Vorwort Bund aktuell Nr. 10 | 7. Oktober 2021

Liebe Leserin, lieber Leser,

macht Ihr Euch auch Sorgen? Es gibt ja genügend Gründe dafür, sich Sorgen zu machen. Beispielsweise schrieb mir jemand in der letzten Woche, dass ihm ein Tumor entfernt werden muss. Von einem Tag auf den anderen hat sich für ihn das Leben komplett verändert. Zurecht sorgt er sich um das, was kommen wird, ob und wie die Therapie anschlagen wird. - Wir sind im Herbst angekommen und nicht wenige Virologen warnen davor, dass die Corona-Fälle wieder ansteigen könnten. Eine große gesamtgesellschaftliche Sorge. - Oder die Regierungsbildung nach der Bundestagswahl. Oder die Klimakrise. Oder die berufliche Zukunft der Kinder. Sorgen über Sorgen. Und auch hinsichtlich mancher Gemeindesituation kann uns die Sorge den Tag verderben. In vielen Gemeinden kehren die Mitglieder einfach nicht so zahlreich zurück, wie es vor der Corona-Pandemie war. Keiner kann die Zahlen so ganz genau sagen, aber von einigen Gemeinden höre ich einen Rückgang um bis zu einem Viertel derer, die sich am Gottesdienst und am sonstigen Gemeindeleben beteiligen. Wo soll das alles hinführen?

Szenenwechsel: Letzten Sonntag auf vielen Marktplätzen in Deutschland - Menschen, die Lieder singen. Dankeslieder. Lieder, die Zuversicht geben. „We shall overcome…“, „Von guten Mächten wunderbar geborgen…“, „Hewenu Schalom Alechem…“, „Nun danket alle Gott…“. Es ist der 3. Oktober, der Tag der Deutschen Einheit. Seit einigen Jahren gibt es eine Bewegung, angeführt von einigen Christen, die diesen Tag zu einem bundesweiten Danktag machen will. Ihr Anliegen ist es, das Wunder der Friedlichen Revolution und des Mauerfalls generationsübergreifend gemeinsam zu feiern. „Dies soll bewusst auch ein Zeichen der Dankbarkeit und der Hoffnung für die Zukunft des Landes sein.“ So ist es auf der Homepage zu lesen. Verrückt, aber mittlerweile haben sich schon an über 100 Orten in Deutschland Chöre, Musikgruppen und Einzelpersonen in diese Bewegung eingeklinkt.

Viele Gemeinden haben am letzten Sonntag das Erntedankfest gefeiert. Auch das ist ja so ein Fest gegen den Sorgentrend. Eine bewusste Gegenbewegung. Wir machen uns bewusst, dass Gott für Saat und Ernte garantiert. Dass er einen Bund mit seinen Menschen geschlossen hat und die Lebensgrundlagen erhält. Wir haben Verteilungsprobleme und verursachen durch unseren Lebensstil, dass sich das Klima wandelt. Ja, das ist leider wahr. Aber Gott hält Wort. Er gibt uns unser tägliches Brot. Und mehr als das. Dort, wo wir unseren Blick weiten, merken wir erst, wie gesegnet und überreich beschenkt wir sind. Gott sei Dank!

Und doch kennen trotz dieses deutschlandweiten Danktages am letzten Sonntag mehr Menschen in der Welt den Begriff der „German Angst“ als die „German Dankbarkeit“. Viele schütteln dabei den Kopf angesichts der im Vergleich doch sehr guten Lebensverhältnisse bei uns. Dennoch ist es so: Die „German Angst“ geht um.

Ich wünsche mir, dass die Menschen in den Gemeinden des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden trotz aller Sorgen Zuversicht haben, dankbar sein können und unsere Gemeinden Orte der Hoffnung und der Hoffnungsworte und der Hoffnungstaten sind. Weil Jesus lebt. Und weil sein Geist uns belebt. Der Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. Gott sei Dank!

Der Kabarettist und Schriftsteller Hanns Dieter Hüsch formuliert es in seinem Text „Führen und Leiten“ so:

Im Übrigen meine ich

Möge uns der Herr weiterhin

Zu den Brunnen des Erbarmens führen

Zu den Gärten der Geduld

Und uns mit Großzügigkeitsgirlanden

Schmücken

Er möge uns weiterhin lehren

Das Kreuz als Krone zu tragen

Und darin nicht unsicher zu werden

Soll doch seine Liebe unsere Liebe sein

Er möge wie es auskommt in unser Herz eindringen

Um uns mit seinen Gedankengängen

Zu erfrischen

Uns auf Wege zu führen

Die wir bisher nicht betreten haben

Aus Angst und Unwissenheit darüber

Dass der Herr uns nämlich aufrechten Ganges

Fröhlich sehen will

Weil wir es dürfen

Und nicht nur dürfen sondern auch müssen

Wir müssen endlich damit anfangen

Das Zaghafte und Unterwürfige abzuschütteln

Denn wir sind Kinder Gottes: Gottes Kinder!

Und jeder soll es sehen oder ganz erstaunt sein

Dass Gottes Kinder so leicht und fröhlich sein können

Und sagen: Donnerwetter

Jeder soll es sehen und jeder soll nach Hause laufen

Und sagen: er habe Gottes Kinder gesehen

Und die seien ungebrochen freundlich

Und heiter gewesen

Weil die Zukunft Jesus heiße

Und weil die Liebe alles überwindet

Und Himmel und Erde eins wären

Und Leben und Tod sich vermählen

Und der Mensch ein neuer Mensch werde

Durch Jesus Christus.

Donnerwetter! Vielleicht geht es Euch wie mir, mir machen diese Gedanken Mut. Wir sind Gottes Kinder und haben guten Grund zur Dankbarkeit und Zuversicht!

Christoph Stiba
Generalsekretär