GUT BERATEN

Gelingendes Feedback

Gottesdienstmoderation oder Arbeitseinsatz, Kinderfest oder Sitzungsleitung – unsere Mitmachgemeinden leben davon, dass sich viele einbringen. Mal finden Menschen eine bestimmte Aufgabe, weil sie dabei einfach etwas tun, was sie sehr gut können und woran sie Freude haben. Mal ist es aber auch eine Suche, dem richtigen Platz, der passenden Aufgabe.

Dann tastet man sich zunächst vor: Kann ich das? Liegt mir das? In wieder anderen Fällen wird jemand gebeten: Übernimm du doch die Aufgabe, du kannst das bestimmt! Ob selbstsicher, suchend oder unsicher – Feedback-Gespräche helfen, dass das Selbstbild des Mitarbeitenden ergänzt oder auch korrigiert wird durch die Einschätzung anderer Menschen. So gelingt es immer besser, dass sich alle am passenden Platz mit ihren Gaben zum Gemeindeaufbau einbringen. Wichtig für das Gelingen ist ein Verständnis von „lernender Gemeinde“. Zur Feedback-Kultur gehört ein fehlerfreundliches und wertschätzendes Grundklima. Genau dieses vermissen wir oft in Gemeindeberatungsprozessen, wenn wir beobachten, wie mit abwertender Kritik Menschen frustriert und abgeschreckt werden. Ein ehrliches, konstruktives Feedback hingegen bietet viele Chancen: Der einzelne kommt ein Stück weiter und das Team wächst erwiesenermaßen zusammen. Gerade auch für Feedback-Gespräche gilt, „dass ihr nichts aus Ehrgeiz und nichts aus Prahlerei tut. Sondern in Demut schätze einer den andern höher ein als sich selbst. Jeder achte nicht nur auf das eigene Wohl, sondern auch auf das der anderen.“ (Phil 2,3-4)

Für ein gelingendes Feedback gibt es gute und bewährte Regeln:

VEREINBART
Ist der andere bereit und hat die Ruhe, ein Feedback zu hören. Dann stehen die Chancen gut, dass echte Offenheit da ist, ohne die ein Gespräch nicht gelingen kann...

PASSENDER MOMENT
Das Feedback sollte zeitnah erfolgen. Ereignisse, die schon Wochen zurück liegen, kann man kaum noch angemessen besprechen.

SUBJEKTIV
Wesentlich ist die Unterscheidung zwischen „Beurteilung“ und „Feedback“. Eine Beurteilung orientiert sich an objektiven Kriterien, Feedback dagegen bezieht sich auf das eigene subjektive Erleben. Wer sich beurteilt fühlt, neigt dazu, sich zu verteidigen. Wer hingegen die Möglichkeit hat, das Gehörte für sich zu relativieren und einzuordnen, wird eher aufgeschlossen auf Empfang gehen und die Sicht eines anderen an sich heran lassen.

BESCHREIBEND
Im Feedback-Gespräch geht es darum, die eigene Wahrnehmung zu beschreiben. Benenne ich konkrete Verhaltensweisen, teile ich Beobachtungen mit, bleibe ich bei der Wirkung, die das Geschehen auf mich hatte, dann kann mein Gegenüber etwas damit anfangen: „Deine Beispielgeschichte hat viele zum Lachen gebracht …“, „Ich war überrascht von deiner Interpretation…“, „Als die Protokolle verlesen wurden, habe ich abgeschaltet…“

ICH-FORM
„Du-Botschaften“ („Du warst ja ganz schlecht vorbereitet…“) erzeugen Widerstand. Deshalb stattdessen immer „Ich-Botschaften“ („Ich konnte nicht ganz folgen…“) wählen.

KONKRET UND DER REIHE NACH
Ein Feedback-Gespräch sollte immer mit konkreten, positiven Beobachtungen beginnen. Auch über eine schlechte Sitzung, eine ungeschickte Moderation, einen mäßigen Choreinsatz lässt sich immer noch Positives sagen. Diese konkreten guten Dinge haben ihren Wert und sollen gehört werden. Erst im nächsten Schritt geht es dann um die kritischen Punkte. Wenn sie konkret, klar, freundlich, nicht wertend und in der „Ich-Form“ angesprochen werden, schafft man die Voraussetzung, dass auch das Kritische aufgenommen werden kann.

FEEDBACK AUF DAS FEEDBACK
Am Ende möchte ich erfahren, wie das Feedback bei dem anderen angekommen ist. Vielleicht deckt sich die eine oder andere Beobachtung mit seinem eigenen Empfinden? Vielleicht hat er etwas missverstanden? Vielleicht möchte er von anderen Reaktionen erzählen, die er bekommen hat? Dafür soll Raum sein.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man diese Art des Feedbacks tatsächlich üben muss! Ich weiß aber auch, wie schön es ist, wenn es in einem geistlichen Klima gelingt gemeinsam lernend ein Stück weiter zu kommen: Das „Wir-Gefühl“ der Gemeinde wird enorm gestärkt.

Heike Beiderbeck-Haus, Pastorin und Referentin im Netzwerk "Beratung von Gemeinden"

Gelingendes Feedback

Zurück zur Artikelserie GUT BERATEN