„Er ist wahrhaftig auferstanden!“

Andacht des Präsidenten zum Osterfest

„Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit, und ich habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.“ (Offenbarung 1,18)

Liebe Leserin, lieber Leser, 

an Ostern feiern wir das Unfassbare: Das Grab ist leer, der Tod ist besiegt. Christus spricht: „Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit, und ich habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.“ Diese Worte stehen wie ein Leuchtfeuer gegen die Dunkelheit der Welt. Und die Welt ist dunkel. Wenn wir heute auf die Ukraine schauen, auf das Leid in Gaza, auf die politische Zerrissenheit in den USA, die Situation nach dem Erdbeben in Myanmar und die Willkür des Militärs dort, auf autoritäre Machtspiele von Putin – dann fragen viele: Wo ist Gott? Was hat Ostern mit dieser Welt zu tun?

Wenn wir an diesem Osterfest in unseren Gemeinden zusammenkommen, dann tun wir es nicht, um irgendeiner Tradition zu folgen oder ein Ritual zu begehen – sondern als Menschen, die mitten in einer zutiefst erschütterten Welt stehen. Ja, wir hören die Nachrichten über Bomben und Raketen auf Wohnhäuser in der Ukraine. Kinder, die in Gaza in Trümmern spielen. Ein wiedererstarkender Nationalismus in vielen Ländern. Rhetorik der Angst, der Gewalt, der Spaltung. Namen wie Trump oder Putin stehen nicht nur für politische Figuren, sondern für Systeme der Macht, der Desinformation, der Kontrolle.

Und dann spricht Jesus diese Worte: „Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Jesus verheißt nicht, dass es keine Angst mehr geben wird. Aber gerade in dieser Angst sagt Jesus: „Ich habe die Schlüssel.“ Das heißt: Die letzte Macht hat nicht der Tod, nicht die Gewalt, nicht das Chaos. Sondern Jesus Christus.

Das, was Jesus sagt, ist eine Gegenansage: gegen die Logik der Gewalt, gegen die Spirale von Hass, gegen die Lüge, dass am Ende doch nur Macht zählt. Die Worte Jesu sind nicht dekorativ, passen nicht harmlos in eine Osterliturgie. Sie sind eine Erklärung des Widerstandes an die Mächte des Todes. Jesus Christus steht nicht am Rande des Weltgeschehens – er steht mittendrin. Und seine Botschaft ist radikal: Der Tod hat nicht das letzte Wort. Nicht der Tod durch Raketen. Nicht der Tod durch politische Kälte. Nicht der Tod durch Angst und Lähmung in unseren Herzen.

Die Offenbarung ist kein Märchenbuch. Sie ist eine Schrift für Bedrängte. Johannes schreibt sie in einer Zeit voller Gewalt und Verfolgung – und genau dort erscheint der Auferstandene, der Hölle und Tod die Macht genommen hat. Er erscheint als der Lebendige. Als der, der die Schlüssel hat – über das, wovor wir Menschen uns am meisten fürchten, und das sind eben Tod und alles Menschenwidrige.

Unser Glaube hilft, wenn die Welt brennt, auch wenn dieser Glaube für viele Menschen heute irrelevant zu sein scheint. „Was hilft der Glaube gegen Terror und Gewalt? Was hilft er gegen Lügen und Fehlinformationen? Was bringt er, wenn der Kapitalismus sein hässliches Gesicht zeigt? Was hilft er gegen Machtmissbrauch und Willkür?“, höre ich skeptisch fragen.

Es sind verständliche Fragen, aber dann kann unsere Antwort nur sein: „Gerade jetzt braucht es einen Glauben, der aufsteht, der sich nicht zurückzieht, sondern sich offensiv zeigt: Ich sehe die Zerstörung – aber ich glaube an das Leben, weil Jesus lebt. Ich höre den Hass – aber ich spreche vom Frieden, weil er der Friede ist. Ich erlebe die Angst – aber ich halte an der Hoffnung fest, die er uns gelehrt hat.

Hoffnung ist keine Vertröstung. Hoffnung ist Widerstand gegen die Lüge, dass alles so bleiben muss, wie es ist. Hoffnung heißt: Einem geflüchteten Menschen die Hand reichen. Sich für Wahrheit einsetzen in einer Zeit der Fake News. Beten, wo andere verzweifeln. Aufstehen, wo andere schweigen.

Es wäre falsch, so zu tun, als hätten wir keine Angst. Die Osterbotschaft verlangt nicht von uns, gefühllos oder naiv zu sein, leichtgläubig oder blind für die Gegenwart. Aber sie lädt uns ein, die Angst nicht zur Herrscherin über unser Leben zu machen, sich nicht an die schlimmen Schlagzeilen zu gewöhnen, sondern der Botschaft von der Auferstehung zu folgen.

Jesus sagt: Ich bin der Erste und der Letzte. Er ist unser Anfang und unser Ende. Unser ganzes Leben liegt in seiner Hand, bis hin zu Ewigkeit. Nicht in der Hand von Präsidenten, Generälen oder Märkten oder Gewalten, denn nichts kann uns scheiden von seiner Liebe. Das heißt aber auch: Ein Neuanfang ist möglich – für Einzelne, für Gemeinschaften, für ganze Völker und Nationen. Auch wenn du das Gefühl hast, dein Leben steckt fest – Jesus Christus lebt. Auch wenn wir sehen, wie Menschen und Staaten sich gegeneinander wenden – Jesus Christus lebt. Auch wenn die Zukunft ungewiss ist – Jesus Christus lebt.

Auferstehung heißt nicht nur: Jesus ist vor 2000 Jahren aus dem Grab gestiegen. Auferstehung heißt heute: Leben bricht immer wieder durch. Inmitten der Trümmer. Inmitten der Müdigkeit. Inmitten der Zweifel. Wenn ein Kind lacht in einem Luftschutzkeller. Wenn zwei Feinde sich in die Augen sehen und vergeben. Wenn jemand den Mut findet, sein Herz wieder zu öffnen, dann ist Ostern, Dann geschieht Auferstehung – hier und heute und jetzt, bei uns.

Ostern ist kein nettes Frühlingsfest. Ostern ist der Aufstand – gegen den Tod, gegen die Angst, gegen das Ende. Und dieser Aufstand hat einen Namen: Jesus Christus. Er lebt. Und weil er lebt, dürfen wir hoffen. Nicht blind, nicht naiv – sondern stark, klar und mutig. Ostern ist der Anfang einer neuen Welt. Nicht irgendwann – sondern hier. In deinem und meinem Herzen. In unseren Gemeinden. In jedem Akt der Versöhnung, jeder Hilfe, jedem Gebet. Ostern bedeutet: Die Angst hat nicht das letzte Wort. Der Tod ist nicht das Ende. Christus lebt – und wir mit ihm. Und das verändert alles.

Und deshalb rufe ich Euch von ganzem Herzen und aus tiefer Seele zu: „Der Herr ist auferstanden.“ Und in mir höre ich die kräftige und zuversichtliche Antwort der ganzen Gemeinde: „Er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja“

Michael Noss
Präsident des BEFG

 

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Die Theologische Hochschule Elstal bietet eine breite, fundierte und zugleich praktische Ausbildung jenen Interessierten an, die sich für einen hauptamtlichen Dienst in sehr unterschiedlichen Gemeinden, Werken und Einrichtungen qualifizieren wollen.

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