Impuls-Team Koblenz

Wie hältst du's mit dem Judentum?

Studientagung in multikonfessioneller Perspektive

„Wie hältst du's mit dem Judentum? Das Verhältnis von Judentum und Christentum in den Konfessionen“ war Thema einer Studientagung des Evangelischen Bundes und der Evangelischen Kirche im Rheinland.

Rund 70 Teilnehmende kamen vom 3. bis 5. Oktober in Koblenz auf Einladung des Evangelischen Bundes und der Evangelischen Kirche im Rheinland unter der Frage zusammen: „Wie hältst du's mit dem Judentum? Das Verhältnis von Judentum und Christentum in den Konfessionen“. Zur Studientagung war ein breites Spektrum an Konfessionen vertreten: Es sprachen als Referenten Nathan Eddy für die Anglikanische Kirche, Giorgios Vlantis für die orthodoxe Kirche und Christian Rutishauser für die röm.-kathol. Kirche. Freikirchliche Perspektiven wurden ebenbürtig durch Mathias Althöfer für die methodische Kirche, Jens-Oliver Mohr für die Sieben-Tags-Adventisten und Michael Rohde für den Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden und als Leiter des Fachkreises Christen und Juden im BEFG eingebracht. Die Veränderung im BEFG der „Rechenschaft vom Glauben“ im Absatz zu „Israel“ und das Bemühen um den jüdisch-christlichen Dialog wurden sehr wertgeschätzt.

Eröffnet wurde die Tagung mit einem Gottesdienst in der Christuskirche in Koblenz. Präses Thorsten Latzel predigte über die bleibende Erwählung Israels angesichts des weltweit und auch in Deutschland wachsenden Antisemitismus. Bei einem Lesungsabend wurde aus der Korrespondenz von Elisabeth Schmitz mit Karl Barth vorgetragen, wie Frau Schmitz seit Frühjahr 1933 weitsichtig versuchte ihre Kirche zu einem Zeichen der Solidarität mit den Ausgegrenzten und Verfolgten zu bewegen. Während der Studientagung herrschte ein lebendiger Austausch und eine große Übereinstimmung darin, Gemeinden zu mehr direkten Begegnungen mit Jüdinnen und Juden in Deutschland zu motivieren. Die 114. Generalversammlung des Evangelischen Bundes gab erstmals eine abschließende Erklärung veröffentlicht, in der es heißt: „Der Evangelische Bund drückt seine Betroffenheit und Besorgnis aus angesichts himmelschreiender Verhältnisse. Wir wollen nicht schweigen oder gar wegsehen, sondern den Kontakt zu Juden und jüdischen Gemeinden suchen und verstärken und unsere Stimme überall da erheben, wo Antijudaismus und Antisemitismus aufkommen. Wir wollen uns in unseren Urteilen oder vermeintlich guten Ratschlägen sehr zurückhalten und zunächst einmal zuhören; dann aber auch alle Menschen im Nahen Osten in der Fürbitte vor Gott tragen: Juden und Israelis ebenso wie Palästinenser und Libanesen.“ Die volle Fassung der Erklärung findet sich hier.

In vier Workshops wurden aktuelle Fragen aufgegriffen, zum Thema Land Israel, Judenmission, antijüdischen Stereotypen und judenfeindlichen Objekten in Kirchen und jeweils miteinander von unterschiedlichen Konfessionsvertretern geleitet.

Ein Artikel von Dr. Michael Rohde