Ohne „Alte“ keine Gemeinde!

Schulung der VEF für Mitarbeiter aus Seniorengruppen

Zum ersten Mal veranstaltete die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) im März eine Schulung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Seniorenarbeit. Die Resonanz auf das Angebot der Arbeitsgruppe Senioren war groß: Knapp 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus fast allen VEF-Mitgliedskirchen reisten für das Wochenende nach Siegen.  

Friedrich Schneider, Leiter des Dienstbereichs Gemeindeentwicklung im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG), ging in seinen Impulsreferaten auf die Gemeindewirklichkeit ein: Viele Gemeinden seien vor allem auf junge Familien ausgerichtet, doch die Wirklichkeit sei eine andere, denn der demografische Wandel mache vor den Gemeinden nicht Halt. Was in der Regel mit Sorge betrachtet werde, könne aber auch als Chance begriffen werden, so Schneider: „Wir kommen durch diesen Wandel in die Lage, sehr kreativ zu denken, denn die Gemeinde kann sich als Ort der generationenübergreifenden Begegnung entwickeln.“ Lexikonwissen stehe im Übermaß zur Verfügung – Weisheit aber könne nur durch Lebenserfahrung wachsen, betonte der Pastor. Auf diese Weisheit gelte es zurückzugreifen, denn Potenzial sei reichlich vorhanden. An die „Alten“ gerichtet sagte Schneider: „Wer selber fragt, wird auch gefragt!“ Es könne sehr entlastend sein, als älter werdender Mensch nicht mehr unbedingt Recht haben zu müssen. Diese Einstellung schaffe Raum, um Jüngere zu fragen, was sie beschäftigt, was ihnen Freude und Sorge bereitet.

Mit einem Zitat aus den „Leitlinien zur Gemeindearbeit mit älteren Erwachsenen“ im BEFG fasste Friedrich Schneider die Chancen für das Gemeindeleben zusammen: „Für das weite Feld der Generationen von Kleinkindern bis Hochbetagten ist kennzeichnend: Nicht allein das Alter ist ausschlaggebend für Gemeinschaft, sondern die Orientierung an Gaben, Neigungen, Interessen. Viele Angebote des Gemeindelebens richten sich an klar begrenzte Altersgruppen, was gut und sinnvoll ist, aber nicht zur Aufspaltung in kleine Gruppen führen darf. Gemeinsame Ziele fordern und fördern das Gemeindeleben und wirken einladend.“ Als Ziel zu diesem Gedanken wird in den Leitlinien formuliert: „Zwischen den Generationen werden Brücken gebaut, das Miteinander geschieht ‚auf Augenhöhe‘, in generationsübergreifenden Projekten und durch gemeinschaftliche Erfahrung wird gelernt, konstruktiv mit Unterschieden umzugehen.“

In Workshops beschäftigten sich sich die Teilnehmenden im Anschluss an die Referate vertiefend mit Themen wie „Aufbau einer Seniorenarbeit“, „Stärkung der Generationengemeinschaft“ oder „missionarische Seniorenarbeit“.

Am zweiten Abend berichteten die Anwesenden über ihre Freikirchen, und es gab die Möglichkeit zu Rückfragen. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer bezeichneten dieses ökumenische Miteinander als „anregend“ und „bewegend“. Eine Teilnehmerin zeigte sich beeindruckt, wie Christen aus unterschiedlichen Kirchen voneinander lernen könnten. So seien unterschiedliche Schwerpunkte und Ausdrucksformen bereichernd, wenn man aufeinander zugehe: „Unser gemeinsamer Glaube an Gott verbindet uns, und Gottes Welt ist bunt!“ Eine andere Teilnehmerin betonte, sie habe durch den Abend ihre ablehnende Haltung anderen Konfessionen gegenüber verloren.

Den Abschluss der Schulung bildete ein Gottesdienst mit einem gemeinsamen Abendmahl.

Das Vorbereitungsteam erhielt viele Rückmeldungen, die gemeinsame Schu-lung im Rahmen der VEF sei sehr gelungen gewesen. So beschrieb ein Teilnehmer das Wochenende als „Horizonterweiterung erster Güte“.

Ein Artikel von Dr. Michael Gruber