Friedrich Schneider

Foto: Dietmar Zacher

Treffen des Christlichen MS-Netzwerks

„In der Welt habt Ihr Angst, aber seid getrost: ich habe die Welt überwunden!“

Das Christliche Multiple-Sklerose-Netzwerk im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden traf sich am 22. Oktober zum Thema „Angst“. Hier ein persönlicher Bericht von Dr. Andrea Wiedner.

Es war ein freundlicher, goldener Herbsttag, an dem das Treffen des Christlichen MS-Netzwerkes in Berlin stattfand. 27 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich auf den Weg in die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Berlin-Staaken gemacht. Sie kamen aus Berlin und Umgebung, aber auch aus Sachsen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen oder Sachsen-Anhalt.

Das Referentenehepaar Andrea und Friedrich Schneider aus Oldenburg stellte die Aussage Jesu als Überschrift über den Tag: „In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost: ich habe die Welt überwunden!“ Im Austausch in kleinen Gruppen ging es zunächst darum, was uns gerade Angst bereitet. Die Spanne war weit von Entwicklungen in der Politik und im Weltgeschehen bis zu persönlichen Nöten wie Existenzängste durch finanzielle Unsicherheit und Sorge vor Verschlechterungen und Einschränkungen durch die eigene MS-Erkrankung oder die des Angehörigen.

Friedrich Schneider griff in seinem Impuls diese Ängste auf und stellte klar, dass es normal ist, dass wir Angst verspüren. Angst gehört zu unserem Leben. Die Reaktionen des Körpers auf das Gefühl Angst, auf jegliche Form der Bedrohung sind auch zunächst einmal positiv und sinnvoll, weil sie Flucht oder Kampf als Lösungen ermöglichen. Als Dauerzustand führen Ängste allerdings zu krankmachenden, erschöpfenden, lähmenden Stresserscheinungen.

Wie gehen wir also mit Ängsten um? Was bedeutet es, dass wir getrost sein können, weil Christus die Welt überwunden hat?

Pastor i.R. Friedrich Schneider legte dazu die biblische Geschichte aus Matthäus 14,22-32 aus, in der die Jünger nach einem langen Tag mit der wundervollen Speisung von 5000 Menschen in der Nacht mitten auf dem See Genezareth in einen Sturm gelangen und Jesus Christus auf dem Wasser gehend zu ihnen kommt. Die Lage der Jünger war brenzlig, die Wellen hoch, der Wind blies ihnen entgegen, sie kamen nicht voran. Angst, Ohnmacht und Panik breiteten sich aus, die noch verstärkt wurden, als sie eine Gestalt, ein vermeintliches Gespenst auf dem Wasser neben ihrem Boot gehend erblickten.

Ein interessantes Detail ist es, dass diese zugespitzte Situation, in der Jesus und eben kein Gespenst erscheint, um 3:00 Uhr in der Nacht war. Schlafforscher haben herausgefunden, dass gegen 3:00 Uhr die erste Tiefschlafphase vorbei ist und viele Menschen aufwachen und nicht schnell wieder einschlafen. Weil die Gedanken, Ängste und Sorgen plötzlich präsent sind. Im Kopf kreisen und sich immer weiter hochschaukeln. Genau zu dieser Zeit erscheint Jesus Christus und spricht sein „Fürchtet Euch nicht!“. Er spricht es den Jüngern damals zu, wie auch uns heute, wenn Angst und Nöte uns gefangen nehmen und wie Wellenberge vor uns auftürmen. Mitten in der Nacht, aber auch zu jeder anderen Tageszeit. „Fürchtet Euch nicht!“ Wie entlastend und befreiend! Jesus ist da, er ist an unserer Seite, er lässt uns nicht allein. Die Situation selbst ist noch nicht geändert, aber im Vertrauen und im Blick auf Jesus Christus fasst Petrus den Mut, aus dem Boot zu steigen und auf dem Wasser Jesus entgegenzulaufen. Er macht die Erfahrung, dass sein Vertrauen trägt. So wie auch wir erleben können, dass wir in der Hinwendung zu Jesus neuen Mut und Kraft erhalten, Gedanken sich sortieren und aufhellen. Auch wir erfahren so, dass das Wasser trägt, dass Ängste überwunden werden im Vertrauen auf Gott. Das ist eine wertvolle Erfahrung, auch wenn sie nur kurz sein kann. Friedrich Schneider ermutigte dazu, nicht zu resignieren und es als Scheitern zu werten, wenn doch Sorgen wieder überhand gewinnen und wir sinken. Das ist menschlich und verständlich. Wichtig bleibt aber, im Sinken zu Christus um Hilfe zu schreien und die Hand ihm hinzustrecken, die er rettend ergreift.

Diese Gewissheit nehmen wir mit, dass wir Ängste, notvolle Situationen in unserem Leben durchstehen und überwinden können, weil Jesus Christus sie überwunden hat. Weil er unsere Hilfe, unser Halt ist. Unser Vertrauen lohnt sich, so wie es Philipp Spitta in seinem Liedtext ausdrückt:

Ich steh in meines Herren Hand und will drin stehen bleiben;
nicht Erdennot, nicht Erdentand soll mich daraus vertreiben.
Und wenn zerfällt die ganze Welt,
wer sich an ihn und wen er hält,
wird wohlbehalten bleiben.

Dieser Zuspruch und das erneute Festmachen an Gott taten uns Teilnehmenden gut. Genauso wie die Gemeinschaft und das Austauschen untereinander, das Lachen und Singen, der Spaziergang im Sonnenschein und die Gastfreundschaft der Geschwister in der EFG Berlin-Staaken.

Ein Artikel von Dr. Andrea Wiedner