Sicher durch spannungsreiche Zeiten führen
Seminar „Achtung Hochspannung“
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dafür fit machen, Menschen in ihrer Gemeinde sicher durch spannungsreiche Zeiten zu führen – das war das Ziel des Seminars „Achtung Hochspannung“ vom 31. August bis 1. September in Elstal.
Intensiv, angefüllt und zugleich atmosphärisch fröhlich und entspannt erlebten die 25 Teilnehmenden aus dem ganzen Bundesgebiet die zwei Tage: „Durch den offenen und trotzdem behutsamen Umgang der Trainer und Teilnehmer untereinander entstand eine sehr produktive und motivierende Atmosphäre, die uns neben der Erfahrung ‚wir sind nicht allein mit unseren Fragen‘ auch hilfreiche Methoden zur Führung von Gruppen an die Hand gegeben hat“, so das Fazit eines Teilnehmers aus Braunschweig.
Aufgrund der hohen Nachfrage hatte die Akademie neben Birte McCloy und mir mit Stefan ter Haseborg noch einen dritten Referenten gewonnen. Das methodisch abwechslungsreiche Arbeiten wurde dem unterschiedlichen Bedarf der Teilnehmenden gerecht.
Zum Auftakt wurde das Polarity Management vorgestellt. Diese Methode zielt darauf ab, für Gemeinden typische Spannungsfelder nicht als einfach zu lösende Probleme zu behandeln, sondern als Polarität zu begreifen – als Spannungsfeld, das weder zu vermeiden noch aufzulösen ist, sondern konstruktiv gestaltet werden muss, wie zum Beispiel die Polarität von Tradition und Innovation. Eine Teilnehmerin aus Erfurt fand es „etwas ernüchternd zu erkennen, dass Themen immer wieder kommen, weil sie nun mal keine Probleme sind, die man lösen kann, sondern es sich um Pole handelt, zwischen denen es kontinuierlich hin und hergeht.“ Doch: „Wenn zu dem Erkennen dann aber Handwerkzeug hinzukommt, mit dem man von der Theorie zur Praxis gelangt, hilft das ungemein.“
Auch über eins der so genannten Baptist Principles, der individuellen Freiheit von Glaube und Gewissen (Religionsfreiheit), das das System Baptismus nachhaltig prägt, wurde ausführlich gesprochen.
Weiter standen Konflikt- und Changemanagement im Vordergrund. In diesem Zusammenhang wurden folgende Fragen bearbeitet und diskutiert: „Welche Emotionen, Bedürfnisse und Werte stehen hinter vordergründigen Sachaussagen? Wie lässt sich angesichts unterschiedlicher Werte eine breitere Handlungsbasis gewinnen?“. Dabei wurde ein besonderes Augenmerk auf das eigene Konfliktverhalten gelegt. Dieses zu verstehen, konstruktiv zu erweitern und gezielt einzusetzen, ist für Leitende ein Schlüssel, um in gemeindlichen Spannungsfeldern sicher zu agieren. „Ich habe erwartet, dass ich die Prozesse unserer Gemeinde im Seminar einbringen und reflektieren kann und dass ich ein paar Tools an die Hand bekomme, mit denen ich arbeiten kann“, so ein Teilnehmer aus Wermelskirchen. „Ich habe allerdings nicht erwartet, dass das Team der Akademie in Elstal in knapp 30 Stunden so viele wertvolle Inhalte und Werkzeuge vermitteln kann, die mir auf längere Sicht und auch schon sehr direkt weiterhelfen.“
Wie oft in Seminaren mit Teilnehmenden aus unterschiedlichen Gemeinden und Situationen haben diese auch diesmal sehr von der Vernetzung und dem Austausch untereinander profitiert. Oder wie es ein Leitungsmitglied aus dem Landesverband Nordwestdeutschland formulierte: „Eigentlich ein Pflichtwochenende für zukünftige und jetzige Leiter.“
Ein Artikel von Dr. Oliver Pilnei