Mit Christus in der Mitte
Versöhnt beieinanderbleiben
In ihrem Bericht bei der Bundesratstagung des BEFG haben Präsident Michael Noss und Generalsekretär Christoph Stiba dazu ermutigt, mit Christus in der Mitte versöhnt und versöhnlich beieinanderzubleiben und das Evangelium nicht nur zu predigen, sondern auch zu leben.
„Zunächst sind wir dankbar und hoffnungsfroh im Blick auf so vieles, was in unseren Gemeinden geschieht“, so Christoph Stiba zu Beginn des Berichts. „Viele Menschen engagieren sich ehrenamtlich und hauptamtlich dafür, dass die Menschenfreundlichkeit Gottes und das Evangelium von Jesus Christus sichtbar, erlebbar und erfahrbar werden. Das ist eine wahre Freude.“ Er verwies dabei auf die Gemeindegründungsprojekte. Die Gemeinde „Alhayat“ („Das Leben“) ist eines der 26 Projekte. Die Geschwister mit arabischen Wurzeln nutzen die Räume der alten EFG Lünen. Denn es gehöre auch zur Wahrheit, dass es Gemeinden gibt, die älter geworden sind und ihren Dienst einstellen, so Stiba. Das Projekt:Revitalisierung begleite Gemeinden, sich Zukunftsfragen zu stellen und einen Erneuerungsprozess anzustoßen, damit wie in Lünen neues Leben aufblühen könne.
Michael Noss blickte auf die jüngsten Entwicklungen, die „uns zu schaffen machen“: auf den Ukraine-Krieg und andere Konfliktherde in dieser Welt, die Teuerung, die vielen geflüchteten Menschen, den Klimawandel und das Schicksal vieler Kinder nach Corona, das auch eine diakonische Herausforderung für Gemeinden ist. Im Hinblick auf diese Krisensituationen mahnte er vor der Verlockung, „die Vergangenheit als heiler, besser, richtiger“ darzustellen. „Wir müssen uns heute mit Fragen und Themen auseinandersetzen, die uns vorher fremd waren“, so Noss. Das Neue, das das Christentum gebracht habe, sei „die kompromisslose Achtung des Menschen“. Er drückte sein Bedauern darüber aus, dass viele Menschen Gemeinden verlassen hätten, weil sie mit ihren Anschauungen und Lebensentwürfen nicht in der Gemeinde vorgekommen seien. Er plädierte dafür, versöhnt und versöhnlich beieinander zu bleiben. „Was uns in allen Krisensituationen im Bund geholfen hat, war der gemeinsame Blick auf Christus in der Mitte, auf seine am Kreuz vollbrachte Versöhnung und das darin enthaltene Heil Gottes für alle Menschen.“
„Mit Christus in der Mitte müssen wir nicht immer neue Grenzen und rote Linien ziehen, um unser Gemeindezuhause einzufrieden“, fügte Stiba hinzu. „Grenzen, rote Linien, Ränder spielen keine zentrale Rolle“. Daher solle man sich nicht an den Randthemen aufhalten und entzweien oder vom Präsidium ein klärendes Wort zur Orientierung einfordern. Das allgemeine Priestertums aller Gläubigen stelle jede Christin und jeden Christen in die Verantwortung, sich eine eigene Meinung vor Gott zu bilden und zu prüfen. „Auseinandersetzungen über Glaubens- und Lebensfragen gehören zu unserer DNA“, so der Generalsekretär. Er lud ein, an den Gesprächsprozessen teilzunehmen, die der BEFG angestoßen hat: zum Zukunftsprozess „Unser Bund 2025 – Zukunft gestalten“, zum Nachdenken über das gemeinsame Bekenntnis, die „Rechenschaft vom Glauben“ und zum Format „Im Dialog zum Kreuz“. Die Stärke des BEFG und seiner Gemeinden sei der Kongregationalismus, die Selbstständigkeit der Ortsgemeinde. „Die Stärke ist, dass wir in unseren Gemeinden zu unterschiedlichen Erkenntnissen kommen und mit diesen Unterschieden im Bund leben können“, betonte Stiba. So seien wir auch bei großen Zerreißproben beieinandergeblieben, „weil Jesus Christus das Band zwischen uns war und ist.“
„Wir predigen das Evangelium nicht nur, wir leben es auch, wenn wir uns als christusgläubige Menschen zeigen, Position beziehen und zur Versöhnung nicht nur einladen, sondern sie auch beherzt leben“, so Stiba. Michael Noss ermutigte die Anwesenden, immer wieder neu gegenseitige Annahme zu üben und die Menschen in den Blick zu nehmen, „die unsere besondere Fürsorge brauchen“. In dem Zuge erinnerten Präsident und Generalsekretär an die Diakonissen der Bethel-Schwesternschaft. Sie befinden sich in einem Rechtsstreit mit der Geschäftsleitung des Gesundheitswerks Bethel. Daher forderten beide die Bundesgemeinschaft auf, in ihrer Solidarität ihnen gegenüber nicht nachzulassen und sie im Gebet zu unterstützen. Die Bundesratsgemeinschaft gedachte der im letzten Jahr verstorbenen Bethel-Diakonissen und betete für sie und die Schwesternschaft.
„Wir haben einen Auftrag, Friedensstifterinnen und Friedensstifter zu sein, uns für Gerechtigkeit einzusetzen und alles für die Bewahrung von Gottes Schöpfung, die unsere Welt ist, zu tun“, schloss Christoph Stiba. „Wir bitten an Christi statt: ‚Lasst euch versöhnen mit Gott!‘“
Ein Artikel von Jasmin Jäger