Christus im Handeln sichtbar werden lassen

Wie die EFG Hamm der Stadt Christus zeigt

Die EFG Hamm hat sich auf die Suche gemacht, wie sie Nachfolge Christi in ihrer Stadt leben kann. Dabei hat sie sich Martin Luther King zum Vorbild genommen und ist gesellschaftspolitisch aktiv geworden.

Unser gesellschaftliches Engagement begann damit, dass wir versucht haben, unsere Umgebung wahrzunehmen, durch Gespräche mit Sozialarbeitern der Stadt, durch Gebetsspaziergänge im Quartier. Wir haben uns bemüht, aufzunehmen, was im Quartier südliche Innenstadt da ist, was unsere Mitmenschen haben und was sie brauchen. Und haben begonnen, ohne Berührungsängste mit Menschen guten Willens zusammenzuarbeiten.

Daraus entwickelte sich das diakonische Projekt „Pfeffermühle“. Ein Team von ehrenamtlichen Mitarbeitenden, unterstützt von Honorarkräften, bereitet jeden Samstag mit Kindern aus der Innenstadt gemeinsam eine Mahlzeit zu. Dann wird zusammen gespielt. Es gibt kreative Angebote oder auch gemeinsame Ausflüge. Einige Kinder sind bereits einige Jahre dabei, manche arbeiten mittlerweile mit. Für uns ist das Angebot ein Geschenk an die Menschen der Stadt.

Vor einigen Jahren haben wir uns entschlossen, bewusst zu unserer Identität als Baptisten zu stehen und herauszustellen, in welchem Sinn wir Baptisten sind. So haben wir begonnen, in Predigten und Gruppenstunden uns intensiver mit Dr. Martin Luther King Jr. zu beschäftigen. Auf unserer Homepage haben wir eine inzwischen bundesweit beachtete Dokumentation zu Martin Luther King aufgebaut. Damit wollen wir zeigen: Wie der Baptistische Weltbund und wie der Baptistenpastor Martin Luther King verstehen wir als Baptistengemeinde in Hamm den Einsatz für Menschenrechte als wichtige Äußerung des Evangeliums.

Ein weiterer Auslöser für uns als Gemeinde, uns tiefer auf das Denken und Wirken von Martin Luther King einzulassen, war eine Demonstration der Partei „Die Rechte“. Am 20. Juli 2013, dem Gedenktag an die Widerstandskämpfer in der NS-Zeit, zog die Demo auf dem Weg vom Bahnhof zur Stadtmitte direkt vor unserem Gemeindehaus entlang. Ich stand mit meiner Frau vor unserer Kirche und sagte mir: einmal und nicht wieder! Die Straße gehört nicht den Rechten und der Tag des Widerstandes schon gar nicht! Und: Wir dürfen als Gemeinde die Anwohner und Passanten, die teilweise mit Kleinkindern am Straßenrand standen, nicht allein lassen. So wurde die Demo für uns zur Herausforderung zum zivilgesellschaftlichen Engagement. Vorbild für unser Handeln ist dabei Martin Luther King, den seine Frömmigkeit zum gesellschaftspolitischen Handeln führte.

Seitdem vertrete ich als Pastor unsere Gemeinde beim „Runden Tisch gegen Radikalismus und Gewalt“, einem Zusammenschluss von über dreißig Akteuren der Stadt für Demokratie und Toleranz. Im Auftrag der Stadt Hamm hat der Runde Tisch ein Handlungskonzept gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit erarbeitet, mit Handlungsempfehlungen auch für den interkulturellen und interreligiösen Dialog. Als Gemeinde haben wir bei Demonstrationen der Rechten mehrere Gegen-Demonstrationen des Runden Tisches unterstützt und uns an ihnen beteiligt, zum Beispiel vor der neu errichteten zentralen Einrichtung für 800 Geflüchtete.

Wir sind gegen etwas, weil wir für etwas stehen. Folglich haben wir mit einigen Akteuren vom Runden Tisch und anderen Interessierten den Verein „Flüchtlingshilfe Hamm“ gegründet. Schwerpunkt des Vereins ist die wöchentliche kostenlose Beratung sowie die Unterstützung bei Alltagsfragen. Zwischen Gemeinde und Verein besteht eine enge Zusammenarbeit in der Begleitung von Geflüchteten. So finden die jährlichen Sommerfeste mit bis zu 500 Teilnehmenden im Innenhof unseres Gemeindezentrums statt.

Bodenplastik

Gedenktafel

In einem Stadtteil mit hohem Anteil von Migranten und dem einzigen Stadtteil Hamms, in dem die Partei „Die Rechte“ ein Ratsmitglied stellt, setzt sich eine Künstlergruppe mit unterschiedlichen Projekten für Toleranz ein. In Zusammenarbeit mit dieser Gruppe ist in den letzten vier Jahren ein „Ring der Friedensnobelpreisträger“ entstanden. Er möchte Impulse geben für ein friedliches Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionen. Gerne haben wir als Gemeinde die Patenschaft für die Gedenktafel für Martin Luther King im Friedenspark übernommen.

Aus der Zusammenarbeit im Friedenspark entstand die Bodenplastik, die der Hammer Künstler Jockel Reisner in Gedenken an Martin Luther King gestaltete und die wir vor unserem Gemeindehaus verlegt haben. Das Zitat darauf, das aus der Friedensnobelpreisrede von Martin Luther King stammt, begleitet mich seitdem und fordert mich immer wieder heraus, es bewusst nachzusprechen. „Ich glaube daran, dass unbewaffnete Wahrheit und bedingungslose Liebe das letzte Wort haben werden.“

Die Erarbeitung von Handlungsempfehlungen für den interkulturellen und interreligiösen Dialog führte auch zur Mitarbeit beim Interreligiösen Friedensgebet, das in Hamm jeweils Anfang Januar stattfindet. Im letzten Jahr haben sich alle Vertreter der Religionsgemeinschaften, die sich am Interreligiösen Friedensgebet beteiligen, darauf verständigt, das Friedensgebet mit Zitaten aus Kings Rede „Das Haus der Welt“ zu gestalten, im Gedenken an dessen Ermordung vor 50 Jahren.

Zum gleichen Thema haben wir einen WDR5-Radiogottesdienst gestaltet, den auch NDR Info und RBB Kulturradio übertragen haben. Ausgehend vom Gleichnis vom Barmherzigen Samariter haben wir darin geschildert, wie wir versuchen, Kings politische und gesellschaftliche Gedanken umzusetzen. Viele differenzierte Rückmeldungen brachten zum Ausdruck, dass der Gottesdienst für Zuhörende ein guter Rückenwind war, sich vor Ort in der Begleitung von Geflüchteten, in der Politik und im Umweltschutz zu engagieren.

Das Jahresthema des Bundes „INSPIRIERT LEBEN … dass Christus Gestalt gewinnt“ bedeutet für uns als Gemeinde: Von Christus und seinem Handeln inspiriert wollen wir uns gesellschaftspolitisch engagieren. Und in der Überzeugung handeln: „Es ist immer die richtige Zeit, das Richtige zu tun“ (Martin Luther King).

Ein Artikel von Peter Arpad