Beim Hingehen erlebt

Eindrücke von der internationalen Syrienkonferenz

„Wenn wir als Christen jetzt nicht handeln, wird die Geschichte uns bestrafen“.

Während der internationalen Syrienkonferenz vom 09.-11.11.14 in Beirut/ Libanon höre ich diese Worte von Rosangela Jarjour, Generalsekretärin der Fellowship of Evangelical churches in the Middle East.

Dann werden einige Beispiele erzählt:

Die Gemeinde in Tartus/Syrien begann 2012 sechzehn Familien zu helfen, heute sind es 3000 Familien. Diese Menschen sind in Syrien geblieben. Zurzeit sind 10,8 Mio. Syrer auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Zirka zwei Millionen Syrer sind in den Libanon geflohen. Dort helfen Libanesen Menschen aus dem ehemals verfeindeten Syrien. Sie teilen das Lebensnotwendige, nehmen dabei in Kauf, dass für sie selbst eine extreme Preissteigerung einsetzt, der Strom mehrmals am Tag ausfällt, Mieten immer unbezahlbarer werden. In einem Gemeindehaus werden Kellerräume zur Verfügung gestellt, damit Flüchtlingskinder unterrichtet werden können. Das passiert in extrem beengten Räumen, und doch: wenn ich in die leuchtenden Gesichter der Kinder schaue, sehe ich ihre große Freude über die Möglichkeit, etwas zu lernen.

Hier wird getan, was irgend möglich erscheint. Syrische Flüchtlingskinder erhalten nach einem syrischen Curriculum von syrischen Lehrern im Libanon Schulunterricht, damit sie nach ihrer Rückkehr nach Hause wieder Anschluss finden.

Feindschaft wird überwunden. Menschen helfen einander, teilen ihre knappen Ressourcen.

Die syrischen Flüchtlinge, die in ehemaligen Geflügelställen, unter Planen in abgeernteten Weinbergen oder einfach nur unter Decken am Straßenrand untergekommen sind, erhalten Lebensmittelpakete. Die Menschen aus Syrien fragen nach den Beweggründen für diese Solidarität. Dann erzählen die Christen von ihrem Glauben. Einige Menschen bekehren sich. Manche kehren nach Syrien zurück, gründen dort kleine Hausgemeinden und helfen den Menschen in ihrem Umfeld so, wie ihnen geholfen wurde.

Eine kleine Gemeinde im Irak verteilt Lebensmittel an geflohene Muslime aus dem Nordirak in Absprache mit den Imamen der Moscheen in der Nachbarschaft. Bisher haben die Leute verteilt, was sie hatten. Jetzt ist daraus ein Projekt von German Baptist Aid geworden, vom 1. Dezember an sollen 70 Familien zirka 420 Personen über 6 Monate unterstützt werden.

„Wenn wir als Christen jetzt nicht handeln, wird die Geschichte uns bestrafen“. Dieser Satz meiner Schwester geht mir seit einigen Tagen nicht mehr aus dem Kopf. Die Christen im Nahen Osten handeln. Mich berührt das sehr. Ich bin dankbar, dass mit der Arbeit von German Baptist Aid ihr Handeln ermöglicht wird. Beten Sie mit mir gemeinsam um Frieden in der Region und bewahrtes Handeln.

Birgit Fischer
19.11.2014