„Sie waren so glücklich!“

Bericht über die Arbeit der Gefangenenhilfe im Libanon

„They were soooooo happy“ – sie waren so glücklich, berichtet Samir Khoury*, Koordinator von Prison Ministry (Gefangenenhilfe) im Libanon. Seit mehr als 25 Jahren kümmern sich die Mitarbeiter von Prison Ministry nicht nur um  Häftlinge in den 18 Gefängnissen des Libanon, sondern auch um deren Angehörige, die durch die Haft des Hauptverdieners oft in große Schwierigkeiten geraten. Vor allem für die Kinder eine schwere Situation – sie entbehren nicht nur den Vater oder die Mutter oder gar beide, sondern sie sind zugleich stigmatisiert. Die Gefahr ist groß, dass sie die gleiche „Karriere“ wie ihre Eltern machen. Durch regelmäßige Besuche und Begleitung wird hier wertvoller Beistand geleistet.

In der letzten Septemberwoche hat das Team von Prison Ministry gezielt Familien von Gefangenen besucht, die in einem kleinen Ort in der Bekaa-Ebene in Containern leben. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter, unterstützt durch zwei professionelle Sozialarbeiter, haben sich viel Zeit für Gespräche mit den Frauen und Kindern genommen. „Wir möchten auf ihre Probleme hören“, sagt Samir Khoury, „und vor allem auch den Kindern helfen, mit den Turbulenzen des Lebens zurecht zu kommen, die sich einstellen, wenn ein oder beide Elternteile ins Gefängnis kommen.“ Am Nachmittag hat das Team dann die Kinder vor den Containern versammelt. Dabei gab es auch Süßigkeiten – für diese Kinder etwas ganz Besonderes. „Sie waren so glücklich“, resümiert Samir Khoury, „und baten uns am Ende unseres Besuches, auf jeden Fall wieder zu kommen.“

Möglich wurde dieser Einsatz auch durch die Unterstützung von German Baptist Aid, einem der Kooperationspartner der Gefangenenhilfe, die auch mit anderen Partnern der European Baptist Aid zusammen arbeitet.

Neben solchen Besuchen bei Angehörigen werden auch Einsätze in den Gefängnissen gemacht, wie in der vergangenen Woche in Tripoli, der zweitgrößten Stadt im Libanon. Den Mitarbeitern ist es gelungen, ein Team von ehrenamtlichen Ärzten und Krankenschwestern zu gewinnen. Sie begleiteten das Team von Prison Ministry und machten einen Gesundheitscheck bei den Gefangenen, gaben Medikamente aus und erteilten Rat und Auskunft zu Fragen im Blick auf die Gesundheit.

Immer wieder kommt es zu Unruhen in den libanesischen Gefängnissen aufgrund der schlechten Lebensbedingungen dort. „Da sind oft 55 Personen in einer Zelle“, berichtet Samir. Der Tag ist gut verlaufen. Die Ärzte allerdings waren entsetzt über die Zustände. Zwei schwangere Frauen waren in Haft, die keinerlei medizinische Versorgung und Begleitung bekommen. Am Ende sagten die Ärzte zu, bei einem nächsten Einsatz wieder dabei zu sein, bemerkt Samir Khoury glücklich.

Ziel von Prison Ministry ist es, den Inhaftierten die Liebe Gottes durch Wort und Tat zu vermitteln. Das geschieht durch Hilfspakete mit dem zum Leben Notwendigen wie Nahrungsmittel, Hygieneartikel, Medikamente und Kleidung. Auch juristische Hilfe wird zuweilen geleistet.

Des Weiteren hat Prison Ministry Ausbildungsangebote geschaffen (dazu gehören beispielsweise Computerkurse, Englischkurse und Nähkurse, die zum Teil auch zertifiziert werden), durch die die Häftlinge während ihrer Haftzeit Qualifikationen erwerben können, die ihnen nach Ende der Haft eine Wiedereingliederung in die Gesellschaft und eine Berufstätigkeit erleichtern. Auch die Angehörigen der Inhaftierten sind im Fokus.

Spenden für Prison Ministry nimmt German Baptist Aid gern entgegen: Projekt-Nr. 45802, Konto 33308, BLZ 50092100, SKB Bad Homburg.

* Name aus Sicherheitsgründen geändert

Ein Artikel von Frank Wegen