Oncken Verlag in vorläufiger Insolvenz

Arbeit des baptistischen Traditionshauses geht zunächst weiter

Der Oncken Verlag hat Insolvenz angemeldet. BEFG-Generalsekretär Christoph Stiba drückte in einer ersten Stellungnahme sein Bedauern aus und betonte die „über Jahrhunderte andauernde Prägekraft des Verlags und dessen Segensspuren für den deutschen Baptismus“. Nach Angaben von Geschäftsführerin Silke Tosch werden die Oncken-Zeitschriften bis auf Weiteres erscheinen. Zudem arbeite man daran, die Weiterführung bestimmter Geschäftsbereiche langfristig zu sichern.

„Leider haben die Sanierungsversuche der letzten Jahre nicht so gegriffen, wie man es sich vorgestellt hatte, und der Oncken Verlag musste am 19. Dezember 2019 Insolvenz anmelden“, so Tosch in einem schriftlichen Statement. „Mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter werden nun Möglichkeiten ausgelotet, eine Weiterführung wesentlicher Geschäftsbereiche zu realisieren.“ Im Oncken Verlag werde weitergearbeitet, und die Zeitschriften würden bis auf Weiteres erscheinen, so die Geschäftsführerin. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Verlag arbeiten aktuell unter einem enormen Druck. Deshalb sind wir auch über eine Unterstützung durch Gebet und Fürbitte dankbar.“

BEFG-Generalsekretär Christoph Stiba hob in seiner Erklärung die Leistungen des Verlags und die historisch engen Beziehungen zu den Baptisten hervor: „Noch bevor Johann Gerhard Oncken in Hamburg die erste Baptistengemeinde auf dem europäischen Festland gründete, rief er 1828 den Verlag ins Leben. Seitdem haben Publikationen aus dem Hause Oncken wie die Kinderzeitschrift ‚Der Morgenstern‘ Generationen von Baptisten geprägt.“ Auch die Zeitschrift DIE GEMEINDE, ehemals „Der Wahrheitszeuge“, und andere Veröffentlichungen seien bis heute für tausende Leserinnen und Leser „eine feste Größe. Wir sind Gott dankbar für die Verbreitung des Evangeliums in der bewegten 191-jährigen Verlagsgeschichte.“

Oncken-Geschäftsführerin Silke Tosch bittet die Gemeinden darum, den Verlag für DIE GEMEINDE „mit Nachrichten aus dem Gemeindeleben zu versorgen“ (per E-Mail an gemeinde(at)oncken.de). Dies erleichtere dem Verlagsteam angesichts zusätzlicher Aufgaben wegen des vorläufigen Insolvenzverfahrens die Arbeit. Der BEFG wurde zwischenzeitlich in die laufenden Gespräche über die Weiterführungsmöglichkeiten eingebunden. „Unser Wunsch ist es, dass die bisherige gute Zusammenarbeit in den verschiedenen Bereichen fortgesetzt werden kann“, so Christoph Stiba: „In diesem Rahmen unterstützt der BEFG die Fortführungsbemühungen.“

Der Oncken Verlag gehörte seit 1878 dem Bund der Baptisten und seit 1942 dem BEFG als dessen Nachfolgeorganisation. Seit 2006 ist die Oncken-Stiftung Eigentümerin des Verlags.

Ein Artikel von Dr. Michael Gruber