Ich sehe was, was du nicht siehst

Woche 1, Dienstag, 19. April 2022

Ich sehe was, was du nicht siehst,
und das hab ich gemacht.
Dabei hab ich mich so gefreut,
gestaunt und stolz gelacht.
 
Ich sehe was, was du nicht siehst,
und das ist einfach gut.
Himmlisch, wertvoll, wunderbar.
Voll Kraft und auch voll Mut.
 
Ich sehe was, was du nicht siehst,
und das ist richtig schön.
Originell, einmalig echt.
Auch mal nicht nur bequem.
 
Ich sehe was, was du nicht siehst,
und das verlierst du aus dem Blick.
Geht unter, ist auch mal verdeckt,
bei so viel Selbstkritik.
 
Es zu sehen, fällt dir schwer.
So vieles anderes drängt sich vor.
Tiefe Ängste, alte Stimmen, fehlender Humor.
 
Verunsichert. Der Blick getrübt.
Das, was ich sehe, siehst du nicht.
 
Doch ich sehe was, was du nicht siehst,
und das ist einfach gut.
Sehr gut, ja, wahrhaft gut genug.
 
Ich sehe dich, so wie du bist.
Mit dem, was dich bewegt.
Besorgt, erschüttert, fragen lässt.
Von Scham tiefrot erregt.
 
Ich sehe dich, so wie du bist.
Mit deinem Stolz und deiner Angst.
Mit allem, was tief in dir steckt.
Mit allem, was du kannst.
 
So wie du bist, so seh ich dich.
Und so bist du gut genug.
Vom Himmel göttlich angesehn.
Geliebt bei jedem Atemzug.
 
Siehst du es auch?
Kannst du es sehn?
 
Nicht immer, nicht in jedem Blick.
 
Und dennoch da,
tief innen deutlich spürbar –
verschwommen, brüchig, getrübt bei einer Kleinigkeit –
der Blick voll Gnade, Liebe, Zärtlichkeit.
 
Nichtsdestotrotz –
was für ein wunderschönes Wort.
 
Ein neuer Blick.
Der tröstet dich, ganz sanft, verständnisvoll.
Schenkt Frieden deinem Herz,
Und Hoffnung wächst, so einfach toll.
 
Ich sehe was,
und das ist einfach gut.
Sehr gut, ja, wahrhaft gut genug.

Charlotte Fehmer