Mehr als 100 Jahre Kampf für den Frieden

Historikerkonferenz in Oxford

Die Friedensbemühungen deutscher und englischer Baptisten vor und nach dem Ersten Weltkriege standen im Mittelpunkt einer Tagung in Oxford. „Am Ende des 1. Weltkrieges waren auch die englischen Baptisten dem Patriotismus erlegen“, erklärte Dr. Keith Clements (Bristol) bei einer deutsch-britischen Tagung zur Bedeutung des Krieges von 1914 – 1918. Auf Einladung der Historischen Kommission des britischen Baptistenbundes in Zusammenarbeit mit dem Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland hatten am 6. Dezember 30 Historiker aus England und zwei Gäste aus Deutschland über die Bedeutung der Friedensarbeit vor und nach dem großen Krieg ausgetauscht. Darunter einige Vertreter des Internationalen Versöhnungsbundes, der 1914 zu Beginn des Krieges von deutschen und englischen Christen gegründet wurde.

Professor Dr. Erich Geldbach (Marburg) erinnerte an die zentrale Figur der Weltbundarbeit, Friedrich Siegmund-Schulze. Frank Fornaçon (Kassel) zeichnete das Leben eines fast vergessenen jungen Baptisten nach, Dr. Herbert Petrick, der in den 20er und 30er Jahren unermüdlich für Freundschaft zwischen den ehemals verfeindeten Nationen arbeitete. Dr. Ian Randel (Oxford) zeigte anhand von sechs englischen Baptisten, die sich in der Friedensarbeit einsetzten, dass gerade theologischen Laien eine Schlüsselrolle zufiel, wenn es um den Gehorsam gegenüber dem Gebot Jesu ging. Professor Dr. Andrea Strübinds (Oldenburg) Beitrag wurde verlesen, da die Referentin kurzfristig absagen musste. Sie zeigte die Bedeutung der europäischen Friedensarbeit für das Konzept des gewaltlosen Widerstands von Martin Luther King.

Die Tagung unter Vorsitz von John Briggs (Manchester) markiere den Beginn einer gemeinsamen Betrachtung der Geschichte, wie immer wieder von Teilnehmer betont wurde. Die Beziehungen mit den englischen Baptisten spielten von seit dem frühen 19. Jahrhundert an eine bedeutende Rolle für die Entwicklung des deutschen Baptismus. Bei der Tagung zeigten sich Unterschiede wie Parallelen. So bestand beiderseits des Kanals die Gefahr, dass der Baptismus sich in eine kleinbürgerliche Ecke zurückzieht, in der der eigene Seelenfrieden wichtiger ist als das Eintreten für den Frieden selbst.

Berauscht vom eigenen Sieg vergaßen viele in England die Friedensarbeit während in Deutschland die Wunden des verlorenen Krieges auch das Denken der Baptisten beherrschte. Mutige junge Leute, wie in England Earnest Payne oder in Deutschland Dr. Herbert Petrick und Hans Rockel, bemühten sich, zur Völkerverständigung beizutragen.

Die Vorträge sollen sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland veröffentlicht werden.


Ein Artikel von Frank Fornaçon