Anika Schönhoff, Kerstin Schmitt, Christina Döhring, Heike Menzel-Kötz, Shannon von Scheele (v.l.n.r.)

Sieben Jahre erfolgreiche Präventionsarbeit

„Netzwerk gegen Menschenhandel“: Sorge wegen Corona-Folgen

Das Netzwerk gegen Menschenhandel, das zum Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden gehört, arbeitet präventiv. Seit 2014 klärt es tausende Schüler und Schülerinnen in Deutschland mit dem Workshop „Liebe ohne Zwang“ über die sogenannte Loverboy-Methode auf. Durch die Corona-Pandemie ist der Verein in eine finanzielle Schieflage geraten.

Loverboys täuschen Mädchen und jungen Frauen die große Liebe vor, um sie später in die Prostitution zu locken bzw. zu zwingen. Durch Prävention in Schulen und Jugendgruppen erreicht das Netzwerk jährlich normalerweise 5.000 bis 7.000 Jugendliche. Zusätzlich werden Multiplikatoren zur Durchführung des Workshops ausgebildet. Außerdem schult es Erwachsene aus verschiedenen Berufsgruppen, um Menschenhandel zu erkennen und dagegen vorzugehen. Teams bieten zudem an, in Gemeinden Gottesdienste zum Thema zu gestalten.

Pastorin Christina Döhring, Vorsitzende des Netzwerks gegen Menschenhandel, schaut mit Sorge auf die aktuellen Entwicklungen aufgrund von Corona. Workshops und Schulungen konnten monatelang nicht stattfinden. Vorträge und Trainings fielen aus. Das ist auch finanziell spürbar. Diese Zeit wurde genutzt, um Materialien zu aktualisieren. Es wurden ein neues Beziehungsmodul für Jungen, ein Modul zum Thema Pornografie sowie Aussagen aus Interviews mit inhaftierten Loverboys in das Programm integriert.

Nach sieben Jahren Präventionsarbeit mit „Liebe ohne Zwang“ sind die ersten Teilnehmenden erwachsen. Ehemalige Schüler und Schülerinnen melden sich und berichten, wie der Workshop ihr Leben beeinflusst hat: junge Frauen, die gefährlich werdende Beziehungen bei sich oder Bekannten erkannt haben, Teilnehmende, die in die Sozialarbeit gegangen sind, um auch an dieser Problematik arbeiten zu können, bis hin zu einem Filmemacher, der jetzt mit der Polizei und dem Netzwerk kooperiert und einen Spielfilm zur Loverboy-Methode gedreht hat.

Jede Investition in diese Präventionsarbeit bewahrt Menschen vor Leid, spart später viele Rehabilitationskosten für Betroffene und zeigt Jugendlichen, wie sie sich selber engagieren und Menschenhandel in unserem Land verhindern können.

Jetzt sind die Schulen wieder geöffnet und die Mitarbeitenden stehen mit den neuen Materialien in den Startlöchern. Leider sind die finanziellen Rücklagen des Netzwerks jedoch fast aufgebraucht. Es braucht aber Zeit, bis erneut Einnahmen erzielt und Anträge für längerfristige Finanzierungen genehmigt werden.

Ohne eine finanzielle Überbrückungshilfe wird das Netzwerk gegen Menschenhandel e.V. seine Arbeit in diesem Jahr einstellen müssen. Christina Döhring betont: „Für jede Hilfe sind wir sehr dankbar.“

Das Netzwerk gegen Menschenhandel entstand 2006, als sich am Rande einer Bundesratstagung engagierte Christinnen und Christen zusammentaten, um Menschenhandel zu bekämpfen. Es ist eine gemeinnützige Organisation, die in Bekenntnisgemeinschaft mit dem BEFG steht. Es lässt sich in seiner Arbeit von der Überzeugung leiten, dass Christen eine Verantwortung haben, gegen Ungerechtigkeit in der Welt aufzustehen. Jesaja 58,6 ist der Leitvers: „Löst die Fesseln der Gefangenen, nehmt das drückende Joch von ihrem Hals, gebt den Misshandelten die Freiheit und macht jeder Unterdrückung ein Ende!“

Weitere Informationen unter www.netzwerkgm.de sowie auf Instagram unter www.instagram.com/netzwerk_gegen_menschenhandel.

Ein Artikel von Christina Döhring