Namibia-Partnerschaft

Partnerschaft des BEFG mit der National Baptist Convention of Namibia

Der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden macht sich auf den Weg einer Partnerschaft mit der National Baptist Convention of Namibia (NBCN). Partnerschaftskoordinatorin Regina Claas berichtet auf dieser Seite, wie es dazu kam, worin die Ziele und Chancen der Partnerschaft bestehen, welche Phasen geplant sind – und wie Gemeinden sich engagieren können.

Im Mai 2022 wurde das Konzept der Partnerschaft beim Bundesrat in Kassel vorgestellt.

Artikel über den Besuch der Delegation aus Namibia beim Bundesrat 2023


Joachim Keferstein aus dem BEFG ist an einem Projekt beiteiligt, das ein ermutigendes Beispiel für eine Partnerschaft zwischen Menschen aus Namibia und Deutschland ist. Der Intercultural Relations e.V. sieht sich als Brückenbauer zwischen den Ländern. Nahe der Hauptstadt Windhoek soll das „German-Namibian Center of Friedship“ entstehen, wie hier in einem Video auf YouTube zu sehen ist.


Wie es dazu kam

Der BEFG bekam Ende 2021 eine Anfrage von der National Baptist Convention (NBCN) aus Namibia. Der dortige Bund schwarzafrikanischer Baptistengemeinden wünschte sich eine Partnerschaft mit dem deutschen Baptistenbund. Das Präsidium des Bundes beschäftigte sich mit dieser Anfrage und befürwortete im März 2022 eine Partnerschaft eines „gemeinsamen Weges“ (In Via Partnerschaft) zwischen unseren Bünden. Aber – brauchen wir so etwas noch, zusätzlich zu allem anderen Engagement und allen Herausforderungen, denen wir uns bereits zu stellen haben?

Wir meinen: Ja! Und dafür gibt es verschiedene Gründe, die ich hier kurz erläutern möchte. Im Übrigen liegt es im Wesen einer In Via Partnerschaft, dass auf dem gemeinsamen Weg erst nach und nach deutlich wird, was für Chancen in dieser Beziehung liegen, was wir voneinander lernen können und wo sich auch unüberwindliche Hindernisse auftun, für die wir Lösungen oder Umwege finden müssen. Was am Ende dabei herauskommen kann, werden wir erst im Miteinander entdecken!

Die Namibier brauchen uns

Mit der Unabhängigkeit des Landes Namibia 1990 als souveräner Staat konnte sich der Bund der Baptistengemeinden offiziell registrieren lassen und erlangte staatliche Anerkennung. Die Mitgliedschaft im Baptistischen Weltbund (BWA) und in der kontinentalen All Africa Baptist Fellowship stärkten das Bewusstsein der Gemeinden, zu einer großen Gemeinschaft gleichgesinnter Jesus-Nachfolgerinnen und -Nachfolger zu gehören. Jedoch fanden sie bisher keine internationalen Partner, mit denen sie eine bilaterale Vernetzung eingehen konnten.

Erste Initiativen, mit EBM INTERNATIONAL in Kontakt zu kommen, waren aus verschiedenen Gründen zunächst nicht erfolgreich und kamen dann mit der Corona-Pandemie gänzlich zum Stillstand. Die Namibier machten einen zweiten Versuch und wandten sich direkt an den deutschen Baptistenbund. Deutschland liegt nahe, weil es viele geschichtliche Verbindungen zwischen unseren beiden Ländern gibt. Da ist zum Beispiel die Zeit, in der Namibia als „Deutsch-Südwestafrika“ deutsche Kolonie bzw. „Schutzgebiet“ war (1884 – 1915). Oder in den 80er-Jahren wurden namibische Kinder während des Befreiungskampfes in die DDR zur Ausbildung gebracht und nach dem Mauerfall und der Befreiung Namibias Hals über Kopf zurückgeschickt.

Es ist den Namibiern wichtig, zu Baptisten aus einem nichtafrikanischen Land in Beziehung zu treten, um ihren Horizont zu erweitern, sich über das Glaubens- und Gemeindeleben und die Missionsarbeit auszutauschen und sich gegenseitig beim Gemeindebau zu unterstützen. Sicher geht es ihnen dabei auch um finanzielle Unterstützung für die besonderen Herausforderungen in ihrem Land.

Wir brauchen die Namibier

Umgekehrt brauchen wir auch die Namibier als Schwestern und Brüder, die ihren Glauben unter ganz anderen Bedingungen leben als wir, und die Gott oftmals auf eine ganz unmittelbare Weise erfahren, die uns vielleicht fremd geworden ist. Unerschütterliches Gottvertrauen angesichts bedrückender Not, Lobpreis und fröhliches Zeugnis über Gottes Güte mitten in bitterer Armut, Bereitschaft, mit Nachbarn und Fremden in Not das Wenige zu teilen, was sie selbst haben, all das kann uns ermutigen. Es kann uns anstecken zu einem fröhlichen Christsein und zu einer tieferen Beziehung zum lebendigen Gott.

Es tut auch uns gut, über den eigenen Tellerrand zu schauen und die Welt aus der Perspektive anderer Kulturen und Glaubensformen wahrzunehmen. So wächst unser Verständnis für das, was Gott in dieser Welt bewirkt. Und wir bekommen durch unsere neuen Freunde Gelegenheit, das bei uns wahrzunehmen, was wir schon längst als selbstverständlich und unverrückbar ansehen, was aber vielleicht gar nicht dem biblischen Zeugnis von einem Leben in der Nachfolge Jesu entspricht!

Die Welt um uns herum braucht uns gemeinsam!

Wir leben in einer globalisierten Welt. Das heißt, wir wissen schon längst, dass wir aufeinander angewiesen sind und dass nicht jedes Land, jede Nation und jede Gruppe ihr eigenes Ding drehen kann. Jesus hat seinen Jüngern eingeschärft, die Einheit in Christus zu suchen. Dazu hat er Menschen aus allen Nationen, Kulturen und gesellschaftlichen Hintergründen berufen, Männer und Frauen, Junge und Alte. So beschreibt der Apostel Paulus später im Galaterbrief ausdrücklich die Gemeinde Jesu.

Die bunte Welt, in der wir leben, braucht die Einheit der Menschen, die Jesus nachfolgen, als Orientierung, als Vorbild und als Einladung, auch zu Jesus zu kommen. Diese Einheit wird vor Ort gelebt, doch wenn sie die ganze Welt umspannt, wird das Zeugnis für Jesus Christus, die Mitte unseres Lebens, umso stärker.

Welche Chancen bietet die Partnerschaft für die Namibier?

Als kleiner Bund mit etwa 11.000 Mitgliedern in 60 Gemeinden in einem spärlich bewohnten Land mit wenig Infrastruktur fühlen sich die Baptisten in Namibia klein und unbedeutend. Doch ihr Herz brennt für die Mission. Sie wollen noch mehr Gemeinden gründen und Menschen mit der guten Nachricht von Jesus Christus erreichen.

Ihre eigenen Ressourcen reichen vorne und hinten nicht, um diese große Aufgabe anzupacken. Deshalb suchen sie Hilfe.

  • Sie möchten mehr Pastoren eine gute theologische Ausbildung ermöglichen und ehrenamtlich Leitende für diese Verantwortung ausbilden.
  • Für die Arbeit mit Kindern brauchen sie geeignetes Material und Anleitung für Mitarbeitende. Kinder sind sehr offen für den Glauben an Jesus Christus und bringen sehr oft die Erwachsenen in ihrer Familie mit in die Gottesdienste, sind also natürliche Multiplikatoren.
  • Die Frauen haben viele gute Ideen, um nicht nur das Evangelium weiterzugeben, sondern auch die Lebensbedingungen ihrer Familien und ihrer Nachbarschaft zu verbessern. Doch oft fehlen ihnen das nötige Knowhow und die finanziellen Mittel für den Start. Es gibt bereits eine ganze Reihe Entwicklungsprojekte von Nichtregierungsorganisationen im Bereich Landwirtschaft, Kleintierhaltung, Kunsthandwerk oder auch Kindererziehung und vieles mehr. Baptistische Frauen in Namibia würden gerne ebenfalls solche Projekte im kleinen Rahmen in ihren Gemeinden starten.
  • Jugendliche sind im Rahmen ihrer begrenzten Mittel ebenso gut digital vernetzt wie sonst wo auf der Welt. Sie profitieren davon, sich mit Gleichaltrigen auszutauschen und gemeinsam neue Ideen zu entwickeln. Jugendliche Baptisten in Namibia möchten sich gerne mit Jugendlichen in Deutschland vernetzten und auf ihre Weise Leben und Glauben teilen. Vielleicht träumt der eine oder die andere auch davon, in Deutschland eine Ausbildung zu machen – aber das ist ein anderes Kapitel.

Welche Chancen bietet die Partnerschaft für uns als Deutsche?

Gerade in einer Zeit wie dieser, wo wir uns mit immer neuen Herausforderungen beschäftigen müssen, wird unser Blickwinkel leicht enger und richtet sich stärker auf unsere eigenen Belange bzw. auf die Sorgen und Probleme in unserer unmittelbaren Nachbarschaft. Wenn wir uns mit den Baptisten in Namibia gemeinsam auf den Weg machen, so gewinnen wir eine neue Perspektive, die uns mehr von Gottes Größe und Weite zeigt. Die Schwestern und Brüder in der Ferne können uns helfen, unsere eigene Situation anders wahrzunehmen.

  • Was wir bei uns als Mangel an finanziellen Ressourcen empfinden, wird relativiert, wenn wir wirklicher Armut begegnen. Wir bekommen einen neuen Blick für die Fülle an unterschiedlichen Ressourcen, die wir tatsächlich zur Verfügung haben und mit anderen teilen können.
  • Wir können unsere internationalen und kulturellen Vernetzungen aktivieren, um Ressourcen außerhalb unseres eigenen Bundes zu nutzen bzw. Anregungen für Best Practice zu bekommen.
  • Wir selbst werden inspiriert und erweitern unseren geistlichen Erfahrungshorizont, wenn wir uns auf die Andersartigkeit der Afrikaner einlassen. Wir könnten sogar auf neue Ideen kommen, wie wir unseren Glauben in unserer eigenen Umgebung ganz praktisch leben können.
  • Wenn wir den namibischen Bund darin unterstützen können, ihre eigenen leitenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auszurüsten und zu befähigen, ihren Auftrag gut zu erfüllen, dann säen wir eine Saat, die vielfältig aufgehen kann. Das kann natürlich nur Gott selbst bewirken, aber wir können zu Instrumenten werden, die Gott gebrauchen kann.

Das gemeinsame Zeugnis in der Öffentlichkeit ist wichtig

Auf dem gemeinsamen Weg unseres Bundes mit der NBCN werden wir Dinge erleben, in denen deutlich wird:

  • Christus verändert Lebensbedingungen. Wir können einander mit unseren unterschiedlichen Begabungen und Kompetenzen darin unterstützen, diese Veränderungen zu fördern. Unsere Nachbarschaft wird das wahrnehmen, sich wundern, vielleicht neugierig werden und so von uns mehr über Jesus erfahren.
  • Wenn wir gemeinsam im Auftrag Jesu Menschen dienen, so werden wir selbst bereichert und haben eine sinnvolle Aufgabe, die uns ausfüllt und begeistert.
  • Und wäre es nicht genial, wenn unser gemeinsamer Weg und unsere Zusammenarbeit zu einem Zeichen der Versöhnung und der Völkerverständigung werden, auch gegenüber den Politikern unserer Länder? In den vergangenen Jahren wurde viel über Wiedergutmachung nach dem Völkermord an den namibischen Volksstämmen der Herero und Nama (1904 – 1908) durch die deutsche Besatzungsmacht geredet, und Deutschland tat sich sehr schwer mit einem Schuldeingeständnis. Könnte nicht die entstehende Gemeinschaft zwischen unseren Bünden und vielleicht einigen Ortsgemeinden zum Verständnis und zur Heilung beitragen?

Wir verstehen Partnerschaft als Weggemeinschaft

Wenn wir diesen Weg gemeinsam gehen wollen, so gehören dazu viele unterschiedliche Aufgaben.

  • Wir brauchen Pioniere, Kundschafter, also solche, die erst einmal erkunden, was sinnvoll, wünschenswert und möglich ist, in welche Richtung wir uns gemeinsam bewegen wollen. Dazu wurde im BEFG eine kleine Taskforce oder Steuergruppe eingerichtet, die bereits die ersten Kontakte mit den Namibiern hatte und erste Recherchen durchgeführt hat. Diese Gruppe soll noch ein wenig erweitert werden, um ein möglichst breites Spektrum von Interessen zu umfassen. Zu den Kundschaftern gehören aber auch solche, die bereits Kontakte zu Namibia haben oder Erfahrungen mitbringen, die für diese Partnerschaft nützlich sein könnten.
  • Natürlich gehören Koordinatoren zu einem solchen gemeinsamen Weg, sowohl in Deutschland als auch in Namibia. Wer gut organisieren kann, gerne auf Details achtet und Freude an Kommunikation hat, darf sich gerne melden!
  • Eine In Via Partnerschaft ist relativ langfristig angelegt und keine Eintagsfliege. Wir brauchen also einige Langstreckenläufer, die bereit sind, mit Beständigkeit, Geduld und auch langem Atem in dieser Partnerschaft mitzumachen. Im Moment gehen wir von einem Zeitraum bis circa 2027 aus.
  • Es werden viele Unterstützerinnen und Unterstützer gebraucht. Dazu gehören vor allem Beterinnen und Beter, die für die noch ganz junge Partnerschaft beten und die Gebetsanliegen aufnehmen, die uns aus Namibia oder aus Deutschland genannt werden. Wir freuen uns sehr, dass sich schon Beter gemeldet haben – es können noch viel mehr werden!
    Auch finanzielle Unterstützung wird sicher benötigt, und wir sind gespannt, wie das konkret aussehen wird. Es könnte um Spendensammlungen gehen, aber auch um Zugang zu Fördertöpfen für Projekte und zu Stiftungen, oder um bestimmte Materialien, die in Deutschland oder auch bei anderen unserer Partner verfügbar sind – Gottes Möglichkeiten haben da ja keine Grenzen!
    Neben materieller Unterstützung wird es vielleicht auch um personelle Unterstützung gehen. Und immer haben wir im Blick, dass der gemeinsame Weg keine Einbahnstraße bedeutet, sondern dass auch wir in Deutschland von den Ressourcen der Namibier profitieren können.
  • Nicht alles müssen wir selbst tun. Wir können für verschiedene Aufgaben auf Dienstleister zurückgreifen. EBM INTERNATIONAL hat bereits ein solches Angebot gemacht. So ist der EBMI-Regionalbeauftragte Pastor Fletcher Kaiya aus Malawi bereit, uns in dieser Partnerschaft mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Er kennt die Leitung der NBCN bereits aus früheren Gesprächen und hat selbst ein großes Interesse daran, die verschiedenen Baptistenbünde im Südlichen Afrika zu vernetzen und den namibischen Bund für eine Mitgliedschaft bei EBM INTERNATIONAL zu gewinnen. EBMI hat ausgezeichnete Erfahrungen in der Gestaltung wechselseitiger Partnerschaften und in der Begleitung von Entwicklungsprojekten und missionarischen Einsätzen jeglicher Art.
  • Gastfreundschaft gehört auch zu einer Weggemeinschaft. Wir werden im Laufe der Zeit miteinander entdecken, wie wir persönliche Begegnungen gestalten können. Vielleicht können wir später einmal Namibier zu einem Missionseinsatz nach Deutschland einladen, oder einige von uns können sie persönlich in ihrem Land bei einem Einsatz unterstützen. Gastfrei zu sein ist unser Vorrecht als Jesus-Nachfolgerinnen und -Nachfolger.

Wie kann diese In Via Partnerschaft praktisch aussehen?

Zunächst wollen wir uns auf den Weg machen, um einander kennenzulernen. Das kann digital beginnen. Zoom-Treffen von Frauen mit Frauen oder Mitarbeitenden in der Arbeit mit jungen Menschen in beiden Ländern gehören dazu, vielleicht auch bald mal eine eher theologisch ausgerichtete Konferenz für Leitende in geistlichen Ämtern.

Vielleicht werden auch soziale Medien genutzt, um mit Einzelnen aus dem jeweils anderen Land in Kontakt zu kommen und sich persönlich auszutauschen. Unsere Hoffnung und unser Ziel ist es, mittelfristig die Partnerschaft an die Basis zu bringen, zu den Ortsgemeinden und Gemeindegruppen, vielleicht auch mit langfristiger Wirkung.

Wir werden aber auch miteinander bestimmte Regeln vereinbaren, was zum Beispiel den Umgang mit Ressourcen und insbesondere Spendengeldern betrifft, um in gegenseitiger Verantwortung und Transparenz den Bedarf und die bereitgestellten Mittel zu verwalten.

Im Moment haben wir folgenden groben Zeitplan ins Auge gefasst:

Phase 1: Kennenlernen (2021 – 2023)

Phase 2: Miteinander unterwegs sein in Projekten (2023 – 2027)

Phase 3: Beziehungen weiterentwickeln und in Ortsgemeinden ausbauen (ab circa 2027)

Ob und wie dies gelingen wird, weiß Gott allein. Aber auf jeden Fall brauchen wir dazu Eure Rückmeldung aus den Gemeinden, Eure konstruktive Kritik, Eure Anregungen und Eure Gebete. Falls Ihr Fragen, Ideen oder Wünsche loswerden möchtet oder an irgendeiner Stelle mitarbeiten wollt, meldet Euch bitte gerne unter namibia-partnerschaft(at)befg.de.

Kontakt

Regina Claas
Pastorin i.R.
Koordinatorin der Partnerschaft für den BEFG
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