Die heilende Kraft der Vergebung

"So lass denn dein Friedenswind uns sanft und stark durchwehen..." (Anna Dober)

 „Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“ - so beten wir im Vaterunser. 

Gerade weil wir Christen uns selbst das Vergeben zur Aufgabe machen, schmerzt es umso mehr, dass manche tiefen Verletzungen einfach nicht heilen wollen, vergeben nicht gelingen mag. An dieser Stelle setzt die Vergebungsarbeit nach Dr. Konrad Stauss an. Die bunte Kraft des Herbstes, die Dynamik der Gruppe mit den Qualitäten von Mitgefühl, Solidarität und Zeugenschaft trugen mit dazu bei, dass sich für die Teilnehmenden die heilsame Kraft der Vergebung erschloss - in der Gnade Gottes. Sie folgten der Einladung, sich unter der Leitung von Beate Fritsch und Marita Meyer durch die sieben Phasen spirituell-therapeutischer Vergebungsarbeit der Bereitschaft zur Vergebung anzunähern:
- der eigenen „Wunde“, der seelischen Verletzung
- dem/der Anderen, dem/der vergeben werden soll
- sowie dem Thema „Schuld“
- und Gott, der uns die Wunde zugemutet, sie nicht verhindert hat.
Es war für alle berührend zu erleben, wie manches verhärtete Herz sich erweichte, wie das quälende Leiden an der Nicht-Vergebung losgelassen wurde, wie Mitgefühl wuchs und der eigene Blick barmherziger wurde. Manche Träne floss im abschließenden Vergebungsritual, wo in feierlicher Stimmung die Stationen abgeschritten werden, auf dem Boden durch Blätter markiert, die die Stationen des gegangenen Weges reflektieren bis hin zum Aussprechen der Vergebung vor sich selbst, vor uns als Zeugen und vor Gott. Wie wunderbar, die Wandlungen der Teilnehmenden erleben zu dürfen! In den Worten von Konrad Stauss: es öffnet sich ein „Heiliger Raum“. 

 

Teilnehmer berichteten....

„Es gibt ja viele Arten, Vergebung zu suchen und zu finden. Hier bei Euch so besonders und wichtig für mich war, dass ihr Zeugen wart für meinen Schmerz. Ich wurde darin bestätigt, dass er berechtigt war. Mein Leiden erhält dadurch Würde.“

Ich habe mir nicht vorstellen können, dass ich mich jemals in „meinen Täter“ hineinversetzen könnte! Aber plötzlich, irgendwie, ging’s. Hätte ich nie gedacht!“

„Ja, wahrscheinlich waren es die schlimmen Erlebnisse im Krieg, die meinen Vater seelisch so beschädigt hatten. Jetzt kann ich sein Verhalten mir gegenüber besser verstehen.“

Ein Artikel von Beate Fritsch, Potsdam