Schwarzsein in Deutschland
Ausstellung in der EFG Kassel West: Dem Rassismus in uns den Spiegel vorhalten
„Wir alle tragen das Potential zum Rassismus in uns, aber wir dürfen ihm nicht huldigen“, erklärte Pastor Frank Fornaçon Anfang Juni anlässlich einer Ausstellung zum Leben Schwarzer Menschen in Deutschland. In der Kirche im Hof der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Kassel-West werden im Juni und Juli Bilder des in Kassel lebenden Künstlers Zaki Al-Maboren gezeigt.
Porträtiert werden Schwarze Menschen, die in den letzten Jahren in Deutschland zu Opfern rassistischer Gewalt wurden. Die Gesichter sind auf einem spiegelnden Untergrund gemalt, so dass der Betrachter sich in den Porträts selber wiederfindet.
„Ein Jahr nach dem Tod von George Floyd in den USA und ein Jahr nach der Ermordung von Walter Lübcke durch einen rechten Rassisten wollen wir daran zeigen, dass Rassismus im Alltag allgegenwärtig ist“, meinte Ruth Hunstock von der Initiative Side by Side, der Gruppe Afrodeutscher und Schwarzer Menschen in Nordhessen. Die Initiative ist deutschlandweit bekannt geworden durch ihren Einsatz für die Ächtung des N-Wortes und die Umbenennung von „Mohren“-Apotheken. „Die Kirche im Hof ist als ein Ort bekannt, an dem alle Menschen ohne Unterschied willkommen sind“, begründet Hunstock die Wahl des Ausstellungsortes.
Begleitet wird die Ausstellung durch ein Filmprojekt des Kasseler Filmemachers Stefan Haberzettl, der afrodeutsche und Schwarze Menschen aus Kassel, auch aus der Kirche im Hof, zu ihren Erfahrungen befragt und das filmisch festgehalten hat. Der Film „Gesichter mit Geschichte“ ist wie der Eröffnungsgottesdienst auf dem YouTube-Kanal der Kirche im Hof zu sehen.
Dass Menschen aller Hautfarben in Kassel eine Heimat haben, unterstrich der Integrationsbeauftragte der Stadt, Carsten Höhre, in einem Grußwort: „Alle werden gebraucht und alle gehören dazu. Die Menschen in unserer Stadt begegnen sich auf Augenhöhe und haben Verständnis füreinander. Angehörige verschiedener Kulturen, Nationalitäten, Religionen und Generationen leben miteinander auf der Grundlage unserer Rechtsordnung. Sie alle bekommen eine faire Chance zur Gestaltung ihres Lebens. Gerade deshalb sind die Menschen in Kassel stolz auf ihre Heimatstadt. Heimat und Vielfalt schließen sich nicht aus, sondern gehören untrennbar zusammen.“
„Für mich ist der Rassismus beendet, wenn Eltern ihren Kindern nicht mehr vorschreiben, mit wem sie spielen dürfen und mit wem nicht“, wünschte sich Gemeindeleiterin Kerstin Platte in einem abschließenden Statement im Gottesdienst zur Ausstellung.
Neben der Stadt Kassel und der Kampagne „Offen für Vielfalt“ fördert das hessische Sozialministerium das Projekt als eines von zehn beispielhaften Projekten im Rahmen der Charta für Vielfalt.
„Die Kirche im Hof ist ein Ort, an dem kulturelle Vielfalt gefördert wird, so dass sich insbesondere Menschen aus Eritrea, China dem Iran, aus Syrien, dem Irak und zehn weiteren Herkunftsländern in der Kirche begegnen“, so Pastor Frank Fornaçon. „In der Stadt Kassel haben 40 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshintergrund und die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Kassel-West bemüht sich, unter ihren Mitgliedern und Freunden einen ähnlichen bunten Querschnitt zu repräsentieren.“ Die Gemeinde hat 160 Mitglieder.
Ein Artikel von Kirche im Hof Kassel