in diesen stark politisierten Zeiten kommt man wohl nicht umhin, immer wieder unerquickliche Diskussionen in den Medien verfolgen zu müssen oder im persönlichen Umfeld in Diskussionen hineingezogen zu werden. Es geht um rechts und links, um Werteorientierung und Werteverfall, es geht um liberal und konservativ, bibeltreu und historisch-kritisch, um Pro und Kontra, um Gegensätze im Allgemeinen und Grundsätzlichen. Und dann gibt es dieses Etikett, das man als letzte Bezichtigung allen möglichen Gedanken und Strömungen anheftet, das sich Populismus nennt.
„Du musst dich entscheiden, auf welcher Seite du stehen willst“, werde ich dann immer wieder nötigend aufgefordert. Muss ich? Anscheinend soll ich, denn wenn ich mich nicht für eine Seite entscheide, für die richtige Seite natürlich, dann betrachten andere das als Verrat an der Sache, an der Überzeugung, am Glauben.
Dabei habe ich mich ja längst entschieden, und diese Entscheidung wird mir in diesen merkwürdigen Zeiten immer wichtiger und bedeutungsvoller. Ja, ich habe eine Entscheidung getroffen und aus dieser Entscheidung definiere ich meinen Standpunkt. Die Frage nach einem Standpunkt, für wen oder was man steht, ist ja nicht falsch. Menschen ohne einen festen Punkt im Leben lassen sich treiben, fallen leicht Verführern in die Hände, die es überall und auf jeder Seite gibt.
Ja, ich habe mich längst entschieden, vor vielen, vielen Jahren und diese Entscheidung hat mich durchgetragen durch alle Lebensphasen und Lebenskrisen, sie hat sich bewährt, wenn Fragen groß wurden und Entscheidungen anstanden, sie hat mir manche Freude wachsen lassen und Resignationen verhindert, sie hat mich davor bewahrt, mich auf eine Seite schlagen zu müssen, nur weil andere meinten, dass ich es soll.
Es war die Entscheidung für meinen Glauben an Jesus Christus, sein Handeln und sein Wort. Er hat mich in Kindertagen erreicht. Mit diesem Glauben durfte ich älter werden. Es ist nicht die Entscheidung für eine wie auch immer definierte Seite. Es ist die Entscheidung für die Mitte meines Lebens. Dort ist dieser Standpunkt und deshalb versage ich es mir, mich auf irgendeine Seite zu schlagen. Als Christ bin ich Verkünder des Evangeliums, das ist mein Dienst und meine Berufung, wie es der Dienst eines jeden Christenmenschen ist.
Wenn uns alle diese Mitte in Jesus Christus verbindet, spielen die Ränder, gleich welchen Themas sie auch seien, keine entscheidende Rolle mehr. Wenn dieses Gezerre um Alternativen wieder losgeht, dann sollten wir Christinnen und Christen auf die Mitte verweisen. Dort sind wir die Gesegneten und dort werden wir, auch für diese so zerrissene Welt, zum Segen.
Michael Noss
Präsident