Vorwort Bund aktuell Nr. 6 | 5. Juni 2025
Liebe Leserin, lieber Leser,
willkommen in der Zwischenzeit!
Wir sind zwischen Himmelfahrt und Pfingsten.
Zwischen Aufbruch und Ankunft. Zwischen Verheißung und Erfüllung.
Für die Jünger Jesu beginnt mit Himmelfahrt etwas Neues: eine neue Berufung, ein neuer Lebensweg, eine neue Form und Struktur ihres Zusammenlebens.
Es ist noch nicht, aber es soll werden.
In dieser Zwischenzeit sind die Fragen groß: Wie wird es werden? Wie sieht unsere Zukunft aus? Was wird sich alles ändern?
Diese Fragen treffen auf den großen Auftrag Jesu an seine Jünger:
„Darum geht zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern“ (Matthäus 28,19).
Dieser Auftrag gilt bis heute.
Wir sind gesandt in die Welt, zu den Menschen und an die Orte, an denen sie leben.
Wir sind berufen, Brücken zu den Menschen zu bauen und sie auf ihrem Glaubensweg zu begleiten und sie einzuladen zu einem Leben mit Jesus.
In welchen Formen der Auftrag gelebt wird, kann ganz unterschiedlich sein, aber die Botschaft ist klar: Geht los!
Denn Gott möchte mit uns gemeinsam sein Reich bauen und erlebbar machen.
Doch wie?
Solche Zwischenzeiten und Neuanfänge haben oft beides in sich:
Vorfreude auf das, was kommt und kommen könnte. Ein wenig Euphorie und Abenteuerlust. Lust, zu gestalten und neue Möglichkeiten zu ergreifen.
Und auf der anderen Seite sind da Verunsicherung und Verlust, Sorge vor der Zukunft und die Ungewissheit.
Da ist auch Trauer um das Liebgewonnene und Gewohnte.
Die Jünger damals mussten sich verändern, sich weiterentwickeln, um ihren Auftrag in der Welt zu erfüllen.
Sie konnten sich nicht weiter im kleinen Kreis in ihrem Haus verstecken.
Was bedeutet dieser Gedanke für uns?
Wir als Bund haben gemerkt, dass wir in unserer alten Struktur an unsere Grenzen kommen. Deshalb haben wir uns beim Bundesrat in der vergangenen Woche für eine Neustrukturierung entschieden: Unser Bund 2025 – Segen bewegt, kurz UB25.
Und nun sind wir als Bund auch in einer Zwischenzeit –
zwischen alten Bundesstrukturen, die wichtig und gut waren, die viel Segen gebracht haben, und dem Neuen, das kommen soll. Natürlich ist die neue Struktur nicht mit Pfingsten vergleichbar – den Heiligen Geist hat Gott uns längst geschenkt. Und die Struktur ist nicht selbst der Inhalt, aber es geht um etwas Geistliches. Denn sie hat das Ziel, Gemeinden zu stärken, damit sie bestmöglich ihre Berufung leben können. Segen bewegt!
Mit neuen Formen der Beteiligung sollen die Arbeit der Gemeinden und die gemeinsame Bundesarbeit gefördert werden – insbesondere auch die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.
Weniger Bürokratie, mehr Raum für gemeinsames inhaltliches Arbeiten und Innovation.
Ja, eine neue Struktur wird grundlegend. Doch sie kann nur gut werden, wenn wir sie mit Leben füllen.
Bis dahin liegt noch ein Weg vor uns, der auch Abschied, Trauer und Unsicherheit bedeutet.
Bei all dem tröstet mich die Zusage Jesu:
Ich bin immer bei euch bis an das Ende der Welt! (Matthäus 28,20)
Wir müssen das gar nicht allein schaffen.
Jesus ist da – in unserer Unsicherheit.
Jesus ist da – in unseren Fragen und dem noch Unklaren.
Veränderungen gehören zum Leben, doch auch in der Veränderung sind wir getragen durch Gottes Geist, der in uns lebt und mit uns geht.
Letztens habe ich gehört: Die Kirche ist ein Auslaufmodell.
Lohnt es sich dann überhaupt, so viel in eine Neustrukturierung zu investieren?
Für mich ist Kirche – und auch unser Gemeindebund – natürlich kein Auslaufmodell!
Kirche ist Verheißung, die lebt.
Sie ist mehr als Gebäude, Mitgliedszahlen und Strukturen.
Kirche ist Gemeinschaft – mit Gott und miteinander.
Kirche ist Bewegung – hin in Gottes geliebte Welt.
Sie entsteht da, wo Gott Menschen beruft und diese Berufung gelebt wird.
Ja, die Zahl der Menschen in Deutschland, die sich für Kirche interessieren, hat abgenommen – das ist eine schmerzliche Wahrheit.
Doch es wäre fatal, wenn wir glauben würden, der Glaube und die Gemeinden seien nicht relevant.
Gott ruft uns, relevant zu sein. Und wir sind es – wenn wir es leben.
Wir sind relevant…
… wenn wir Menschen Hoffnung schenken können.
… wenn wir unsere Stimme für Menschenwürde und Barmherzigkeit erheben.
… wenn einsame Menschen gesehen werden und echte Gemeinschaft erleben.
… wenn Menschen aus allen Generationen und Kontexten sich miteinander verbunden fühlen und erleben: Ich bin ein Teil eines großen Ganzen – Gottes Familie.
… wenn wir es schaffen, in Vielfalt Einheit zu leben.
… wenn in allen Diskussionen und im Ringen um Wahrheit die Liebe Gottes sichtbar wird.
… wenn wir ehrlich mit Fehlern und Schuld umgehen, Vergebung leben und Versöhnung möglich machen.
… wenn wir segnen und für diese Welt und den Frieden beten.
UB25 soll Gemeinden dabei helfen, diesen Auftrag zu leben. Lasst uns als Kirche mutig mit dieser Berufung leben, Neues wagen – voller Vertrauen, dass Gottes Geist uns leitet.
Denn Gott geht mit. Heute, morgen und in alle Ewigkeit.
Natalie Georgi
Präsidentin