Projektinformationen

Allgemeine Informationen über die Christliche Universität Nordhaiti (UCNH)

Die UCNH wurde 1947 zunächst als Theologisches Seminar Nordhaiti gegründet. Im Jahr 1994 wurde das Seminar durch die Gründung weiterer Fakultäten zur Université Chrétienne du Nord d’Haiti (Christlichen Universität Nordhaiti) erweitert und staatlich anerkannt. Somit ist sie eine von 17 staatlich anerkannten Universitäten im ganzen Land. Neben der ursprünglichen Fakultät für Theologie gibt es die Fakultäten für Agronomie, Verwaltungswissenschaften und Kunst, sowie einen Fachbereich für Englisch.

Die Convention Baptiste d’Haiti ist der Träger der Universität. Als christliche Universität in baptistischer Trägerschaft steht sie allen interessierten christlichen und nicht christlichen Studierenden offen. Finanziert wird der Lehrbetrieb vorwiegend über Studiengebühren.

Die Entwicklung an der UCNH ist positiv. Viele der Studierenden, die nach dem Erdbeben 2010 aus Port-au-Prince kamen, um an der UCNH weiter zu studieren, haben ihr Studium inzwischen abgeschlossen. Die Zahl der Studierenden ist seit dem Erdbeben kontinuierlich gestiegen und liegt derzeit bei ca. 800 Studierenden. Das liegt vor allem daran, dass sich inzwischen viele Familien im Norden des Landes entscheiden, ihre Kinder nicht mehr unbedingt nach Port-au-Prince an die Universität zu schicken.
Die räumlichen Kapazitäten sind allerdings nicht mehr ausreichend für diese hohe Zahl an Studierenden. Daher werden neue Unterrichtsräume gebraucht und gebaut. Da der BEFG die positive Entwicklung an der UCNH weiter unterstützen möchte und für ein gutes Absolvieren der Studierenden auch äußere Umstände eine Rolle spielen, fördert der BEFG diese Baumaßnahme anteilig. Ebenso wird die technische Ausstattung der Bibliothek mit Internet unterstützt.

UCNH – Stipendien für Studierende in Notlagen und Fortbildungsfonds für die Lehrenden

Es begann mit einem Sozialfonds für Studierende. Wegen des Erdbebens konnten sie nicht mehr in Port-au-Prince studieren und sind in den Norden nach Haut-Limbé an die Université Chrétienne du Nord d’Haiti (UCNH) gekommen um dort ihr Studium fortzusetzen. Da sie teilweise alles verloren hatten, wurden sie mit Stipendien unterstützt, um ihren Abschluss machen zu können. Diese Studierenden haben inzwischen ihr Studium beendet. Der Fonds wurde beibehalten. Es wurde deutlich, dass es eine Vielzahl von Studierenden gibt, die aus verschiedenen Gründen in Notlagen geraten und ihre Studiengebühren nicht zahlen können. Damit sie ihr Studium nicht abbrechen müssen, wird ihnen mit Geld aus diesem Sozialfonds geholfen.

Außerdem unterstützt der BEFG mit einem kleinen Fonds die Fortbildung und weitere Qualifizierung der Lehrenden an der Fakultät für Theologie und an der Fakultät für Agronomie der UCNH.

Wir sehen die Investitionen in Bildung als den wichtigsten Schlüssel für die Entwicklung des Landes. Dazu braucht es gut ausgebildete Menschen, die sich zum Wohle ihres Landes einsetzen. Um Menschen gut ausbilden zu können, sollten auch die Lehrenden eine gute Ausbildung erhalten haben.

UCNH – diakonische Ausbildung

Das neue Projekt für die zweite Phase ist die Einführung von Diakonie als Unterrichtsfach an der Université Chrétienne du Nord d’Haiti. Die beiden haitianischen Studierenden Ema Prince und Daniel Louis werden das nach der Rückkehr in ihre Heimat 2015 übernehmen. Für diese Aufgabe wurden sie während der ersten Projektphase in Deutschland ausgebildet. Beide haben mit einem Stipendium an der Fachhochschule Elstal den Masterstudiengang Freikirchliche Diakonie absolviert (inklusive vorausgehendem Deutschkurs).

Mit ihren in Deutschland erworbenen Kenntnissen und Erfahrungen werden sie an der Theologischen Fakultät der UCNH Diakonie als neues Unterrichtsfach etablieren. Ziel ist es, angehende und bereits im Beruf stehende Pastorinnen und Pastoren diakonisch aus- und weiterzubilden, um das bereits bestehende diakonische Engagement der Gemeinden weiter auszubauen. Auch die Schulung von Ehrenamtlichen ist vorgesehen.

Themen wie die Aufklärung über und das Respektieren der Rechte von Kindern, weitere Gesundheitsaufklärung und Schulungsmaßnahmen sowie Katastrophenvorsorge und -hilfe in und durch die Gemeinden werden so intensiver vorangetrieben.

UCNH – Kurse für Kleinbauern in ökologischer Landwirtschaft

Die Université Chrétienne du Nord d’Haiti (UCNH) hat mehrere Fakultäten. An der Fakultät für Agronomie werden nicht nur Studierende für die Arbeit in der Landwirtschaft ausgebildet sondern werden auch Kurse in ökologischer Landwirtschaft für die Kleinbauern der Region angeboten.
Die Kurse finden zweimal im Jahr mit jeweils ca. 20 Teilnehmern statt.

Zielgruppe sind die Kleinbauern in der Region Nord, die auf ihren kleinen Feldern Obst und Gemüse, Zuckerrohr oder ähnliches anbauen. Damit versorgen sie sich und ihre Familien und können, wenn die Ernte gut ausfällt, einen Teil auf dem Markt verkaufen. Diese sogenannte Subsistenzwirtschaft (Selbstversorgung) ist ein wichtiger Faktor in der haitianischen Wirtschaft zur Sicherstellung der Nahrungsmittelversorgung. Das Ziel des Kurses ist es, mit Hilfe ökologischer Anbaumethoden die Erträge zu steigern. Höhere Erträge bedeuten einen sicheren Lebensunterhalt und teilweise auch höhere Einkünfte für die Familien, die es ihnen beispielsweise ermöglichen, ihre Kinder zur Schule zu schicken.

Der Kurs gliedert sich in mehrere Einheiten. Es beginnt mit einer einwöchigen Einheit, in der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zunächst theoretisch über ökologische Landwirtschaft, die Anzucht von Saatlingen, Fruchtwechsel auf den Feldern, die Anlage eines Komposts zur natürlichen Düngung u.v.m. unterrichtet werden. Das Unterrichtsmaterial ist in der Landessprache creole gehalten und beinhaltet sehr viele Zeichnungen zur Erläuterung, da die Analphabetenquote in Haiti immer noch sehr hoch ist. Daneben gibt es Übungen auf den Feldern der UCNH, um das theoretische Wissen auch in der Praxis anzuwenden. Der zweite Teil des Kurses findet dann auf den eigenen Feldern der Teilnehmenden statt, wo analysiert wird, was die Bauern konkret tun können, um ohne Einsatz von chemischen Düngern ihre Ernte zu steigern. Die Studierenden der Fakultät für Agronomie werden in diesen Teil des Kurses involviert. Sie begleiten die Bauern in den folgenden Wochen und Monaten durch regelmäßige Besuche, überprüfen, ob die Maßnahmen richtig durchgeführt werden und stehen den Bauern mit Rat und Tat zur Seite. Nach einem halben Jahr bekommen sie ein Zertifikat für die erfolgreiche Teilnahme am Kurs ausgestellt.

Der BEFG unterstützt diese Kurse, um die Nahrungsmittelversorgung langfristig und nachhaltig zu sichern und die Abhängigkeit des Landes von Nahrungsmittelimporten zu verringern. Nach der erfolgreichen ersten Projektphase wurde das Budget aufgestockt, damit ein weiterer Kurs pro Jahr angeboten werden kann.

UCNH – Müllbeseitigung auf dem Campus

Bei dem ersten Besuch auf dem Campus der UCNH waren die vielen kleinen Müllkippen überall auf dem Gelände auffällig. Wie in ganz Haiti gab es auch an der UCNH kaum ein Bewusstsein für diese Thematik. Ein Projekt zur Müllbeseitigung wurde entwickelt und finanziell unterstützt.

Ziel ist es, neben einem sauberen Campus auch das Bewusstsein für ökologisches Verhalten unter den Studierenden zu fördern, damit sie sich nach Abschluss ihres Studiums auch in ihren neuen Lebenskontexten dafür einsetzen.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten lassen sich zum Ende der ersten Kooperationsphase erste Erfolge feststellen. Studierende aller Fakultäten, vor allem der landwirtschaftlichen Fakultät, engagieren sich für einen sauberen Campus. Einfache Mülltonnen wurden überall auf dem Campus installiert. Angestellte Arbeiter helfen vor allem in den Semesterferien bei der Entsorgung des dort anfallenden Mülls. Diese Müllbehältnisse sind jedoch nicht geschlossen, sodass Tiere den Müll herausreißen können oder durch Sturm der Müll wieder über den Campus verteilt wird.

Ein neues Konzept wurde erstellt, das neben geschlossenen Mülltonnen auch eine Mülltrennung vorsieht. Der organische Müll soll nun auf einem Kompost entsorgt werden, um Dünger für die Felder der landwirtschaftlichen Fakultät zu erhalten. Die Wiederverwendung von Wassertüten zur Anzucht von Saatlingen als Recyclingmaßnahme wurde eingeführt. Eine neue Stelle zum Verbrennen des nicht-kompostierbaren Mülls soll so eingerichtet werden, dass sie weder Campus- noch Dorfbewohner durch den Geruch belästigt. Dieses Konzept wird seitens des BEFG weiter gefördert.

Eine weitere Herausforderung stellen nach wie vor Angestellte des Campus dar (beispielsweise das Küchenpersonal), die trotz der Verbotsschilder weiterhin den Müll hinter der Cafeteria auf freiem Gelände entsorgen. Die Tatsache, dass die Studierenden davon frustriert sind, zeigt, wie sich das Bewusstsein langsam verändert.

UCNH Semestereröffnung

Lumiere Petit Anse

Lumiere Petit Anse

Die Arbeit des Frauenwerks (Association des Femmes)

Die Association des Femmes (AF) ist in fast allen Baptistengemeinden des Baptistenbundes CBH (Convention Baptiste d’Haiti) im ganzen Land tätig. Insgesamt gibt es ca. 125 Gemeinden. Für jedes Department gibt es eine zuständige Leiterin, die für die Gemeinden in dem Gebiet verantwortlich ist.
Mit Hilfe von einfachen Unterrichtsmaterialien werden interessierte Frauen aus den Gemeinden ausgebildet in Fragen von Hygiene, Krankheiten, hormonellen Veränderungen (wie Menopause) und auch zu Themen wie häuslicher Gewalt etc. Dieses Wissen geben sie dann in den Treffen der Frauengruppen in den einzelnen Gemeinden weiter. Regelmäßig finden Schulungen und Weiterbildungen dieser Regionalbeauftragten statt.

Aus diesen Hygieneschulungen sind mancherorts schon Initiativen entstanden, in denen Latrinen gebaut worden sind, um die Hygiene im Dorf zu verbessern und die Gefahr für die Ansteckung mit Cholera und anderen Krankheiten zu verringern. Dabei haben sich die Dorfbewohner gegenseitig unterstützt und jeweils gegenseitig mitgeholfen, die Latrine im Garten des Nachbarn zu bauen.
Diese Bildungsarbeit ist von großer Bedeutung, wenn man bedenkt, welche wichtige Rolle die Frauen in Haiti haben. Sie sind für die Erziehung der Kinder zuständig und prägen damit die nächste Generation. Wenn die Frauen gestärkt werden in ihrer Aufgabe und in den regelmäßigen Treffen der Frauengruppe mit dem notwendigen Wissen ausgestattet werden, gehen sie mit einem anderen Selbstbewusstsein an ihre Arbeit und vermitteln dies auch in ihren Familien, können anders auf häusliche Gewalt reagieren und ihr Leben selbstbewusster gestalten.

Daneben hat die Association auch ein Programm mit Mikrokrediten begonnen, welches Frauen ermöglicht, ein kleines Unternehmen zu gründen. Mit dem erworbenen Einkommen kann so zum Beispiel den Kindern der Schulbesuch ermöglicht werden.

Der BEFG unterstützt die Arbeit der Association des Femmes, indem Zuschüsse gezahlt werden: für die Seminarkosten, die Transportkosten zu den Treffen, Aufwandsentschädigungen für die ehrenamtlich tätigen Frauen, Kosten für die Erstellung von Lehrmitteln. Außerdem gibt es auch hier einen Sozialfonds für Härtefälle, der von der Leiterin der Association des Femmes verwaltet wird. 

Das College Evangelique Baptiste – COBAHA in Gonaives

In Gonaives leben ca. 140.000 Menschen. Es ist die viertgrößte Stadt des Landes. 2004 und 2008 wurde Gonaives von mehreren Hurrikans getroffen. Die Schäden waren immens, da die Stadt von Bergen umgeben ist und es aufgrund der starken Regenfälle zu großen Überflutungen und Schlammlawinen kam. Daher sind viele Menschen aus Gonaives in die Region von Port-au-Prince gezogen, wo sie dann tragischerweise vom Erdbeben 2010 betroffen waren. Viele Überlebende sind deshalb in die Region von Gonaives wieder zurückgekehrt.

Die Schule, die wir mit Spendengeldern unterstützen, liegt im Randgebiet von Gonaives, im Armenviertel. Von Vorschulkindern bis zum Abitur werden dort alle Jahrgänge unterrichtet.

Das Gebäude ist sehr einfach gehalten. Wie dort ca. 800 Schüler unterrichtet werden können, war mir bei meiner Besichtigung ein Rätsel. Das Gebäude hat den Überschwemmungen standgehalten. In der ersten Etage sieht man noch die Ränder, wie hoch das Wasser damals stand.

Erste Investitionen durch den BEFG galten dem Schulgelände. Die Außenmauer war nur ein Wellblechzaun und einen befestigten Weg vom Eingang des Geländes zum Schulgebäude gab es nicht. Wegen der häufigen starken Regenfälle, war das Schulgelände sehr oft überflutet und niemand konnte mehr zum Gebäude gelangen, was dann Unterrichtsausfall zur Folge hatte.
Mit der Errichtung einer festen Umfassungsmauer und eines etwas erhöhten Betonwegs konnte dieses Problem gelöst werden. Bei starken Regenfällen wird das Gelände nicht mehr überflutet und die Zufahrt ist passierbar, sodass der Unterricht weiterhin stattfinden kann.

Langfristige Investitionen und Schwerpunkt der Unterstützung sind jedoch Stipendien für Schülerinnen und Schüler, deren Eltern so arm sind, dass sie die volle Höhe des Schulgeldes nicht aufbringen können. (In Haiti funktionieren alle Schulen nur mit Schulgeld, da sie nicht aus dem Öffentlichen Sektor oder über Steuergelder finanziert werden.)

Die Verteilung erfolgt entsprechend der Bedürftigkeit der Eltern, wobei darauf geachtet wird, dass die Eltern einen Eigenanteil aufbringen. Nur in sehr wenigen Fällen gibt es eine 100% Finanzierung. Häufiger sind 25%-75% Übernahme der Schulgebühren. Ziel dessen ist es, die Eltern nicht aus der Pflicht zu nehmen für eine gute Bildung ihrer Kinder aufzukommen.

Unterstützung der sozialdiakonischen Arbeit der Eglise Lumiere in Cap Haitien

und Sozialfonds für weitere Gemeinden

Die Gemeinde Eglise Lumiere liegt in einem sozial schwachen Viertel von Cap Haitien. Dieses Viertel ist – wie in Haiti häufig – durch den Bau von Häusern einfach entstanden und gewachsen, ohne dass dies jedoch von infrastrukturellen Maßnahmen begleitet oder gar vorbereitet worden wäre. Das bedeutet, dass es dort keine befestigten Straßen gibt. Die Kanalisation wurde erst gebaut, nach dem Hurrikan Sandy 2012 schwere Überflutungen verursacht hat. Strom gibt es nur für die Haushalte, die sich einen Anschluss an das Stromnetz oder einen eigenen Stromgenerator leisten können. In diesem Gebiet ist die Gemeinde aktiv. Ein Pastor und eine Sozialpädagogin engagieren sich für die Menschen im Viertel. Es sind einfache Menschen, häufig ohne Schulbildung, die dort leben und die durch die Arbeit der Gemeinde erreicht werden.

Der BEFG unterstützt die Arbeit der Gemeinde.

Darüber hinaus gibt es einen Sozialfonds für andere Gemeinden, der von der CBH verwaltet wird, aus dem Gemeinden in ihrer sozialen Arbeit oder in akuten Notlagen gefördert werden.

Strukturelle Unterstützung der Convention Baptiste d’Haiti (CBH)

Die einzelnen Projekte werden von den verantwortlichen Partnern in Haiti lokal organisiert und durchgeführt. Die finanzielle Abwicklung, die Projektkoordination insgesamt sowie die Begleitung der Projekte erfolgt seitens unseres haitianischen Kooperationspartners der Convention Baptiste d’Haiti (CBH). Der BEFG benötigt insofern kein eigenes Projektbüro in Haiti, welches die Arbeit vor Ort koordiniert wird und hat daher auch keine eigenen Mitarbeiter vor Ort.
An den entstehenden Kosten für die Projektbegleitung beteiligt sich der BEFG mit einer finanziellen Unterstützung der organisatorischen Arbeit der CBH.

Die CBH wurde am 16. Juli 1964 gegründet und hat entsprechend 2014 ihr 50jähriges Bestehen gefeiert. Das Besondere an diesem Bund ist, dass er von einheimischen Baptisten gegründet wurde und nicht zu einer ausländischen Missionsorganisation gehört. Derzeit zählt der Bund circa 120 Gemeinden mit ungefähr 200 Pastoren und schätzungsweise 150.000 Mitgliedern. (Eine Gemeinde mit 1000 Mitgliedern ist in Haiti eine kleine Gemeinde!) Darüber hinaus ist der Bund der Träger von verschiedenen Schulen, Kindergärten, der Universität (UCNH) und einem Krankenhaus.

Das zentrale Büro der Convention befindet sich im Norden des Landes in Cap-Haitien. 

Frauengruppe Eglise Limbe

Port au Prince Zentrum Denkmal 200 Jahre Unabhängigkeit

CBH Krankenhaus