Vorwort Bund aktuell Nr. 12 | 5. Dezember 2024
Liebe Leserin, lieber Leser,
alle Jahre wieder, Advent und Weihnacht. Gefühle und Erinnerungen verbinden sich mit diesen dunklen Tagen, in denen Lichter und Licht eine große Bedeutung hat.
„Mache dich auf, werde Licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir!“ heißt es im Propheten Jesaja. Ein kraftvoller Vers, eine Einladung zum Aufstehen und Losgehen. „Mache dich auf!“, zögere nicht, bleibe nicht passiv sondern komme in Bewegung, denn es gibt einen tiefen und großen Zuspruch, der helfen wird. Der Prophet Jesaja spricht zu seinem Volk, das aus der Dunkelheit der babylonischen Gefangenschaft zurückkehrt, erschöpft und ohne Hoffnung ist, Jerusalem ist zerstört, alles liegt am Boden. Resignation macht sich breit und Ohnmacht bestimmt das Gefühl.
Der Blick in die Gegenwart ist für viele Menschen ähnlich schwierig und herausfordernd. Über 1000 Tage wird nun schon in der Ukraine gekämpft, Syrien ist wieder in den Fokus gerückt mit Krieg, Leid und Elend für viele. Die politischen Entwicklungen in Georgien, Rumänien, in den USA und auch in Südkorea werfen viele Fragen auf. Neuwahlen stehen in Deutschland an und man weiß nicht, wie es dann werden wird. Viele negative Schlagzeichen aus Politik und Wirtschaft bestimmen die Medien. Angst macht sich breit und mangelnde Zuversicht. Und nun spricht Jesaja und fordert sein Volk und mit ihm auch uns auf, aufzustehen, sich zu erheben, weil etwas Großes bevorsteht: Das Licht Gottes wird kommen und seine Herrlichkeit wird sichtbar werden, damals zu Jesajas Zeiten und auch heute für uns.
Das Gute ist, dieses Licht, was hier gemeint ist, kommt nicht aus uns selbst. „Denn dein Licht kommt.“ Es ist Gottes Geschenk an das Volk damals und heute an uns. Für uns Christen erfüllt sich diese Prophezeiung in Jesus Christus, dem Licht der Welt. Seine Geburt hat Licht in die Dunkelheit der Menschheit gebracht. „Das Volk, das im Finsteren wandelt sieht ein Licht und über denen, die im Schatten wohnen scheint es hell.“ sagt der Prophet.
Doch was bedeutet dieses Licht für uns? Es ist Hoffnung für die Verzweifelten, Orientierung für die Verirrten und Trost für die Trauernden. Gottes Licht durchbricht jede Finsternis – sei es die Dunkelheit von Angst, von Schuld oder von Sorge.
Jesaja sagt nicht nur, dass das Licht kommt. Er ruft uns auch auf: „Werde Licht!“ Das ist ein Auftrag. Gott möchte, dass wir nicht nur das Licht empfangen, sondern es weitergeben. Jesus selbst sagt in der Bergpredigt: „Ihr seid das Licht der Welt“ (Matthäus 5,14).
Aber was heißt das konkret? Es bedeutet, in unserem Alltag Zeichen der Hoffnung zu setzen. Das kann durch kleine Gesten der Liebe und des Mitgefühls geschehen: ein ermutigendes Wort, eine helfende Hand oder einfach die Bereitschaft, für andere da zu sein. In einer Welt, die oft von Dunkelheit gezeichnet ist – sei es durch Kriege, Ungerechtigkeit oder Einsamkeit – können wir ein Stück von Gottes Licht sichtbar machen.
Die Verheißung, die Jesaja uns gibt, ist gewaltig: „Die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir.“ Gottes Herrlichkeit bedeutet seine Gegenwart, seine Nähe und sein Wirken. Wenn wir uns öffnen und bereit sind, sein Licht zu empfangen, wird seine Herrlichkeit in unserem Leben sichtbar.
Diese Herrlichkeit verändert uns. Sie gibt uns Kraft, wo wir schwach sind, und Zuversicht, wo wir zweifeln, sie tröstet, wo wir Angst haben und schenkt uns Mut und Zuversicht, wo wir zu verzagen drohen. Doch sie will nicht bei uns bleiben. Sie will hinausstrahlen in unser Zuhause, unsere Gemeinden und darüber hinaus in die ganze Welt und gerade an die Orte, wo viel gelitten, geweint und gezweifelt wird.
Dieses Wort ist ein Ruf zur Hoffnung und ein Auftrag zur Tat. Lasst uns heute neu aufstehen, uns erheben und das Licht Gottes in unser Leben lassen. Und lassen wir es durch uns strahlen, damit andere in uns die Herrlichkeit Gottes erkennen.
Das Licht scheint in die Welt, nicht die schwärzeste Nacht und die tiefste Finsternis kann dieses leuchtende Licht zum Erlöschen bringen. Die Dunkelheit muss dem Licht weichen. Mit Jesu Geburt ist ein Licht in die Welt gekommen. Ein Glanz legt sich auf die Erde nieder, es ist licht geworden in der Dunkelheit. Das Licht von der Krippe scheint, Gott offenbart sich im Glanz des Lichtscheins von Bethlehem. Mit dem Licht von Bethlehem kommt Gott selbst in die Welt, wendet sich uns zu, nimmt uns hinein in den göttlichen Schein, umleuchtet uns, umfängt uns, holt uns heraus aus der Dunkelheit. Sie hat keine Macht mehr über uns, es ist hell geworden. Uns wird Perspektive und Zukunft eröffnet.
Und so beten wir: Herr, danke für das Licht, das du in unsere Dunkelheit bringst. Hilf uns, uns aufzurichten und dein Licht in die Welt zu tragen. Lass deine Herrlichkeit über uns aufgehen, damit wir ein Segen für andere sein können.
Michael Noss
Präsident