hochschule Elstal waren zum Kongress nach Durban gereist. 

Das Kongressthema stand im Mittelpunkt zahlreicher Bibelarbeiten, Foren sowie der Plenarveranstaltungen. So beleuchteten die Hauptredner ganz unterschiedliche Aspekte des Leitthemas. Für alle Menschen gebe es eine einzigartige, ganz individuelle Tür, durch die Gott sie führen könne, so Joel Gregory, Professor am Theologischen Seminar der texanischen Baylor Universität. Alle Christen seien aufgefordert, Gott darum zu bitten, ihnen diese Tür zu zeigen, sie zu öffnen und ihnen den Mut zu schenken, durch sie hindurchzugehen. Dass Jesus auch für Menschen in schwerer Bedrängnis die Tür ist, berichtete die Bulgarin Dimitrina Oprenova in ihrem zeugnishaften Vortrag. Sie habe erlebt, dass Gott die Christen in ihrem Land auch in Zeiten der Unterdrückung durch die Kommunisten nicht alleine gelassen habe, so Oprenova, die seit der Konferenz eine von zwölf BWA-Vizepräsidenten ist: „Wie auch immer die Umstände sind, wir dürfen frei sein von Angst.“

Der ehemalige Vizepräsident der All Africa Baptist Fellowship, Donald Ndichafah aus Kamerun, stellte die Kraft der Liebe Gottes in den Mittelpunkt seiner Ausführungen: „Wenn Gottes Liebe im Leben eines Menschen überfließt, kann dieser Mensch zu einer Brücke werden, die andere Menschen mit Jesus Christus, der Tür zu Gottes Liebe, verbindet.“ Auch der ehemalige Präsident der brasilianischen Baptisten und einer von zwölf BWA-Vizepräsidenten, Luiz Soares Silvado, zeigte in seinem Vortrag den missionarischen Auftrag jedes Christen auf. Diesem Auftrag könnten Christen nur nachkommen, wenn sie sich auf wahre Jüngerschaft einließen, so Silvado: „Jüngerschaft ist der Kern der christlichen Erfahrung.“ Dabei gehe es nicht nur darum, über Jesus Christus zu hören: „Wir müssen durch seinen Charakter und in seinen Charakter hinein geformt werden.“

Auch der neue BWA-Präsident Ngwedla Paul Msiza legte in seiner programmatischen Einführungsrede den Fokus auf das Kongressthema. Die Kirche solle die Tür weit für Menschen öffnen, anstatt als Türsteher zu entscheiden, wer rein dürfe und wer draußen bleiben bleiben müsse. Allerdings bauten manche Kirchen in ihre Türen bildlich gesprochen Schlösser ein, die nur sie öffnen könnten: „Doch Christus ermöglicht uns durch seine Einladung einen immerwährenden Zugang.“ Für die Kirche sei Christus die Tür, so Msiza: „Diese einzige Tür ist offen für alle Menschen, die in seinem Bilde geschaffen sind. Sie ist Ausdruck davon, dass wir alle zusammengehören.“ Ngwedla Paul Msiza war bereits im vergangenen Jahr zum Nachfolger des US-Amerikaners John Upton gewählt worden. Er ist nach dem Liberianer William Tolbert der zweite Afrikaner in diesem Amt. Msiza war von 2001 bis 2010 Generalsekretär der Baptist Convention of South Africa. Während seiner Amtszeit hatte der BEFG eine mehrjährige Partnerschaft mit dem südafrikanischen Baptistenbund. Von 2006 bis 2011 war Msiza Präsident der All Africa Baptist Fellowship.

Corneille Gato Munyamasoko erhielt in Durban den Menschenrechtspreis des Weltkongresses. Der Ruander wurde ausgezeichnet für seinen Einsatz für Frieden und Versöhnung nach dem Völkermord, dem 1994 in seinem Heimatland viele hunderttausend Menschen zum Opfer gefallen waren. Munyamasoko führte in zahlreichen Schulen „Friedens-Klubs“ ein und gründete eine Friedenscamp-Bewegung. In seiner Laudatio hob BWA-Generalsekretär Neville Callam hervor, Munyamasoko habe Menschen auf der Basis biblischer Theologie, ganzheitlicher Mission und Bildung dabei unterstützt, nationale Rivalitäten und ethnische Differenzen zu überwinden.

BEFG-Präsidiumsmitglied Frank Fornaçon moderierte auf dem Kongress eine Bibelarbeit zum Thema „Jesus Christus, die Tür zur Freiheit“. Generalsekretär Christoph Stiba gestaltete gemeinsam mit Baptisten aus den USA und Indien ein Forum über interkulturelle Gottesdienste (Thema: „Geistliche Bereicherung durch interkulturelle Ausdrucksformen“). Die gesellschaftliche sowie die geistliche Dimension des interkulturellen Miteinanders gehörten zu den inhaltlichen Kongressschwerpunkten. So befassten sich weitere Foren mit der „Christlichen Mission der Länder des Südens in westlichen Staaten“, dem Zusammenhang von „Migration und Predigt“ sowie der „Christlichen Gemeinschaft in Zeiten politischer Konflikte“. Die Delegierten aus Europa tauschten sich intensiv über die Möglichkeit der stärkeren Zusammenarbeit in der Begleitung von Flüchtlingen aus. Dieses Thema wird auf Anregung der deutschen Delegierten auf der Ratstagung der Europäischen Baptistischen Föderation (EBF) im September im bulgarischen Sofia behandelt.

Christoph Stiba würdigte den Kongress als wichtigen Ort der Vernetzung: „Die  BWA ermöglicht uns, als Baptisten aus unterschiedlichen Ländern gemeinsam an Themen zu arbeiten, bei denen wir die Gesellschaft unserer Länder mitgestalten können.“ Dies sei gerade angesichts der aktuell massiv zunehmenden globalen Flüchtlingsproblematik von „außerordentlicher Relevanz“, so der Generalsekretär.

Dem Weltkongress, der alle fünf Jahre stattfindet, war die jährliche Ratstagung vorausgegangen. Dort wurden zwölf Vizepräsidenten eingeführt. BWA-Vizepräsidenten aus Europa sind Dimitrina Oprenova (Bulgarien) und Jan Sæthre (Norwegen), der auch 1. Vizepräsident wurde. Für die ehemalige BEFG-Generalsekretärin Regina Claas endete die Amtszeit als Vizepräsidentin. Sie bleibt bis 2016 Mitglied der BWA-Exekutive, in die der Generalsekretär von EBM INTERNATIONAL, Christoph Haus, berufen wurde. Er wurde außerdem als stellvertretender Vorsitzender in das Komitee von Baptist World Aid, der BWA-Hilfsorganisation gewählt. Aus dem BEFG wurden Regina Claas, Frank Fornaçon, Prof. Dr. Erich Geldbach, Dr. Ursula Geldbach, Uwe Heimowski, Prof. Dr. Michael Kißkalt und Prof. Dr. Uwe Swarat als Mitglieder verschiedener BWA-Kommissionen berufen. Der Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Weitere Kommissionsmitglieder werden in nächster Zeit berufen.

Der nächste Baptistische Weltkongress findet 2020 in Rio de Janeiro statt – erstmals gemeinsam mit der Baptistischen Weltjugendkonferenz.

Ein Artikel von Dr. Michael Gruber