IBTS-Dozent Günter Wagner verstorben

Aktiv für die Ökumene – Beliebt bei den Studenten

Im Alter von 84 Jahren ist der frühere Dozent für Neues Testament am Internationalen Baptistischen Theologischen Seminar (IBTS) in Rüschlikon/Schweiz, Günter Wagner, am 16. Januar in Albuquerque im US-Bundesstaat New Mexiko gestorben. Viele Jahre litt er unter Alzheimer und Parkinson. Der Deutsche war von 1958 bis 1993 am IBTS tätig, darunter 10 Jahre bis 1982 als Geschäftsführender Präsident und 1987 noch einmal als Interim-Präsident. Im Ruhestand zog er 1994 gemeinsam mit seiner Frau Doris nach Albuquerque um, wo er bis 2007 als außerordentlicher Professor an der philosophischen Fakultät der Universität von New Mexiko unterrichtete. Aus dem Seminar in der Schweiz ist 1997 das IBTS der Europäischen Baptistischen Föderation (EBF) in der tschechischen Hauptstadt Prag hervorgegangen. Wagner stammt aus dem brandenburgischen Jüterbog und studierte Theologie am Theologischen Seminar des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Hamburg sowie an der Universität Zürich, wo er 1960 auch promovierte.

Wie es im Nachruf heißt, schlug Wagners Herz für die Ökumene. Er vertrat seinen Bund von 1956 bis 1958 in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen und arbeitete auch als Assistent des bekannten lutherischen Theologen Martin Niemöller (1892-1984), einem führenden Vertreter der Bekennenden Kirche im Dritten Reich, Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und späterem Anhänger der Friedensbewegung. Auch im Weltkirchenrat, dem Baptistischen Weltbund und dem Reformierten Weltbund arbeitete er mit. Wagner hinterlässt seine Frau Doris und seine erwachsene Tochter Undine.

EBF-Generalsekretär Tony Peck (Bristol/Prag) erinnerte daran, dass Wagner bei seinen Studenten überaus beliebt gewesen sei. Er selber habe ihn 1992 während eines Sabbatjahres kennengelernt und sei beeindruckt gewesen von seinem herausragenden Intellekt und seiner Genauigkeit. Damals habe Wagner in seinem Kurs „Die Theologie des Essens“ alle Schriftstellen der Bibel zur Tischgemeinschaft beleuchtet. Den Höhepunkt und Abschluss der Vorlesung habe ein opulentes Festmahl bei ihm Zuhause gebildet.

Auch die Generalsekretärin des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, Regina Claas (Elstal bei Berlin), würdigte den Verstorbenen: „Günter Wagner hat viele Studierende geprägt und zu wissenschaftlichem Denken ermutigt. Er war ein Querdenker und Intellektueller, der die akademische Qualität des IBTS in vielen Bereichen gefördert hat."

Ein Artikel von Klaus Rösler