Bunte Gemeinde leben und Hoffnung geben

Café Hope der EFG Kirchheim/Teck ist beliebter Anlaufpunkt für Menschen aller Schichten

Bunte Gemeinde leben und Hoffnung geben, das ist Alltag im sozial-diakonischen Café Hope der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde in Kirchheim/Teck. An drei Tagen in der Woche bietet das Café Gästen aus allen Alters- und Gesellschaftsschichten ein frisch bereitetes Essen aus lokalen Zutaten zu niedrigen Preisen an – ein Erfolgsrezept, wie Café-Leiterin Sarah Hennemann zu berichten weiß: „Das Café Hope ist ein beliebter Anlaufpunkt für viele Kircheimer geworden.“ Begleiten Sie die 29-jährige Heilpädagogin durch einen Tag im Café.

Mittwochmorgen 8:30 Uhr.
Als ich mit dem Rad ankomme, werde ich schon von Mitarbeitern begrüßt. Sie sind (Früh-)Rentner, alleinstehend oder aus schwierigen Lebensverhältnissen. Der Frühstückstisch ist gedeckt, aus der Küche dringen schon Düfte nach „geschmelzten Zwiebeln“ und „Herrgottbescheißerlen“, wie Maultaschen auch genannt werden – wir sind eindeutig im Schwabenländle. Anette, unsere Hauswirtschaftsleiterin, steht schon seit 8 Uhr am Herd, gemeinsam mit Mitarbeitern aus Eritrea, Iran und Gambia. Anette erzählt: „Die verschiedenen Arbeitsschritte in dem Mix aus Deutsch, Englisch, Farsi zu erklären, ist schon herausfordernd, aber wir haben immer Spaß zusammen. Die Jungs packen mit an, sind sehr zuvorkommend und lernbereit.“

9 Uhr gemeinsames Frühstück
Nach einer kurzen Andacht und einem Gebet frühstücken wir gemeinsam. Dass unsere internationalen Mitarbeiter so viel Zucker in den Kaffee  nehmen, das verstehen wir Deutschen nicht. Andersherum müssen wir erst erklären, warum wir mit „so viel Wasser“ kochen: Soßen gehören für uns einfach zu (fast) jedem Gericht dazu.

11 Uhr Spülküche
Die ersten Töpfe und schmutzigen Geräte aus der Kochküche kommen zum Spülen. Wie gut, dass Volker schon da ist: „Sarah, ich brauche jemanden, der mir beim Abtrocknen hilft!“ Klare Ansage. Kommunikation und wertschätzender Umgang sind ein wichtiges Lernfeld im Miteinander.

11:30 Uhr Service
Schnell noch die letzten Handgriffe an den Tischen, gleich kommen die Gäste. Ulrike sitzt an der Kasse und erzählt: „Mein Herz geht auf, wenn bei der Essensausgabe ein Iraner, ein Gambier und eine rüstige, deutsche Seniorin harmonisch nebeneinander arbeiten und täglich 100 hungrige Schüler, Arbeitslose, Senioren und Arbeitnehmer mit Essen versorgen.“

14:15 Uhr Spülküche
Die zweite Spülschicht ist in vollem Gange und betet: Hoffentlich hält die Industriespülmaschine durch. Eine Neue ist in Planung, die letzten Spendengelder müssen allerdings noch aufgetrieben werden. Zwischen heißem Wasserdampf und Trockentüchern wird erzählt und gelacht. Kaliu aus Gambia erzählt: „Das Warten darauf, wie es für mich in Deutschland weiter geht, ist nicht leicht und extrem langweilig. Hier bekomme ich eine sinnvolle Aufgabe und Kontakte. Danke!“

14:45 Uhr Familientreffen
Haupt- und Ehrenamt, Alter, gesellschaftlicher Status  und Herkunft vermischen sich bei dem monatlichen Treffen. Vorurteile werden abgebaut, wenn muslimische Mitarbeiter von ihrer Religion und Kultur erzählen, wir kommen ins Gespräch und feiern Gemeinschaft.

Die Menschen hinter den Zahlen kennenlernen

Neben dem Angebot des Mittagstisches liegt der Schwerpunkt unserer Arbeit im freiwilligen Engagement und menschlicher Zuwendung. Derzeit sind wir Anlaufstelle für ungefähr 20 Menschen in sozial schwierigen Lebenslagen, wie Langzeitarbeitslose, psychisch und körperlich Erkrankte, Asylbewerber und viele andere. Wir unterstützen sie bei der Wiedereingliederung auf dem Arbeitsmarkt und bieten Deutsch-Sprachkurse an. Die ehrenamtliche Arbeit im Café Hope gibt ihnen feste Strukturen, ein soziales Netzwerk, Gesprächsangebote und Hilfe im Alltag. Sie erlernen Sozialkompetenzen wie Zuverlässigkeit und Konfliktlösung.

Ob Arbeitslosigkeit, soziale Not, Flucht oder Migration – in den Nachrichten hören wir dazu oft nur anonyme Zahlen. Den einzelnen Menschen hinter den vielen Zahlen kennenlernen, bunte Gesellschaft prägen und mitgestalten zu können – das macht uns im Café Hope große Freude!
 

Ein Artikel von Sarah Hennemann