Wir sind und bleiben Baptisten

Präsidium erneuert Aufforderung zum Gespräch über das Konvergenzdokument

Elstal – Das Präsidium des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden
(BEFG) hat die Gemeinden erneut dazu aufgerufen, sich intensiv mit dem Konvergenzdokument „Voneinander lernen – miteinander glauben“ der Bayrischen Lutherisch-Baptistischen Arbeitsgruppe zu befassen. Allerdings solle man dabei nicht nur die provokanten Aussagen zur Taufe im Blick haben. Das Papier war im April von der Arbeitsgruppe offiziell in München den beiden Kirchenleitungen übergeben und auf der BEFG-Bundesratstagung im Mai in Hamburg vorgestellt worden. Es will „eine Verständigung über die volle gegenseitige Anerkennung als Kirchen und die Möglichkeit einer
Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft“ erreichen. Wie BEFG-Präsident Hartmut Riemenschneider dazu im neuesten Bundesbrief der Freikirche schreibt, sei in jeder Generation neu zu prüfen, wie sich Christen unterschiedlicher Konfessionen „einander näher kommen können“. Wörtlich hält er fest: „Der Wunsch Jesu, dass ‚sie alle eins seien’ und dass man uns an der Liebe erkennen soll, ist kein Luxusprogramm, sondern hilft unserem Zeugnis in der Welt.“ Jesus Gebet um die Einheit „nehmen wir genauso so ernst wie unsere Erkenntnis, dass die Gläubigentaufe die einzig biblisch bezeugte Taufe ist.“

Das Konvergenzdokument ist vor allem wegen seiner Aussagen über die Taufe umstritten. Die Arbeitsgruppe hatte behauptet, dass ihr in der Frage des Taufverständnisses ein Durchbruch gelungen sei. Obwohl in bisherigen Dialogen die Differenzen zwischen Lutheranern und Baptisten als unüberbrückbar erschienen, war die Arbeitsgruppe zu einem gemeinsamen Ergebnis gekommen: „Baptisten und Lutheraner können beide Taufverständnisse als unterschiedliche, jedoch legitime Auslegungen des einen Evangeliums anerkennen.“ Im Namen des Präsidiums begrüßt Riemenschneider den Weg der Arbeitsgruppe, „mehr Verständnis für die Positionen anderer zu finden. Er hilft, aus Sackgassen heraus zu kommen“. Allerdings weist Riemenschneider auch darauf hin - wie es das Präsidium bereits in früheren Erklärungen ebenfalls getan hatte -, dass mit der Veröffentlichung der Konvergenzerklärung und der Gesprächsempfehlung an die Gemeinden keine Annahme verbunden sei. „Um einen Weg zueinander und miteinander zu finden, ist es nicht notwendig, eigene Positionen aufzugeben“, schreibt Riemenschneider weiter.

Er begrüßt es, dass es aus den Gemeinden bereits viele Rückmeldungen gegeben habe: „Die thematische Auseinandersetzung kann unser Profil schärfen und uns zu einer intensiveren Beschäftigung mit der Bibel anregen.“ Unterdessen hat das Präsidium Abstand von dem Vorhaben genommen, eine umfangreiche Handreichung zu dem Papier zu veröffentlichen: „Die Reaktionen zeigen, dass sich Zugänge auch ohne Anleitung relativ leicht finden lassen.“ Deshalb habe man sich auf eine kurze „Gesprächshilfe“ verständigt. Darin gibt es zahlreiche Hintergrundinformationen zum lutherisch-baptistischen Dialog wie auch Anregungen zum Gespräch. Es gelte, sich dabei nicht nur auf das Thema Taufe zu konzentrieren, sondern auch auf die im Papier angesprochenen anderen Themen wie „Rechtfertigung und Nachfolge“, „Die Kirche“ sowie „Taufe und Abendmahl“. Riemenschneider zeigt sich zuversichtlich über das Ergebnis solcher Gespräche: „Die Beschäftigung mit diesen Themen klärt und schärft unser Profil als Bibelbewegung.“ Dabei gehe es nicht um Anpassung, „sondern darum, unterschiedliche Auffassungen gegenseitig wahrzunehmen und sie auch so im Gegensatz zueinander stehen zu lassen.“ Der Präsident weist zudem Ängste gegenüber solchen Gesprächen zurück. Einige Reaktionen hätten nahegelegt, dass schon die Aufforderung zum Gespräch eine Zumutung sei. Riemenschneider sieht das anderes: „Wir sind und bleiben Baptisten.“

Ein Artikel von Klaus Rösler