Vorwort Bund aktuell Nr. 12 | 2. Dezember 2021

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Liebe Leserin, lieber Leser,

wer hätte das gedacht? Vor einem Jahr stand ich hier zusammen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bundes. Wir haben den Kanon „Licht bricht durch in die Dunkelheit“ gesungen und ich habe einige hoffnungsvolle Worte gesagt. Vielleicht erinnert sich der eine oder die andere daran. Auf YouTube ist das alles ja noch zu sehen.

Ich bin damals wie viele andere davon ausgegangen, dass wir die Corona-Pandemie mit Lockdown und Impfung im Jahr 2021 in den Griff kriegen werden und dann wieder unbeschwert leben können. Und nun das. Die Corona-Zahlen steigen und steigen, die Triage ist in manchen Krankenhäusern Realität, eine Impflicht wird wohl kommen, und immer noch gibt es Leute – auch in den Gemeinden unseres Bundes -, die meinen, Corona sei eine Verschwörung einiger Eliten. Und wir anderen seien „Schlafschafe“, die nichts dagegen unternehmen. Welch ein gefährlicher Unsinn! Und was für eine Verdrehung des Wortes Gottes, wenn Impfungen mit Bezug auf Apostelgeschichte 5,29 verweigert werden, wo steht, dass wir Gott mehr gehorchen sollen als den Menschen.

Der Apostel Petrus macht damit eine wichtige Aussage vor den Autoritäten der damaligen Zeit in Jerusalem, die ihm und den anderen Aposteln verbieten wollten, von Jesus zu reden. Das will heute niemand verbieten. Doch damals wie heute geht es darum, in Angst einflößenden Momenten, in unsicheren und unübersichtlichen Situationen mutig Jesus zu bekennen als den Gekreuzigten und Auferstandenen. Das können wir gerade auch in diesen Tagen tun, in denen so vieles, was uns selbstverständlich und wichtig war, unsicher ist. Advent und Weihnachten sind gerade jetzt gute Gelegenheiten, von dem zu reden, um dessentwillen wir die Lichter anzünden und Frieden und „Fürchtet Euch nicht!“ verkündigen. Nicht lamentieren sollten wir in unseren Gemeinden, sondern proklamieren! Den Menschen den Namen Jesus, den Immanuel, den „Gott mit uns“ ins Gedächtnis rufen. „Jesus Christus ist da“ heißt es in dem Kanon vom letzten Jahr, gerade in diesen dunklen und ungewissen Tagen. Das gilt auch noch in diesem Jahr, für diese Advents- und Weihnachtszeit.

Doch wie im vergangenen Jahr fordert uns die Pandemie auch 2021 noch heraus, neue Wege zu finden, um die frohe Weihnachtsbotschaft zu verkünden. Wir wissen noch nicht, wie die Situation an Weihnachten sein wird. Während ich dieses Vorwort aufnehme, stehen die Ergebnisse der heutigen Bund-Länder-Runde noch nicht fest und wir wissen noch nicht, wie sie sich möglicherweise auch auf die Gottesdienste und Veranstaltungen der Gemeinden in den nächsten Wochen auswirken werden. Entscheidend sind hier die jeweiligen Landesverordnungen, die in den nächsten Tagen entsprechend der Beschlüsse geändert werden. Bitte berücksichtigt sie weiterhin aufmerksam. Auch wir bleiben am Thema dran und werden über die Entwicklungen bei Bedarf informieren.

Doch ob für Advent und Weihnachten nun 3G oder 2G gelten wird oder auch nicht: Als Gemeinden haben wir eine Verantwortung, unseren Beitrag zur Eindämmung der Pandemie zu leisten. Das kann auch bedeuten, dass Gemeinden vielleicht nicht alle Freiheiten und Möglichkeiten nutzen, die sie haben. Auch der freiwillige Verzicht auf einen Präsenz-Gottesdienst kann eine Option sein. Wir wünschen Euch Weisheit für Eure Entscheidungen. Und bitte betet für Eure Gemeindeleitungen, die mit dieser Situation herausgefordert sind.

Mut macht mir, dass die Gemeinden von Anfang an kreative Wege gefunden haben, mit der Pandemie umzugehen. Aktuell kann Euch zum Beispiel die Kampagne „24 x Weihnachten neu erleben“, die wir auf unserer Internetseite vorstellen , Impulse geben. Letztes Jahr haben über 100 Gemeinden aus unserem Bund mitgemacht. Da gibt es tolles Material, um Menschen zu erreichen. Nicht lamentieren, sondern proklamieren!

Denn auch damals im Advent und bei der Geburt Jesu im Stall war es keine unbeschwerte Zeit. Besinnlichkeit und heimelige Weihnachtsatmosphäre waren eher Mangelware. Aber es muss ja auch nicht schön, friedlich und beschaulich sein, damit es Weihnachten werden kann. Damals wie heute nicht. Weihnachten ereignet sich einfach, weil Gott festgelegt hat: Jetzt ist die Zeit gekommen! Wir müssen nicht einmal gemeinsam die wunderschönen Advents- und Weihnachtslieder in unseren Gottesdiensten singen, so sehr ich sie liebe und mir das Herz dabei aufgeht. Oder in den Gottesdiensten den uns so vertrauten Texten aus der Bibel und tiefsinnigen Gedanken der Predigerinnen und Prediger lauschen, so sehr ich mir das wünsche, dass wir das auch in diesem Jahr tun können. All das ist schön, wünschenswert und stärkt bestimmt auch unseren Glauben, aber Weihnachten wird es – wie vor 2.000 Jahren – auch ohne all das. Einfach, weil Gott es gemacht hat. Einfach, weil er in Jesus, in dem Kind in der Krippe, zur Welt gekommen ist. Das hat Gott einfach so gemacht. Ohne auf die besonderen Umstände zu achten. „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn“, schreibt der Apostel Paulus an die Gläubigen in Galatien (Galater 4,4).

Was passiert wohl heute in unserer Zeit? In dieser Advents- und Weihnachtszeit? Einfach, weil Gott es will. Ich bin gespannt. Und ich wünsche Euch und mir, dass wir nicht so viel lamentieren, sondern von dem reden, um dessentwillen wir die Lichter anzünden und den Menschen Frieden bringen und ihnen zurufen: „Fürchtet Euch nicht!“

Ich wünsche Euch und Ihnen allen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit!

Christoph Stiba
Generalsekretär