International: Die Volleyballmannschaft der EFG am Knüll in Höxter

Mit Volleyball spielerisch Integration üben

Flüchtlinge spielen in der Gemeindemannschaft in Höxter mit

In der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde am Knüll in Höxter spielen geflüchtete Menschen aus vielen Nationen mit großer Begeisterung in der Volleyballmannschaft der Gemeinde mit. Fast wöchentlich kommen neue Spieler dazu – sie stammen aus Eritrea, Afghanistan, Syrien, Nigeria, Mali, Pakistan und einigen Ländern mehr. Sport verbindet über Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede hinweg, hilft gegenseitige Vorurteile zu überwinden und Neuankömmlinge in die deutsche Gesellschaft zu integrieren.

Fast 40 Spieler zwischen 14 und 50 Jahren treffen sich mittlerweile jeden Dienstag zum Training in der Sporthalle der Hauptschule am Bielenberg. Tendenz steigend. Etwa 25 der Volleyballer sind aus ihrer Heimat geflohene Männer, Frauen und Jugendliche. „Wir haben mit einem Spielfeld angefangen. Inzwischen brauchen wir drei Felder für sechs Teams“, berichtet Trainer Victor Abrahams. Die Hallenzeiten erhält die Mannschaft vom SV Höxter, über den die Spieler auch versichert sind. Die Kosten für den Mitgliedsbeitrag sowohl für die internationalen als auch die deutschen Spieler übernimmt der Deutsch Sportbund – als seinen Beitrag zur Integration Geflüchteter.

Volleyball mit Flüchtlingen entstand aus der bereits existierenden Gemeinde-Volleyballmannschaft heraus. „2014 sprachen uns engagierte Flüchtlingshelfer an, ob wir bereit wären, einige junge Männer aus Eritrea mitspielen zu lassen“, erzählt Victor Abrahams. „Die Mannschaft war dafür. Vier Eritreer kamen zum Training. Es gefiel ihnen, und sie erzählten anderen davon. Seither kommen immer mehr Spieler aus ganz verschiedenen Ländern dazu.“

Die meisten Spieler sind zwischen 17 und 20 Jahren alt. Verständigungsprobleme, Schwierigkeiten unter den Flüchtlingen oder mit den deutschen Spielern halten sich in überschaubaren Grenzen. „Die meist jungen Leute sind freundlich, offen, kontaktfreudig und lernbereit. Sie wollen möglichst schnell die deutsche Sprache und auch die Volleyballregeln lernen“, berichtet Abrahams. Bei der Verständigung im Team helfen deutschsprachige Mitspieler und diejenigen fremdsprachigen Spieler, die schon so gut deutsch sprechen, dass sie für die anderen übersetzen können. Für Abrahams sind sie alle Integrationshelfer. Zur Not können sie beim Sport auch mit Händen und Füßen kommunizieren.
 
Dass aus der Volleyballmannschaft der Baptistengemeinde am Knüll in Höxter einmal eine so internationale und wachsende Truppe werden würde, ahnte bis vergangenen Sommer niemand. „Keiner hat überhaupt mit solch einem Flüchtlingszustrom gerechnet. Gemeinsam lernten wir dann, uns auf das Neue einzulassen. Diese bunte Truppe wuchs ja nach und nach. Die ersten waren für die nächsten dann schon Integrationspartner“, sagt Victor Abrahams.

Sport ist für ihn eine der effektivsten Integrationsmaßnahmen überhaupt. „Es gibt kaum einen niedrigschwelligeren Weg, so viele Bedürfnisse so einfach zu bedienen: Kontakte knüpfen, Sprache lernen, Gemeinschaftsgefühl erleben, sich körperlich fordern und austoben. Es ist auch eine Gelegenheit, den Kopf freizubekommen von den Alltagssorgen.“ Beinahe spielerisch würden die Flüchtlinge nicht nur die neue Sprache, sondern auch etwas über die deutsche Kultur lernen – etwa wie Menschen sich in Deutschland begrüßen und verabschieden, wie Männern und Frauen miteinander umgehen oder dass Pünktlichkeit hier wichtig ist. Ganz nebenbei würden auch gegenseitige Vorurteile abgebaut, sagt Abrahams. „Ob wir wollen oder nicht, bringen wir Vorstellungen über Menschen anderer Nationalität mit. Erst wenn wir persönlichen Kontakt miteinander haben, merken wir, dass die meisten davon gar nicht stimmen. Ich stelle immer wieder fest: Wir sind uns alle sogar erstaunlich ähnlich.“

Ein Artikel von Lilli Streich und Jenny Jörgensen