Vorwort Bund aktuell Nr. 4 | 3. April 2025
Liebe Leserin, lieber Leser,
„Ich will Dich segnen und Du sollst ein Segen sein.“ (Gen. 12,2) Mit diesen Worten schickte Gott den Erzvater der Juden, Abraham, vor ein paar tausend Jahren auf die Reise. Und „aufgrund seines Glaubens gehorchte Abraham, als Gott ihn rief. Er brach auf zu einem Ort, den er als Erbe bekommen sollte. Und er zog fort, ohne zu wissen, wohin er kommen würde.“ (Hebr. 11,8) So beschreibt der Verfasser des Hebräerbriefes im Neuen Testament viele Jahrhunderte später dieses Geschehen. „Aufgrund seines Glaubens gehorchte Abraham, als Gott ihn rief.“ „Ich will Dich segnen und Du sollst ein Segen sein.“ 75 Jahre war Abraham damals alt. Wohlhabend, verheiratet, gut situiert würden wir heute sagen. Ja, es fehlte ihm auch noch etwas zu seinem Glück, nämlich der Stammhalter seiner Sippe. Aber okay, das war nun doch eigentlich kein Grund, seine Zelte abzubrechen und im fortgeschrittenen Alter noch einmal irgendwo anders neu anzufangen. Aber Abraham vertraute Gott und setzte sich in Bewegung.
Segen bewegt – so lautet auch die Überschrift, die wir für den strukturellen Erneuerungsprozess „Unser Bund 2025“, kurz UB25, gewählt haben. Das umfangreiche Konzeptpapier liegt nun vor. Ein kürzeres und ein längeres Video fassen die Inhalte anschaulich zusammen. Alle Informationen sind auf der Homepage des Bundes verfügbar. Nutzt diese Möglichkeiten, um Euch mit dem Strukturvorschlag zu befassen, über den der Bundesrat Ende Mai in Kassel entscheiden soll.
„Segen bewegt“ ist nicht nur die Überschrift für diesen Prozess, sondern macht deutlich, was uns motiviert und was das Ziel dieser Bewegung und Veränderung ist. Wir haben als Bundesgemeinschaft in den letzten knapp 200 Jahren auf vielfältige Weise den Segen Gottes erlebt. Als Johann Gerhard Oncken 1834 in Deutschland begonnen hat, Menschen auf das Bekenntnis ihres Glaubens hin zu taufen und Baptistengemeinden zu gründen, hat Gott begonnen, diese Gemeinden zu segnen. Andere Gemeinden anderer Konfessionen auch, aber eben auch diese in Deutschland neuen Baptisten. Viele von Euch blicken auf eine lange Segensgeschichte in ihrer eigenen Gemeinde zurück. Menschen haben etwas von Gott gehört und Jesus ist ihnen in ihrem Leben begegnet. Menschen sind gerettet worden, haben erlebt, dass der Geist Gottes sie belebt und sendet, um ihr Umfeld aus der Kraft des Evangeliums heraus mitzugestalten. Wir sind von diesem Segen bewegt!
Das schmälert nicht die Herausforderungen, vor denen wir stehen: Viele Gemeinden in unserem Bund wachsen nicht mehr, sind zum Teil überaltert und einige mussten mittlerweile ihre Gemeindearbeit auch einstellen. Das wünschten wir alle uns anders. Aber diese Entwicklung hat viele Gründe und sie ändert nichts an dem Segen Gottes, den diese Gemeinden in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten erlebt haben. Dafür sind wir dankbar. Dieser Segen, den wir alle gemeinsam erlebt haben, bewegt uns, gemeinsam weiterzugehen…
… weiterzugehen oder neu aufzubrechen, um ein Segen zu sein. So wie Abraham damals. Wir leben in einer ganz anderen Phase der Geschichte Gottes mit dieser Welt. Aber Gott sendet auch uns: „Ich will Dich segnen und Du sollst ein Segen sein.“ Denn das ist ja weiterhin unsere Mission und unser Ziel. Als Bund wollen wir gemeinsam ein Zeugnis für Jesus Christus sein. Wir wollen als Kirche insgesamt und als einzelne Gemeinden in unseren Orten sichtbar, glaubwürdig und wirkungsvoll leben. Wir wollen Menschen zum Glauben einladen und in eine lebendige Beziehung mit Jesus führen. Wir wollen, dass unsere Kinder und Jugendlichen Gemeinschaft erleben in unseren Gemeinden und Jesus kennenlernen. Wir wollen Verantwortung übernehmen für unsere Mitmenschen und unser Umfeld. Das Evangelium soll Gestalt gewinnen, das Reich Gottes sichtbar werden.
Die Gemeinden in unserem Bund haben sich immer wieder aufgemacht, haben sich in der Vergangenheit von dem bereits erlebten Segen Gottes motivieren und senden lassen. Ich glaube, das ist heute wieder dran. Die strukturellen Veränderungen, die wir vorhaben, sind da nur ein veränderter Rahmen. Wichtig, aber auch nicht das Eigentliche. Das Eigentliche ist, dass wir uns von Jesus neu rufen und senden lassen; dass wir dem Segen Gottes neu unser Vertrauen und unsere Hingabe schenken.
„Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete?“ (Luk. 24,32) Diese Frage, die der Monatsspruch für den Monat April an uns richtet, stellten sich zuerst zwei Jünger auf ihrem Weg nach Emmaus, nachdem Jesus gekreuzigt und gestorben und von den Toten auferstanden war. Damals ging Jesus neben ihnen her und erklärte ihnen, was an Karfreitag und Ostern geschehen war. - In zwei Wochen werden wir wieder Karfreitag und Ostern feiern. Und ich hoffe, dass wir aus unseren Gottesdiensten gehen und gesendet werden mit genau diesem Empfinden: „Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete?“ Und dass wir dann hingehen und ein Segen sind in dieser Welt. - Nichts braucht diese Welt so sehr, wie die Botschaft des Evangeliums. Nichts bringt uns dem Frieden näher und der Gerechtigkeit und der Freiheit, nichts gibt so viel Hoffnung und Kraft wie die Freundschaft mit Jesus und die Belebung der Menschen durch seinen Geist. Gottes Liebe umfängt diese Welt nach wie vor und will in sie hineinströmen, sie bewegt Gott selbst hinein in diese Welt. - Segen bewegt. Und vom Segen und von der Liebe Gottes bewegte Menschen und Gemeinden verändern diese Welt. Vielleicht nur ein bisschen. Aber viele einzelne Salzkörner machen ja doch ein Gericht schmackhafter.
Für uns als Bund bedeutet das im Moment, dass wir den Rahmen, in dem wir Segen sein können und wollen, neu setzen müssen. Das tun wir durch UB25. In diesem Sinne wollen wir neu aufbrechen. Und ich lade Euch ein, daran mitzudenken, mitzuwirken, mit aufzubrechen. Das ist ganz sicher nicht alles, was wir brauchen, damit unsere Herzen weiterhin oder neu für Jesus brennen. Aber es ist ein wichtiger Rahmen, der gerade unsere Aufmerksamkeit braucht.
Ich hoffe, dass wir in dieser Hinsicht mit dem Bundesrat Ende Mai einen guten Schritt weiterkommen. Und bis dahin wünsche ich Euch gesegnete Kar- und Ostertage. Beten wir dafür, dass unsere Herzen in uns neu für Jesus brennen.
Christoph Stiba
Generalsekretär