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Bunte Gemeinde: Ort der vorbehaltlosen Annahme

Abschluss des Zweijahresthemas beim Bundesrat des BEFG in Kassel

Ein Jahr nach dem Auftakt beendet der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) bei seiner Bundesratstagung vom 4. bis 7. Mai in Kassel offiziell das Themenjahr 2015/16 „Bunte Gemeinde – Staunen über Christus im Anderen“. Dieses Thema sei für den Bund aber weit über die Konferenz und das Jahr hinaus von großer Bedeutung, betont Generalsekretär Christoph Stiba: „Die Grundsätze der Bunten Gemeinde berühren den Kern unseres Auftrags als Christen in der Gesellschaft.“

Die christliche Gemeinde sei ein Ort, an dem Gottes Liebe greifbar werde, so Stiba: „Dort wird der Mensch mit seinen Bedürfnissen gesehen, erfährt eine vorbehaltlose Zuwendung, die sich aus der Annahme Gottes speist.“ Bunte Gemeinde wolle den Fokus darauf legen, dass diese Annahme niemanden ausschließt, erläutert der Generalsekretär: „Ob jung an Jahren oder im Herbst des Lebens, in Deutschland oder in einem anderen Land aufgewachsen, ob theologisch eher ‚vom alten Schlag‘ oder für ‚neue Interpretationen offen‘, ob Glaubensriese oder Zweifler, gesundheitlich fit oder beeinträchtigt: Die Liebe Gottes gilt allen vorbehaltlos, und in der Bunten Gemeinde können sie gemeinsam Reich Gottes bauen.“

Der Blick auf die bedingungslose Annahme Gottes könne in der Bunten Gemeinde Gräben zwischen Menschen überwinden, hebt BEFG-Präsident Michael Noss hervor: „Dort lande ich nicht in einer Schublade, wenn ich einen bestimmten Standpunkt vertrete. Dort werde ich nicht für die Identität ausgegrenzt, die zu meinem Leben gehört. Dort führen Meinungsunterschiede nicht zu Zerwürfnissen, sondern zu gemeinsam erarbeiteten besseren Lösungen. Dort erlebe ich, wie Christus in Menschen lebt, deren Andersartigkeit mir anfangs vielleicht nicht ganz geheuer war.“

Für den Präsidenten und den Generalsekretär endet das Anliegen der Bunten Gemeinde nicht an den Mauern des Gemeindehauses. Christoph Stiba beschreibt die gesellschaftliche Perspektive der Bunten Gemeinde so: „Als Christen wollen wir die Liebe Gottes, die wir selbst erfahren haben, weitergeben.“ Dies geschehe durch Worte und Taten. Der Einsatz zahlreicher Christen für Flüchtlinge ist für Stiba ein aktuelles Beispiel dafür: „Dort wird die Liebe Gottes konkret, indem Flüchtlinge Annahme und Trost finden.“

Bunte Gemeinde wird beim Bundesrat in Kassel in Vorträgen, Gottesdiensten, interaktiven Foren und Bibelarbeiten behandelt. Dabei geht es um ganz unterschiedliche Aspekte wie das Zusammenleben in einer Migrationsgesellschaft, Inklusion, Generationenvielfalt, „Leichte Sprache“ in der Gemeindearbeit und das Miteinander von Christen und Muslimen. Zu den Rednern auf dem Bundesrat gehören der Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes und ehrenamtliche Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz Dr. Michael Diener, der Paralympics-Teilnehmer und Kabarettist Rainer Schmidt und als Interviewpartner der ehemalige Bezirksvorsitzende der Republikaner Michael Beyerlein, der sich heute in Sachsen für die Integration von Flüchtlingen engagiert.

Die Bundesratstagung findet einmal im Jahr statt. Sie ist als Kirchenparlament das höchste Entscheidungsgremium des BEFG, zu dem rund 800 Baptisten- und Brüdergemeinden mit insgesamt 82.000 Mitgliedern gehören. Neben dem Schwerpunktthema stehen bei der Bunderatstagung 2016 auch andere aktuelle Anliegen auf der Tagesordnung, etwa die Aufnahme neuer Gemeinden, die Finanzen des BEFG und Berichte aus den Dienstbereichen. Außerdem ist ein Festabend zum 75-jährigen Bestehen des BEFG und zum 25. Jubiläum der Wiedervereinigung des ost- und des westdeutschen Bundes geplant.

Ein Artikel von Michael Gruber