Postkarten-Aktion

Zur Postkartenserie gestaltet der Dienstbereich Mission für jeden Monat von Mai 2018 bis April 2019 eine Andacht.

Immer Anfang des Monats wird die neue Andacht veröffentlicht.

April 2019

Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei!
Johannes 8,36

Inspiriert und frei leben – dass Christus Gestalt gewinnt!

Denke in diesem Monat darüber nach, wie Freiheit für dich aussehen kann. Lass dich von Christus befreien und mache konkrete Schritte.

Als Jugendlicher fieberte ich sowohl meinem 16. als auch meinem 18. Geburtstag entgegen. Diese Tage waren in meiner Vorstellung Meilensteine auf dem Weg zur Freiheit. Nicht, dass ich zuvor Unfreiheit erlebt hätte. 
 
Meine Kindheit bot jede gewünschte Möglichkeit der Entfaltung und meine Teenie-Jahre waren eher von einer Lust nach mehr Verantwortung geprägt. Eben das war vor 30 Jahren meine Idee von Freiheit. Freiheit als die Erlaubnis, Dinge tun zu dürfen. Neue Grenzen auszuloten.
 
Dazu gehörte mit 16 nicht nur das abendliche Bier in der Kneipe, auch die aktive Mitarbeit in meinem Jugendkreis war so ein neues Feld. Mit 18 war es der Führerschein und das Wählen, allem voran aber das Wissen, dass mit der Volljährigkeit die Limitierungen der Jugend wegfielen. Unterwegssein, solange ich wollte. In der Schule die Entschuldigung für das Fehlen am Vortag selbst unterschrieben. Und wenn mir danach war, auch zu Silvester Feuerwerk kaufen.
 
Mir wurde sehr schnell klar, dass die Freiheit gar nicht darin bestand, alles zu tun, was ich nun konnte und durfte. Das Feuerwerk zum Jahreswechsel z. B. kaufte ich in jenen Jahren tatsächlich nur ein einziges Mal. Im Jahr meines 18. Geburtstages. Fortan entdeckte ich, dass Freiheit auch darin bestehen kann, Dinge nicht zu tun, die ich eigentlich tun dürfte.
 
„Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei!“  Dieser Satz stammt aus einem Dialog, den Jesus mit seinen Zuhörern hatte. Dabei regieren die Zuhörer erstmal reserviert auf die Einladung zur Freiheit. Denn sie hatten zuvor keinerlei Unfreiheit erlebt. Sie fühlten sich als „niemandes Knecht“. Gleichwohl waren sie zu Jesus gekommen, weil sie in ihrem Leben Optimierungsbedarf sahen. Es hatten sich in aller Freiheit Gewohnheiten und Verhaltensweisen herausgebildet, die eher eine Last waren. Zweifellos waren sie auf der Suche nach Lösungen. Wollten frei davon werden.
 
Jesus lädt sie ein, eine neue Sicht auf ihr Leben zu bekommen. „Die Wahrheit wird euch frei machen“
ist seine nüchterne Ansage. Wo Rauch ist, ist auch Feuer und wo das eigene Tun und Verhalten einem zur Last wird, da ist in Sachen Freiheit noch Luft nach oben. Hier eine ganzheitliche Sicht zu gewinnen, dazu lädt Jesus die Menschen in seine Lerngemeinschaft ein.
 
In diese Lerngemeinschaft möchte ich mich auch nach 30 Jahren Volljährigkeit gerne weiter einbinden lassen. Denn ich merke: Es gibt so viel, was mir eine Last ist. Und so viel, dessen Wahrheit ich noch nicht wirklich erkannt habe. Aber dieser Wunsch lebt bis heute in mir: Wirklich frei zu sein.
 
Christopher Rinke

März 2019

Wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener.
Matthäus 20,26

Inspiriert dienen – dass Christus Gestalt gewinnt!

Dienen, für andere da sein, wird dich aufrichten, innerlich „groß“ machen. Probiere es  diesen Monat neu aus!

Wann hast du zuletzt ein Klo geputzt?
Noch nie???
Dann brauchst du gar nicht mehr weiterzulesen. Nimm erst mal die Putzsachen und leg los!
Meinetwegen kannst du Gummihandschuhe dazu anziehen – ich mache es ohne.

Ja, tatsächlich: im Zivildienst habe ich es gelernt, und seit vielen Jahren ist das mein wöchentlicher Dienst. Mit meiner Frau so vereinbart: sie putzt den größten Teil der Wohnung, aber ich übernehme Bad und Klo. Nein, nicht weil es mir so viel Spaß macht. Sondern weil es nötig ist und eine gute Übung, gerade auch für mich als Pastor.
Ja, natürlich diene ich den Menschen auch, wenn ich eine gute Predigt halte. Aber das macht mir nebenbei noch viel Spaß und mein Ego findet es auch nicht schlecht.

Mit der Hand in der Kloschüssel hört der Spaß schnell auf. Da schrubbe ich einfach nur. Und habe keine Zuschauer dabei. Na, immerhin habe ich es dir jetzt erzählt und bekomme dafür bestimmt eine Menge Bewunderung …
Die kannst du dir aber sparen. Geh lieber hin und tu was! Und zwar etwas, das für andere Menschen und unsere Welt gut ist. Und was dich Überwindung kostet. Ich weiß nicht, was es bei dir sein könnte, mir fällt so einiges ein: Spülmaschine einräumen, Windeln wechseln, Unkraut jäten, in der Gemeinde Stühle stellen, auf der Straße Müll aufsammeln, ein schreiendes Kinder herumtragen, einen Text Korrekturlesen, einem Eiligen den Vortritt lassen, …

Und das soll mich groß machen? Kann ich mir nicht vorstellen.
Brauchst du auch nicht. Probiere es einfach mal aus. Aber bitte einen Monat lang täglich. Oder ein Jahr lang wöchentlich. Sonst wirkt es noch gar nicht.
Wenn ich Menschen treffe, die gelernt haben Klo zu putzen, spüre ich die verändernde Wirkung des Dienens. Und zwar nicht am Geruch.  :-)

Wir folgen einem Herrn nach, der in die Schüssel gegriffen und seinen Leuten den Straßendreck von den Füßen gewaschen hat. Dieser Moment hat sie wahrscheinlich mehr beeindruckt als die ganze lange Bergpredigt.

Und jetzt bist du dran. Was packst du heute an?

Thomas Klammt

Februar 2019

Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.
Johannes 8,7

Inspiriert „nicht tun“ – dass Christus Gestalt gewinnt!

Verurteile in diesem Monat niemanden. Tu das nicht!

Steinigung bedeutet solange Steine auf einen Menschen zu werfen, bis der Tod eingetreten ist. Die Steinigung, wegen moralischem Fehlverhalten, ist eine seit Jahrtausenden geübte Todesstrafe, welche durch eine meist kollektiv-maskuline und öffentliche  Aktion vollzogen wird. Die vermeintlichen Sünder werden bestraft, die durch „Sünde“ beschmutzte Gemeinschaft ist wieder rein. Noch heute wird diese barbarische Tötungsart in islamischen Ländern wie Afghanistan und Iran vollzogen.

Jesus hat dieser menschenverachtenden Praxis mit Aussage „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein“ eine radikale Absage erteilt.

Steine ablegen, statt Steine zu werfen wollen jährlich Hundertausende von modernen Pilgern auf dem Weg zum spanischen Wallfahrtort „Santiago de Compostella“.

Der mittelalterliche Pilger wollte seine Sünden loswerden, indem er nach Jerusalem, Rom oder ins spanische Santiago de Compostella pilgerte um dort Sündenvergebung zu empfangen. Der moderne Pilger will sich selbst finden, einen historischen Weg erwandern und manchmal will er auch Sündenvergebung.

Ungefähr 110 Kilometer vor Santiago steht ein riesiges Steinkreuz, das „Cruz de Ferro“. Schon zu römischen Zeiten gab es den Brauch, an diesem Platz zu Ehren des Gottes Merkur einen Stein abzulegen. Der Brauch wurde christianisiert, die Pilger stellten ein Kreuz auf und legten hier einen Stein ab, in der Hoffnung, alle ihre Sünden in Santiago loswerden zu können.

Viele Santiago-Pilger schließen sich dieser Tradition wieder an. Sie nehmen aus ihrer Heimat einen kleinen oder großen Stein mit und legen ihn am „Kreuz der Steine“ ab.

Der Theologe Paul Schütz hat einmal geklagt: „Gott ist einsam geworden. Es gibt keine Sünder mehr.“ Für einen großen Teil der modernen Pilger ist diese Aktion nur Folklore,  eine Tradition ohne persönliche Bedeutung.

Für einen kleineren Teil der Pilger aber hat das Ablegen der Steine im Kontext der Pilgerreise eine hohe geistliche und persönliche Bedeutung.

Wenn man den mittelalterlichen Überbau der Wallfahrt wie eine alte und rissige Hausfarbe entfernt, dann finden wir im Zentrum der Wallfahrt einen sündenvergebenden Gott, bei dem der Pilger die Steine seiner Egoismen, seiner Eitelkeiten und Selbstüberschätzung ablegen kann.

Wer Steine an einem Kreuz ablegt, und Vergebung durch den Gekreuzigten erfährt, der wird kaum noch Steine auf andere Menschen werfen wollen. 

Klaus Schönberg

Januar 2019

Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erfrischen.
Matthäus 11,28

Inspiriert beten – dass Christus Gestalt gewinnt!

Bringe Christus die Dinge, die dich beschweren. Deine Seele wird Ruhe finden.


„Hört, hört!“ möchte man sagen. Denn wie oft begegnen wir dieser Tage so ganz und gar nicht entspannten und erfrischten Zeitgenossen. Und offen gesagt: Wir sind es ja oft genug selbst auch nicht. Stattdessen gilt es weithin als akzeptiert, zu viele „Baustellen“ oder „Projekte“ gleichzeitig zu haben. Man könnte fast sagen, es ist zu einem Lebensstil geworden, immer etwas über dem Limit zu leben. Und das sage ich nicht verklärt vom Stuhl des neutralen Beobachters aus, sondern ich rede als Betroffener. Ja, ich kenne dieses Gefühl des Mühselig-Seins und ich selbst erlebe Phasen, in denen ich kaum zur Ruhe komme.
 
Erfrischung ist eine große Sehnsucht. Das Heraustretenkönnen aus dem Hamsterrad, das Ablegen von Druck und Lasten. „Thank God it´s Friday“ lese ich oft in meinen sozialen Netzwerken, wenn das Wochenende naht. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass diese TGIF-Schreiber sich dann in Wochenenden stürzen, die durch Events und private Termine am Montagmorgen als „stressig“ beschrieben werden.
 
Ich merke: Erfrischung muss ich wollen! Und auch geistliches Durchatmen und belebt werden kommt nicht von alleine.  Ich muss mich dafür entscheiden. Denn Jesu „kommt her“ spielt den Ball in mein Feld. Ja, ich bin immer wieder mal „mühselig und auch beladen“. Ich mühe mich, gut da zu stehen, vorzeigbare Ergebnisse zu liefern. Und ja, mehr als andere lade ich mir selbst Dinge auf, die mir das Leben schwermachen.
 
Heraustreten muss ich alleine. Aber da ist der eine, der mir zuruft, es zu wagen. Der, der mich auffordert, Dinge loszulassen und seinem Ruf zu vertrauen. Er ruft mich nicht in das nächste Projekt, fordert nicht zu neuem Machen heraus. Vielmehr zeigt er den Unterschied zwischen „aufladen“ und „aufladen“. Aufgeladen, bin ich fähig zu vielem, auch herausfordernden Projekten. Überladen mit Projekten, selbst den tollsten, geht mir hingegen auch die letzte Energie verloren.
 
Warum nicht jetzt einen Anfang machen. Am Beginn des Jahres. Und einen Tag reservieren, um von Christus neu erfüllt zu werden. Womit wird er mich erfrischen?
 
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Christopher Rinke

Dezember 2018

Wer euch hört, der hört mich.
Lukas 10,16

Inspiriert reden – dass Christus Gestalt gewinnt!

Achte einen Monat lang besonders auf deine Worte. Lass dein Reden vom Evangelium bestimmt sein.

Oh Schreck…
 
…ist das Erste, was ich beim Lesen des Verses denke. Meine Worte als Ausspruch Gottes?
„Das muss anders gemeint sein“, meldet sich eine innere Stimme in mir. Irgendwie an Bedingungen geknüpft oder für einen Idealfall zutreffend.
 
Denn sofort denke ich an die vielen Worte, die ich den lieben langen Tag so von mir gebe. Die überflüssigen Worte. Die unangebrachten Worte. Und nicht zuletzt all die Dinge, bei denen ich schneller spreche als ich denke.
 
So leichtsinnig kann Gott doch nicht sein. Er kann mir doch keinen Blankoscheck ausstellen. Er müsste es doch besser wissen. Denn wer, wenn nicht er kennt mich?
 
Das ist wirklich zu viel der Ehre, das habe ich mir nicht verdient. Und am Ende ist es auch ein gewaltiger Druck, der auf mir lastet. Wie soll ich diesem Anspruch gerecht werden? 
 
Da fällt mir auf: Man kann die Perspektive ja auch mal umkehren: Mich hört, wer euch hört.
 
Das, was Menschen von Gott hören, ist in dem drin, was ich sage. Beim „Hören“ klingt ja grundsätzlich ein Interesse durch. Menschen haben Fragen und wollen Antworten. Sie kennen eine Sehnsucht, die sie aufmerksam werden lässt. Warum also nicht einfach mal etwas sagen? Über meine Fragen reden und gefundene Spuren mit anderen teilen. Das Wagnis eingehen.
 
Der selbe Geist, der zwischen all meinen Worten auch das Evangelium hervorbringt, kann eben diese guten Worte auch bei denen ankommen lassen, die genau diese Worte brauchen.
 
Der Satz „Wer euch hört, der hört mich.“ ist keine Drohung. Ja, vielleicht kann es mich auch sensibilisieren, mehr auf die Qualität meiner Worte zu achten. Aber im Kern ist es eine Zusage, die mich verstehen lässt: Gott redet auf vielfältige Weise. Und auch meine Worte sind Teil des Redens Gottes. Also: Sag´s einfach…(=> Link zur AmPuls-Konferenz 2019)

Christopher Rinke

November 2018

Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.
Matthäus 6,24

Inspiriert abgeben – dass Christus Gestalt gewinnt!

Denke in diesem Monat darüber nach, was du hast und was oder wer dich hat. Gib ab.

Zack! Dieser Satz sitzt! „Ihr könnt nicht!“ 
Eine steile Aussage aus dem Mund Jesu.

Für steile Aussagen war er ja bekannt: „Das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen!“, „Liebt eure Feinde!“, „Folge du mir und lass die Toten ihre Toten begraben!“ usw.
Die klaren und deutlichen Worte Jesu eröffnen neue Horizonte, sie ermöglichen neues Verhalten oder einen anderen Blick auf den Alltag.

„Ihr könnt nicht!“ klingt für mich zuerst einmal ausweglos und festgelegt. Das möchte ich mir erstmal nicht sagen lassen.

Bei mir regt sich Widerstand.

Wohl auch deswegen denke ich bei dieser Aussage Jesu über Gott und Geld zuerst an die Superreichen. An diejenigen, die sich selbst in winterlichen Monaten an Bord ihrer Luxusjachten die warme Sonne auf den mit Hummer und anderen Köstlichkeiten gefüllten Bauch scheinen lassen, um danach aus lauter Langeweile mit ihrem Ferrari oder Lamborghini an der Hafenpromenade entlangzufahren. Die Anderen sind immer reicher als ich. Sollen die doch erstmal damit anfangen „inspiriert abzugeben“. Die haben ein echtes Problem mit dem Mammon!

Nicht umsonst wurde ja wohl auch für die Postkarte eine US-Amerikanische Dollarnote als Motiv gewählt. Der Inbegriff des Kapitalismus! Sollen die doch anfangen abzugeben! Den reichen Yachtbesitzern und auch den reichen Amerikanern würde Jesus heute sicher so manche steile Aussage ins Stammbuch schreiben! Ja, Jesus hätte ihnen Sätze gesagt, die sitzen!

Ich lese die Bergpredigt, in der dieser steile Satz zu finden ist, jetzt einfach mal weiter. Ich soll mich sicher von anderen Worten angesprochen fühlen.

11 Verse weiter tränen mir die Augen. „Was siehst du den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge?“ (Mt. 7,3, siehe September-Andacht).

Mir fällt jetzt auf, dass der unmissverständliche Satz Jesu „Ihr könnt nicht Gott und dem Mammon dienen!“ den Yachtbesitzer und mich gemeinsam anspricht. Nachdem ich zuvor erst einmal allein und ganz für mich mit einem „Was siehst du?“ angesprochen wurde.

Die Yacht und der Lamborghini soll nur ein Splitter sein? Und ich soll einen Balken im Auge haben?
Ich habe wohl ein Brett vor dem Kopf. Ja, es geht auch um das Verhalten der Anderen. Aber eben auch um mich. Das „Ihr könnt nicht Gott und dem Mammon dienen!“ stellt mich und den reichen Amerikaner auf eine Stufe. Und auch die aus meiner Sicht armen Menschen in den wirtschaftlich armen und ärmsten Regionen dieser Welt. Wir alle sind in dem „ihr“ des Bibelwortes vereint. Keiner kann Gott und dem Mammon gleichzeitig dienen. Da gibt es nur entweder oder. Ziemlich steil. Ziemlich festgelegt. Ziemlich ausweglos.

Nein, nicht ausweglos. Keinesfalls! Jesus hat vorgelebt, wie das Leben gelingen kann. Er hat für Gott gelebt. Er hat ihm „gedient“. Er hat sich damit nichts verdient. Aber er hat so gelebt, wie Gott sich das Leben denkt und wie Leben gelingen kann. Da hat uns Jesus etwas vorgemacht. Sein Leben war wirklich nicht ausweglos. Selbst als alles schwarz, dunkel, tot und aussichtslos vor den Augen Jesu wurde, hat Gott für neues Leben gesorgt. Nach dem Kreuz und auch nach der Kreuzesnachfolge leuchtet das Licht des Ostermorgens und neuen Lebens hell auf.

Es wäre also falsch zu meinen, dass man sein Leben erhellen oder zum Leuchten bringen kann, wenn man dem Geld „dient“. Ja, natürlich, manche Annehmlichkeit machen das Leben schon entspannter. Auch ich lasse mir manchmal ganz gerne die Sonne auf den Bauch scheinen.

Ich möchte in diesem Monat neu darüber nachdenken, wofür ich meine Kräfte, meine Zeit und eben auch mein Geld einsetze. Ich möchte über den steilen Satz Jesu nachdenken. Für mich.
Und ich werde mich auch der steilen Aussage der Postkarte aussetzen.

Gib ab.

Carsten Hokema

Oktober 2018

Ihr seid das Licht der Welt.
Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten.
Matthäus 5,14 + 16

Inspiriert leben – dass Christus Gestalt gewinnt!

Du bist eine echte Leuchte! Mach dir das in diesen Monat bewusst. Und frage dich: Wo kann ich Licht ins Dunkel bringen?

Das Wort vom „Licht der Welt“ findet sich beim Evangelisten Matthäus ziemlich zu Beginn der Bergpredigt. Die Bergpredigt gilt als die grundlegendste und umfassendste Predigt Jesu. Manche Ausleger halten diese Kapitel der Bibel für die bedeutendsten und wichtigsten Verse, die uns aus dem Mund Jesu überliefert sind.

Aber ein wenig komisch ist das schon, …gleich nach den Seligpreisungen werden die Zuhörer und Leser dieser Predigt so richtig in den Mittelpunkt gestellt.

Es ist fast so, als ob ein Schweinwerfer auf sie gerichtet wird. „So, jetzt seid ihr dran! Seid mal hell! Leuchtet! Jetzt zeigt mal, was ihr so könnt, wer ihr seid, was ihr so drauf habt!“

Meine erste Reaktion beim wiederholten Lesen dieses Textes ist, dass ich erst einmal zurückschrecke und denke „Aber Jesus, es geht doch erst einmal um Dich! Du bist doch das Licht!“  Der Evangelist Johannes hat keine Bergpredigt überliefert.  Bei ihm hören wir aus dem Mund Jesu folgende Worte: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Joh. 8,12).

Jesus ist das Licht! Ja, das lese, höre und unterschreibe ich gerne. Da schrecke ich überhaupt nicht zurück. Aber ich? Wir?

Ich würde gerne einmal einer Unterhaltung der Evangelisten Matthäus und Johannes zum Thema Licht lauschen. Was sie einander wohl sagen würden? Wie würden sie argumentieren? Wie passt das zusammen, dass der eine schreibt „Jesus spricht: Ihr seid das Licht der Welt!“ und der andere „Jesus spricht: Ich bin das Licht der Welt!“ Vielleicht würden sie, wie viele gläubige Menschen nach ihnen, darüber diskutieren, ob und wann man selbst eigentlich Licht sein kann. Vielleicht erst dann, wenn man „dem Licht“ so richtig und ganz und ohne Zweifel nachfolgt. Wenn man glaubensmäßig alle anderen in den Schatten stellt. Oder vielleicht kann man erst dann richtig „Licht“ sein, wenn man sich selbst ganz demütig eher als schwaches Lampe, Armleuchter oder armseliges Lichtlein versteht. Oder wenn man in seinem Charakter alle Schatten- und dunklen Seiten beseitigt hat.

Es wird schon seinen Grund haben, dass Matthäus das „Ich bin“-Wort Jesu vom Licht nicht überliefert hat. Ich denke nicht, dass er sich mit Johannes streiten würde. Vielleicht würden die beiden Evangelisten sich schon nach kurzer Diskussion darüber einig werden, dass der Eine Eines und der Andere etwas Andere von Jesus überliefern wollte.

Laut Matthäusevangelium sagt Jesus seinen Hörern einfach zu: „Du bist wer! Du kannst was! Du bist eine Leuchte! So ist das!“ Da geht es überhaupt nicht um Schattenseiten, Finsternis oder um etwas, was man erstmal lassen sollte, bevor mal Licht ist. „Ihr seid das Licht!“, das ist einfach eine positive Aussage. Vielleicht auch eine Zusage. Ganz bestimmt aber keine Aufforderung.

Vielleicht ist es in diesem Monat deswegen einfach mal angesagt, dass wir keine Nabelschau begehen und zum vielleicht hundertsten Mal fragen: „Was kann ich gut, was kann ich schlecht, wo muss ich mich verändern?“.

Der Oktober kann in Gottes, in Jesu Namen einfach mal der Monat sein, in dem wir uns auf das konzentrieren, was wir so richtig gut können. Das, was wir können, worin wir gut sind, das lassen wir uns einfach mal sozusagen von Jesus auf den Kopf zusagen.

Konzentrieren wir uns auf das, was uns selbst und anderen Menschen Freude macht. Was gut tut.

Legen wir los – und halten wir das mal 31 Tage durch – und machen wir das Leben anderer Leute mit unseren Stärken, unseren Gaben, unserem materiellen Reichtum, mit unseren Fähigkeiten und Begabungen einfach heller!

Die werden sich ganz schön wundern. Und freuen. Und genießen. Und das Leben intensiver wahrnehmen.

Und vielleicht fragen sie uns: „Was ist denn mit dir los?“

Die Antwort sollte dann natürlich nicht sein: „Ja, weißt du das denn nicht? Ich bin das Licht der Welt!“

Vielleicht ergibt sich aber eine Gelegenheit, dass wir voller Freude von dem erzählen, der uns so viel Freude bereitet hat. Der unser Licht ist. Und das der ganzen Welt!

Carsten Hokema

September 2018

Was siehst du den Splitter im Auge des Anderen
und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge?
Matthäus 7,3

Inspiriert wahrnehmen – dass Christus Gestalt gewinnt!

Hast du eine Sehschwäche? Nimm dich in diesem Monat verstärkt selbst wahr und beurteile nicht andere.

Zähle mal schnell die fünf gröbsten Sünden deiner Mitmenschen auf! Hey, das ging schnell, oder?
Und jetzt sag mir bitte eine Schwäche von dir! Ähm … ja, ich kann warten.

Warum ist das so, dass ich bei mir selbst höchstens kleine Schwächen finde, die außerdem erklärbar und verständlich sind? Bei den anderen stelle ich aber schon echte Fehler, bodenlose Dummheiten und grobe Sünden fest.

Und warum wusste Jesus das auch vor 2000 Jahren schon?
Weil wir Menschen so sind. Schnell dabei, einen bösen Kommentar über den anderen abzugeben. Aber nur mühsam dazu zu bewegen, mal über die eigenen Charakterschwächen, Fehlentscheidungen und Sünden nachzudenken.

Und deswegen haut Jesus so einen Spruch raus. Hier spricht der Schreiner, der kennt sich aus mit Holz. Und verfährt auch mal nach dem Grundsatz: „Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil.“ Ist natürlich total übertrieben: Wer hat schon einen Holzbalken im Auge? Und ruft auch meinen Widerspruch hervor: Darf man die Sünde des Anderen wirklich als „Splitter“ verniedlichen? Kümmern wir uns nicht eher viel zu wenig um den Anderen und das, was sein Leben ruiniert?

Ein anderer Rabbi hat damals gesagt: „Es sollte mich wundern, wenn es in dieser Generation einen gäbe, der Zurechtweisung annähme.“

Hat Jesus das gefördert? Predigt er mit diesem Satz der Bergpredigt das Wegschauen? Wohl kaum.

Ich glaube, er will meine Blickrichtung korrigieren: „Was ist denn da in deinem Auge?“ Diese Frage soll ich mir erst mal selbst stellen.

Also notiere ich mir für diesen Monat die Fragen:
•    Welchen Mist habe ich heute gemacht?
•    Welche Unart habe ich mir angewöhnt?
•    Was für kleine Gemeinheiten habe ich mir geleistet?
•    Wen oder was habe ich heute vernachlässigt?
•    Wie oft bin ich muffelig oder nervig gewesen?
•    Was schiebe ich ständig vor mir her?
•    Wovon lasse ich mich gerne ablenken?
•    Warum kommt Gott so selten zum Zug in meinen Gedanken, Worten und Taten?

Das ist schon ein echter Klotz in meinem Auge, oder?

Ich muss ja nicht gleich depressiv werden deswegen. Aber ein bisschen selbstkritisch kann nicht schaden. Dass die anderen auch nicht alle perfekt sind, spielt jetzt erst mal keine Rolle.

In diesem Monat will ich den Balken in meinem Auge wahrnehmen. Vielleicht kann ich ihn ein bisschen verkleinern oder gar rausziehen?

Thomas Klammt

August 2018

Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.
Lukas 17,21

Inspirierende Entdeckungen machen – dass Christus Gestalt gewinnt!

Beobachte diesen Monat die Welt, die Dich umgibt und entdecke darin, wo Jesus wirkt. Lass es auf Dich wirken, setze Dich ihm aus, lebe es.

Siehe!
Obwohl Jesus selbst diesen sprachlichen Hingucker verwendet – „Schau hin!“, „Pass auf!“ – warnt er die fragenden Pharisäer vor deren suchendem Blick, wann denn das Reich Gottes käme. Der Blick auf Himmelszeichen führt ebenso zu Trugbildern wie die Zeichendeutung innerweltlicher Ereignisse. Das Kommen des Reiches Gottes ist nicht errechenbar, weder zeitlich noch lokal fixierbar. Auch nicht in dieser Welt politisch-messianisch erwartbar. „Geht nicht hin und lauft nicht hinterher!“ (V.24), wenn Seher zu sehen meinen – rät Jesus seinen Jüngern.

Trotzdem sagt Jesus:  „Siehe!“ Schau hin! Ja, wohin aber dann, wenn doch alles, was darauf hindeutet, täuscht? Ein Trugschluss liegt wohl in der Gleichsetzung von Anbruch des Reiches Gottes und (vermeintlichem) Weltende.

„Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ – Jesus lädt zu einem unverstellten Blick ein, zu einer unvoreingenommenen Perspektive. Wer mit einem festgelegten Bilderkatalog Ausschau hält, dem kann es passieren, dass er erfolglos in Leere starrt.

Reich Gottes – mitten unter uns
„Das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ Was will Jesus damit sagen?
Luther hat es ursprünglich so verstanden und übersetzt: Das Reich Gottes ist inwendig in euch. Wie Tertullian haben einige Kirchenväter es so verstanden und ausgelegt: Das Reich Gottes ist in Eurem Machtbereich. Will heißen, es ist dort, wo Ihr es verwirklicht.

Oder heißt es schlicht: Das Reich Gottes ist in eurer Mitte. Das liegt (den heutigen Auslegern) am nächsten. Das liegt schon deswegen am nächsten, weil das Reich Gottes – also die Herrschaft Gottes – durch keinen so deutlich und erlebbar auf die Erde kam, wie durch Jesus. Sein Reden und Tun repräsentieren das Wesen und die Herrschaft Gottes in unüberbietbarer Weise. Unmittelbar vor dieser Pharisäerfrage berichtet Lukas die Heilung der zehn Aussätzigen (17,11-19) – ein treffliches Beispiel erlebter Gottesherrschaft. Wer also Jesus zuschaut, beobachtet das Reich Gottes im Vollzug. Wer Jesus erlebt, erfährt Reich Gottes unmittelbar. Nun lebt Jesus heute nicht mehr als Mensch auf dieser Erde. Allerdings ist das Reich Gottes nicht mit ihm in den Himmel aufgefahren. Wenn Paulus etwa über sich als Christgewordenen schreibt: „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir …“ (Gal.2,20), dann stimmt ja Luthers auslegende Übersetzung auch: Gottes Reich ist inwendig in uns. Wenn Christus in Dir lebt, dann bist Du Träger des Reiches Gottes. Wenn Gemeinde „Leib Christi“ ist, dann repräsentiert sie Christus in dieser Welt. Dann ist sie Leib Christi für die Welt gegeben. Dann ist mit der Gemeinde Jesu Gottes Reich mitten in dieser Welt lebendig. Und damit eröffnet sich auch die Perspektive der alten Kirchenväter, nach der das Reich Gottes in unserem „Mach(t)bereich“ liegt. Wir können es leben. Wir können es tun. Wir können es erlebbar machen.

Impuls
Das Bild zum Monatsimpuls August zeigt eine in ein Blütenmeer verwandelte Wiese. Was für ein schönes Bild für den Überschwang in Farbe, Form und Duft der Herrschaft Gottes. Für den Reichtum des Lebens, den Gottes Reich mit sich bringt.

In seinem Lied „Gott ist gegenwärtig“ dichtet Gerhard Tersteegen in der 6. Strophe (EG; F&L Str. 4):

Du durchdringest alles;
lass dein schönstes Lichte, Herr, berühren mein Gesichte.
Wie die zarten Blumen willig sich entfalten und der Sonne stille halten,
lass mich so still und froh deine Strahlen fassen und dich wirken lassen.

Schau Dich in diesem Monat doch einmal bewusst um und entdecke solche Blumenwiesen – auch, aber nicht nur im übertragenen Sinn. Lass dich davon berühren. Suche einmal nicht die negativen Aspekte: wo überall solche Wiesen fehlen; dass sie bedroht sind usw., sondern lass dieses Geschenk auf Dich wirken. Entfalte Dich der Sonne und lasse Dich bescheinen. Lasse Dich begeistern und anstecken von der Frische und der Schönheit alles Lebendigen. Darin begegnet Dir Gott. Darin begegnet Dir Gottes Herrschaft, sein Reich. Ja, durchaus unvollkommen, weil irdisch. Aber es ist da. Mitten unter uns.
Versuche in diesem Monat einmal bewusst, Christus im Anderen zu entdecken, und die Spuren seines Reiches in dem, was Du wahrnimmst. Deine Zeit mit Deiner Bibel kann so eine Blumenwiese werden, Dein Hören in die Stille vor Gott, ein wertvolles Gespräch mit einem Menschen,  eine unverhoffte Begegnung, ein kleiner Liebesdienst, ein aufmerksamer Blick uvm. Lass Dich darauf ein. Lass es auf Dich wirken. Lass Dich „gefangen nehmen“ von Gottes Reich, das Dich umgibt. Entdecke Jesus darin und genieße ihn! Gib ihm Raum in Deinen Gedanken, in Deinem Beten, Deinem Hören, Deinem Sehen, Deinem Riechen, Deinem Schmecken, Deinem …

Und dann lass Dich dabei prägen von diesen Schätzen des Reiches und Reichtums Gottes. Lass Dich sättigen von Gottes guten Gaben und prägen von Jesus selbst.
Und wenn Du dann wieder hinschaust und hingehst in die Welt abseits der Blumenwiesen, dann nimmst Du Gottes Reich(tum) dorthin mit. Dann dürfen andere Menschen Gottes Reich erleben, in ihrer Mitte.

Michael Schubach

Juli 2018

Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.
Markus 10,15

Inspiriert kindlich sein – dass Christus Gestalt gewinnt!

Lass dich in diesem Monat neu mit Vertrauen beschenken. Zu Gott und Menschen.

Könnt Ihr Euch noch erinnern an die Zeit, als Ihr Kind ward? Kennt Ihr die Freude, die man erlebt, wenn man in eine Pfütze springt? Das Wasser spritzt in alle Richtungen. Ein zweiter Versuch: Geht es, dass es noch höher spritzt? Und noch ein Sprung, weil es so Spaß macht.

Und heute? Ich merke, wie es mich manchmal lockt wieder hineinzuspringen, doch meistens schaltet sich vorher mein Kopf ein: Du hast keine Gummistiefel an? Die Spritzer auf der Hose gehen nicht so leicht raus? Und was denken die Anderen?

Kinder kommen als schutzlose Wesen zur Welt. Sie sind noch nicht in der Lage für sich selbst zu sorgen, sind auf Hilfe, Liebe, Annahme angewiesen, sind guten wie schlechten Einflüssen ausgesetzt, können sich dem nicht entziehen, nur schreien. 

Kinder nehmen gerne, werden gerne beschenkt, freuen sich darüber und manchmal vergessen sie sogar das eine Wort (Na, was sagt man jetzt?) – danke.

Haben wir das auch verlernt? Freudig zu nehmen, was Gott uns anbietet, sich an seiner Liebe und Schöpfung zu freuen, danke zu sagen und zu genießen? Wer das kann, kann auch freudig geben und schenken.

Empfangen
Mit offenen Händen dastehen, annehmen können, was ich nicht durch meine Leistung verdient habe.

Was bedeutet es: „Das Reich Gottes empfangen, wie es ein Kind empfängt“?

Ein Kind vertraut Es kann nicht leben, ohne den Menschen seiner Umgebung zu vertrauen. Dabei ist sein Vertrauen nicht tugendhaft, sondern überlebensnotwendig.

Aber man kann genau so gut lesen: „Das Reich Gottes empfangen, wie man ein Kind empfängt“. Denn das Zeitwort „empfangen“ bedeutet im Allgemeinen „jemanden in Empfang nehmen“.

Ein Kind empfangen heißt eine Verheißung empfangen. Ein Kind wächst und entwickelt sich. Auch das Reich Gottes ist auf der Erde niemals etwas Vollendetes, sondern Verheißung, Dynamik und stets im Wachsen. Außerdem ist der Geburtstermin der Kinder zwar berechenbar, doch wann die Geburt, beginnt bleibt unberechenbar.

So haben wir die Gegenwart Gottes anzunehmen, wenn sie sich uns bietet, sei es gelegen oder ungelegen. Das Reich Gottes empfangen, wie man ein Kind empfängt, heißt wachen und beten, damit man es in Empfang nehmen kann, wenn es da ist, auch unvorhergesehen, und ob man den Zeitpunkt für richtig hält oder nicht.                      
aus: Brief aus Taizé 2006/2

Das Reich Gottes
Gottes Herrschaft ist aufgerichtet, es ist mit der Menschwerdung Gottes in Jesu da.
Durch Jesu ist Gott in dieser Welt erlebbar und spürbar. Durch den Heiligen Geist lebt Gott in uns und richtet sich seine Herrschaft da auf, wo wir sind. Das Reich Gottes ist da und wird noch kommen, sowohl als auch – nicht entweder oder.

Bei Gott herrscht ein anderes Zeit-, Leistungs- und Gerechtigkeitsverständnis als es sonst bei uns üblich ist. Ich verstehe den Nachsatz „... der wird nicht hineinkommen“ nicht als Drohung. Es ist eine Konsequenz. Wenn ich denke ich muss mir alles verdienen, ich muss alles selber machen, dann kann ich nicht annehmen was da ist, mich einfach beschenken lassen. Dieser Vers wirbt darum, dass freudige Annehmen und Empfangen wieder zu lernen.

Impuls
Wann erlebst Du Dich als beschenkt/ hast Dich zuletzt als beschenkt erlebt?
Fällt es Dir leicht, Dich beschenken/ Dir Gutes tun zu lassen?
Fällt es Dir leicht zu danken?
Gibt es Dinge, die Dich am Danken hindern, welche sind das?

Gabriele Löding

Juni 2018

Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!
Matthäus 7,12

Inspiriert handeln – dass Christus Gestalt gewinnt!

Behandle in diesem Monat Menschen so, wie du selbst behandelt werden möchtest!

Auf einem goldenen Teller wird uns durch die Juni-Karte ein Wort Jesu aus der Bergpredigt serviert, welches zu Herzen gehen soll. „Alles, was ihr wollt, dass es euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!“ (Matthäus 7,12)

Dieses Bibelwort ist in seiner verneinenden Form zu den bekanntesten deutschen Sprichwörtern geworden. „Was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem anderen zu!“

Dieses Sprichwort ist auch als „Die Goldene Regel“ in fast allen Weltreligionen und in der antiken, griechischen Philosophie bekannt. Im  Judentum wurde die goldene Regel durch Rabbi Hillel aufgenommen: „Was dir unlieb ist, tue keinem anderen; das ist die ganze Thora“. Darüber hinaus  ist goldene Regel Basis für viele Rechtsysteme geworden, welche die Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz betonen. 

In der goldenen Regel finden wir – Gott sei Dank – keinen Bezug auf Gott oder auf eine bestimmte Religion. Deshalb können die Angehörigen aller Religionen, genauso wie Atheisten, ihr leichten Herzens zustimmen. Die goldene Regel gilt deshalb auch zu Recht als Basis für ein Weltethos, für ein kulturübergreifendes ethisches Handeln. Es ist eine Regel, auf die sich Einheimische und Migranten, Christen und Juden, Muslime und Hindus  verständigen könnten.

Die Goldene Regel formuliert die Grenzen meines Tuns klar und einsichtig,  für alle Menschen: Was ich selbst für mich nicht will, das soll ich auch keinem anderen Menschen zufügen. Was ich selbst für mich nicht will – das gibt die Grenze an, die ich nicht überschreiten soll: Bis hierhin und nicht weiter! 

Überraschend und neu beim Evangelisten Matthäus ist die positive Formulierung der Goldenen Regel: Hier zieht die Goldene Regel keine Grenze, sondern weitet sie aus. „Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!“ Wenn die Goldene Regel, so wie bei Matthäus positiv formuliert wird,  wächst ihr Geltungsbereich, und der Raum für mein ethisches Handeln wird größer.

Diese positive Erweiterung des  ethischen Handelns hat der Theologe Leonhard Ragaz beschrieben:
„Du willst, dass der Andere dich verstehe: versuche du selbst, ihn zu verstehen. Du willst, dass der Andere gegen dich wahr und offen sei: sei es selbst gegen ihn. Du willst, um das Höchste zu nennen, von ihm Liebe empfangen: gib auch du sie ihm. Kurz, alles was du für dich als recht, gut und schön empfindest: gib es auch dem Andern. Dann wirst du nie fehlgehen. Wir müssen uns so in den Andern hineinfühlen, uns so in ihn versetzen, als wären wir er selbst.“

Wer so handelt, sagt Jesus, erfüllt die Forderungen des Gesetzes und die der Propheten. Wer so handelt wird zum Weltverbesserer und zeigt wissend oder unwissend auf das Reich Gottes. Wer so handelt bestätigt die Schönheit und Wahrheit der goldenen Regel, die uns auf einem goldenen Teller dargeboten wird.

Klaus Schönberg

Mai 2018

Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt.
Johannes 15,16

Inspiriert denken – dass Christus Gestalt gewinnt!

Mach dir einen Monat lang bewusst, dass du erste Wahl bist!

Eine Kiste voller Knöpfe. In total unterschiedlichen Farben, Formen und Größen. Knöpfe für Hemden und Hosen, Knöpfe für Mäntel und Taschen, für Bettdecken und Vorhänge.  

In meiner Phantasie kommt auf einmal Leben in die Kiste.  Die Knöpfe betrachten sich gegenseitig und nehmen ihre Unterschiedlichkeit wahr. Die Vielfalt lässt sie staunen, verunsichert sie aber zugleich. Unbewusst suchen sie, was ihnen ähnlich ist. Große Gruppen verdrängen kleinere, vereinzelte Knöpfe landen an den Rändern.  

Die Gruppen untereinander  beginnen zu diskutieren. Darüber, was denn eigentlich die Bestimmung eines Knopfes ist. Und die große Gruppe der kleinen und meist farblosen Hemdknöpfe versteigt sich zu der These,  dass es die Bestimmung eines jeden Knopfes sei, in Reih und Glied einmal ein Hemd zu verschließen. Dass es auch „übertrieben große und schrill bunte Knöpfe“ in ihrer Kiste gibt, verdrängen sie oder halten dies schlicht für einen Fehler.  

Klar, dass die Gruppe der „roten Knöpfe aller Größen“ dies diskriminierend findet und an die Adresse der kleinen Farblosen zurückpoltert, ob sie den Entstehungsprozess eines Knopfes einfach zu früh verlassen hätten und eigentlich noch nicht wirklich Knopf im Vollsinn seien.  

Was die Einzelnen denken, die sich nicht in Gruppen organisieren konnten, bleibt ein Rätsel. Sie äußern sich nicht und niemand fragt sie.  

So führt die Frage der Knöpfe, was sie denn im Kern ausmache, nicht wirklich zu brauchbaren Ergebnissen. 

Indessen schaut die Schneiderin in ihre Knopfkiste und sucht heute gerade einmal einen dekorativen Knopf, mit dem sie das fehlende Auge an der Puppe eines Kindes ersetzen will… 

„Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt.“ Dieser Zuspruch Jesu inspiriert mich, weil er Wertschätzung und Zurechtweisung zugleich ist.  

Zurechtweisung, weil er mich vor der Selbstüberschätzung bewahrt, ich könne aus mir selbst heraus Lebenssinn hervorbringen. Aller Selbstoptimierung zum Trotz merke ich ja, dass ich in dieser Frage zu einseitig werde. Auch manche meiner Ideen sparen Teile der Wirklichkeit aus, an anderen Stellen werde ich seltsam dogmatisch. Da hilft mir, wenn ich den Satz Jesu lese, dass nicht ich ihn erwählt habe, sondern dass es umgekehrt ist.  

Jesus hat mich erwählt. Wertschätzung pur. Ich bin ein Volltreffer. Gewollt, begabt, gefordert. Das ist mal eine Ansage. Die Sehnsucht, dass es so ist, trage ich schon immer in mir. Aber es braucht diesen äußeren Anstoß, diese Zusage, dass ich es auch sein kann. Und so fasse ich Mut und entdecke staunend, wie sich Gottes Gaben in mir entfalten… 

Christopher Rinke


„Ich hab mir das nicht ausgesucht …“

Es gibt solche Tage, da hilft mir nur dieser Gedanke. Im Alltag des (Gemeinde-)Lebens läuft ja nicht immer alles rund. Und wenn ich dann richtig genervt bin, erinnere ich mich daran: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt.“ Jesus hat das damals zu seinen Jüngern gesagt. Am Anfang meines Dienstes als Pastor, bei meiner Ordination im November 1994, hat mein Mentor Hermann Heinrich mir diesen Bibelvers mitgegeben. Und ich halte mich daran bis heute fest.

Dabei bin ich doch gerne Pastor, es hat mich keiner dazu gezwungen. Und jetzt bin ich Referent für Integration und Fortbildung in unserem Bund – mein Traumjob! Ich kann so viele meiner Stärken und Erfahrungen einsetzen und arbeite mit wunderbaren Menschen zusammen. Das hätte ich mir nicht besser aussuchen können!

Ich bin froh, dass ich manche guten Entscheidungen im Leben getroffen habe. Aber noch glücklicher macht es mich, dass Gott sich zuerst für mich entschieden hat. Jesus hat mich erwählt. Nicht weil er sich auf meinen Arbeitseifer so gefreut hat. Sondern … hm, ich weiß gar nicht so genau, was er sich dabei gedacht hat. Aber ich muss seine Wahl ja nicht erklären. Er wird’s schon wissen. Ich freu mich einfach drüber.

Thomas Klammt