GUT BERATEN

Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit

Kennen Sie das? Sie sitzen in einer Mitgliederversammlung einer Evangelisch-Freikirchlichen Gemein de. Es wird gerade heftig diskutiert. Die Diskussion verlässt die sachliche Ebene und wird spürbar emotional. Es könnte zu einer weiteren Eskalation kommen.

Was kann man in solchen oder ähnlichen Situationen tun, um für eine „gelingende Unterbrechung“ zu sorgen? Ich habe eine dreieckige Pyramide in meiner Tasche. Auf dieser stehen die Begriffe: Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit. Sie werden von Paulus in Epheser 5,8-10 verwendet und sprechen vom Leben im Licht: Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. Prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist.

Gott lebt im Licht und handelt auch so. Weil wir „Kindes des Lichtes“ sind, sollen wir es ihm nachmachen. Das Licht Gottes bündelt sich in drei Farben, nur dann ist es Licht Gottes. Wenn ich mich Menschen und mir selbst gegenüber so verhalten möchte, dass ich im „Licht Gottes“ bin, dann muss ich mich selbst reflektieren. Besteht mein Handeln aus Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit?

Eine Diskussion kann mit dieser Pyramide und erklärenden Gedanken zum Text als geistlichen Einstieg anfangen. Es braucht mit den Teilnehmern eine Einigung auf ein reflektiertes Miteinander-Reden und auf Regeln dafür. Zum Beispiel: Ich prüfe, was ich sagen möchte ... Ich mache andere auf „fehlendes Licht“ aufmerksam und so weiter.

HIER DIE FRAGEN, DIE ZUR SELBSTREFLEXION FÜHREN:

• Güte – Meine ich es wirklich gut mit Gott, mit dem andern, mit mir? Wirkt es auch so auf die anderen?

• Gerechtigkeit – Wem wird das, was ich tun will, gerecht: mir, Gott, dem anderen?

• Wahrheit – Was ist meine Wahrheit und was ist die Wahrheit des anderen? Was ist meine Motivation? Geht es um Wahrheit oder Rechthaben? Bin ich ehrlich zu mir selbst, zu Gott, zu anderen? Bin ich offen zum Hinhören?

Meine persönliche Erfahrung zeigt mir, dass zwei Farben leicht zu schaffen sind. Alle drei zum Licht Gottes zusammenzubringen, ist nicht leicht. Mögliche Beispiele:

• Wahrheit und Gerechtigkeit (Güte fehlt) – Jemand in einer hitzigen Diskussion auf seinen verletzenden Ton aufmerksam und dabei selbst nicht sachlich, sondern angreifend oder verletzend wirken. Die Güte fehlt. Benenne deine Gefühle, statt sie auszuleben.

• Güte und Wahrheit (Gerechtigkeit fehlt) – Jemanden, der angegriffen wird, verteidigen. Dem einen Angreifer freundlich begegnen (näher verbunden) und dem anderen eher schroff. Dann fehlt die Gerechtigkeit.

• Güte und Gerechtigkeit (Wahrheit fehlt) – Sich für jemanden einsetzen, der von einer Gruppe gemobbt wird, ohne die ganze Geschichte zu kennen. Die Wahrheit fehlt, weil man dann einer Einladung zum einseitigen Helfen gefolgt ist. Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit – im Licht Gottes leben und handeln. Je öfter es in der Gemeinde als „Werkzeug“ für das Miteinander eingesetzt wird, desto mehr wird es sich in den Köpfen und Herzen verankern und das Klima der Gemeinschaft nachhaltig verbessern.

Has-Günter Simon, Pastor im BEFG, Coach und Supervisor, Mitglied im Fachbeirat "Beratung von Gemeinden"

Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit

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