Seelsorge mit Hand und Fuß

Zehn Jahre erfolgreiche Kooperation: Baptisten und Freie Evangelische Gemeinden bilden Berater gemeinsam aus

Sie lernen Seelsorge mit Hand und Fuß. 24 Frauen und Männer aus zwei evangelischen Freikirchen haben im März in Bad Endbach (Hessen) eine Ausbildung unter dem Titel „Seelsorge und Beratung“ begonnen. Sechs Tage lang lebten und arbeiteten sie zusammen in dem „Haus Felsengrund“. Drei weitere Schulungswochen werden innerhalb von zwei Jahren folgen.

Der Bund der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden (BEFG) und der Bund der Freien Evangelischen Gemeinden (BFEG) bieten den Kursus seit mehr als zehn Jahren gemeinsam an. Zum 12. Mal wird die Schulung von Pastor Olaf Kormannshaus, Leiter des Instituts für Seelsorge und Psychologie (ISP) im BEFG (Elstal, Brandenburg), und Pastor Günter Hallstein, Chef des Instituts für Seelsorge und Beratung (ISB) im BFEG (Ewersbach, Hessen), betreut. Zum Leitungsteam gehört erneut die Pädagogin und Lehr-Bibliodrama-Leiterin Margaret Lincoln vom evangelischen Stephansstift in Hannover.

Kormannshaus sagte während der ersten Lernwoche: „Unser Ziel besteht darin, dass die Teilnehmer ihren eigenen Stil der seelsorgerlichen Arbeit entwickeln.“ Dazu regten sowohl Vorträge über die biblische Grundlegung der Seelsorge als auch Angebote zur Selbsterfahrung an. Bei morgendlichen Übungen unter freiem Himmel etwa leitete Lincoln zur Wahrnehmung von Körper und Seele an. Auch in der Inszenierung eines Bibliodramas sowie in der Arbeit mit nicht bewusst gespeicherten Gefühlen (Focusing) gab sie Impulse zur Auseinandersetzung mit der eigenen Person. Die Teilnehmer konnten in dem geschützten Rahmen sogenannter Selbsterfahrungsgruppen ihre Erlebnisse und persönliche Fragen unter fachlicher Begleitung austauschen. „Diese Gruppen bieten die Gelegenheit, das Gehörte in Beziehung zur eigenen Lebensgeschichte zu setzen“, erläuterte Kormannshaus. Bei der Wissensvermittlung orientiere sich das Team an Teilnehmern ohne Vorkenntnisse. „Ziel ist nicht, eine christliche Psychologie zu betreiben, sondern fachlich sauber theologische und psychologische Impulse voneinander zu unterscheiden“, betonte der Geistliche mit Psychologie-Diplom.

Eine Besonderheit des Kurses besteht in seiner Offenheit sowohl für haupt- als auch für ehrenamtlich tätige Seelsorger sowie für Interessierte ohne Beratungs-Erfahrung. So reicht das Spektrum der neuen Gruppe von einer 21-jährigen Theologiestudentin über einen Umweltfachinformatiker, einen Pastor, Arzthelferinnen bis hin zur erfahrenen Psychotherapeutin im Alter von Mitte 60 Jahren. Gemeinsam ist ihnen der Wunsch, ihren Mitmenschen beratend zu helfen. Der Lehrende Transaktionsanalytiker und Lehrsupervisor Hallstein betonte: „Seelsorge ist Wegbegleitung, weil Jesus mich dazu beauftragt hat. Sie trägt dazu bei, dass Beziehungen heil werden – zu mir, zu meinen Mitmenschen, zu Gott.“

Weitere Informationen sowie Anmeldeformulare für den nächsten Kursus „Seelsorge und Beratung“ mit Beginn im Februar 2011 im Internet unter Institut für Seelsorge und Psychologie - Kurs Seelsorge und Beratung

Ein Artikel von Jan-Hendrik Frank