Konvent der Diakoninnen und Diakone

Konvent der Diakoninnen und Diakone, 22.-25.02.2010



„Diakoninnen und Diakone sind unglaublich vielseitig begabt.“ Diese Feststellung zog sich durch die abwechslungsreich gestaltete Konventtagung im Haus der Begegnung in Rotenburg/F.
40 Konventmitglieder haben sich vom 22.-25. Februar getroffen, um auf ihrer jährlichen Tagung persönlich aufzutanken, aber auch Weichenstellungen für die zukünftige Arbeit von Diakoninnen und Diakonen im BEFG vorzunehmen. Starke Umbrüche in den letzten Jahren zeigen sich u.a. daran, dass der früher rein weiblich zusammen gesetzte Konvent nun verstärkt männliche Mitglieder hat. Auch das Berufsbild hat sich verändert und eine Aufwertung erfahren durch die rechtliche Gleichstellung mit den Pastor/innen im Bund. Dies zeige sich konkret an den gleichen Richtliniengehältern für Pastor/innen und Diakon/innen, so Friedbert Neese, Leiter des Dienstbereichs Ordinierte Mitarbeiter im BEFG.
Seiner Meinung nach ist der Dienst der Diakoninnen und Diakone unverzichtbar für Gemeinden, denn die Gemeinden müssten sich zunehmend mehr den sozial-diakonischen Herausforderungen der Gesellschaft stellen. „Eine Gemeinde, die die Herausforderung der Welt, in der wir leben, nicht erkennt, wird nicht überleben. Die Situation in unserer Gesellschaft erfordert gemeindenahe Diakonie. Die Gemeinde der Zukunft wird missionarisch-diakonisch sein, oder sie wird nicht mehr sein“, so sein Statement.
Dafür sei noch viel Bewusstseinsbildung nötig. Der Antrieb müsse von den Diakon/innen und Gemeindeleitungen ausgehen, die einen Blick für die Realität haben und Visionen entwickeln, wie sie den Herausforderungen begegnen wollen.

Einen Vormittag lang betrachtete Friedbert Neese mit dem Konvent den Jakobusbrief unter der provokanten Aufforderung: „Zeige mir deinen Glauben ohne Werke.“ Glaube an Jesus dürfe nicht Lippenbekenntnis am Sonntag bleiben, sondern müsse konkrete Auswirkungen im Alltag haben. Der Glaube sei nutzlos, wenn er nicht Taten der Nächstenliebe hervorbringe.

In die gleiche Richtung zielte der Beitrag von Dr. Ralf Dziewas, Professor für Diakonik am Theologischen Seminar (Fachhochschule) des BEFG in Elstal.
In einer Bibelarbeit sprach er über das Gericht Gottes über die Unbarmherzigkeit. Wie ein roter Faden ziehe es sich durch beide Testamente, dass der Gott Israels und der Vater Jesu Christi ein Gott der Barmherzigkeit sei, der von seinem Volk Taten der Barmherzigkeit erwarte. Man denke an Psalm 82 oder an die Sozialkritik der Propheten ebenso wie an das Gleichnis vom Weltgericht in Matthäus 25 und vergleichbare Stellen. Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter mache deutlich, dass Mitleid allein nicht genügt. Barmherzigkeit sei nur barmherzig, wenn sie getan wird. Selbst Paulus spreche von einem Gericht über die Werke. Dabei sei die Differenzierung wichtig: Es gehe bei allem nicht um eine Werkgerechtigkeit. Die Rechtfertigung des Sünders geschieht allein aus Glauben, aber die Frage sei doch: Wie wirkt sich dieser Glaube im Leben des Einzelnen und der Gemeinde aus?

Dazu stelle Ralf Dziewas fünf Thesen auf, um den diakonischen Auftrag des Diakonenamtes zu begründen.
1.    Diakoninnen und Diakone folgen dem allgemeinen Auftrag der Gemeinde Jesu, die Liebe Gottes durch die Predigt des Evangeliums, Taten der Barmherzigkeit und durch Zeichen des Reiches Gottes zu verkündigen.
2.    Die Liebe Gottes bewirkt die Rechtfertigung des Sünders im Glauben, deshalb darf Diakonie nie aus Zwang oder Druck heraus gelebt werden, sondern immer nur als Ausdruck der Liebe Gottes zu den Menschen.
3.    In dem Bewusstsein, dass es ein Gericht über die Werke gibt, ist es Aufgabe aller Diakoniker gesellschaftskritisch zu sein.
4.    Der Heilige Geist ist es, der die Gemeinde Jesu dazu befähigt, sich dem Leiden der Schwachen anzunehmen. Darum wird die nächste Erweckung eine diakonische sein, sonst ist sie keine Erweckung des Geistes Gottes, der der Geist der Liebe und Barmherzigkeit ist.
5.    Die Hoffnung auf das ewige Reich Gottes ermutigt die Gemeinde zum gemeinsamen aktiven Einsatz für eine friedliche und gerechte Welt, bis Gottes Herrlichkeit kommt.

Vor diesem Hintergrund sei es logisch, so Ralf Dziewas, das Pastor/in und Diakon/in einen gemeinsamen Auftrag und dadurch auch eine gemeinsame Arbeit haben, auch wenn ihre Schwerpunkte eventuell unterschiedlich sind.

Neben diesen Arbeitseinheiten blieb dem Konvent noch Zeit für gemeindepraktische Erfahrungen in Beiträgen zu Themen wie „Sichere Gemeinde“ oder Tanz- und Entspannungspädagogik. Wichtige Elemente waren außerdem das gemeinsame Feiern und gemeinsames Beten.

Turnusgemäß standen in diesem Jahr Wahlen an. Die Konventleitung ist ein 5-köpfiges Gremium, das den Konvent auch im Bund vertritt. Ausgeschieden sind: Sven Schneider, Cornelia Benthin, Claudia Schneider-Pflanz und Marc Stamm. Walter Becker (Hannover-Süd) bleibt noch in der Leitung, neu hinzu gewählt wurden: Michael Job (Hannover-Walderseestr.), Gabriele Löding (Lüneburg), Ralf Maulshagen (Herten) und Damaris Werner (Berlin-Haselhorst). Die neue Konventleitung hat nun die Aufgabe, eine/n Leiter/in aus ihrer Mitte zu wählen und an der Geschäftsordnung des Konvents weiter zu arbeiten. Viele neue Strukturen wurden zwar schon geschaffen, aber noch ist die Umbruchphase nicht ganz abgeschlossen.
Respektvoll und dankbar gedachte der Konvent ihrer Begründerin vor 30 Jahren, Sr. Dr. Mechthild Schröder, die einige Wochen zuvor heimgerufen worden war.

Almut Siodlaczek, Ober-Ramstadt

Ein Artikel von Elisabeth Schmidt