Impuls-Konferenz „Gottesdienst“ in der EFG Kassel-Möncheberg

Nach Auftakt Fortsetzung geplant

Vom 23. bis 24. Februar 2024 fand in der EFG Kassel-Möncheberg die Impulskonferenz Gottesdienst statt. Ca. 150 Mitarbeitende aus dem ganzen Bundesgebiet hatten sich hierfür auf den Weg gemacht. Der erste Abend stand unter dem Motto „Warum wir (trotzdem) gerne Gottesdienst feiern!“.

Der Abend startete mit einer Talkrunde. Andrea Schneider, die seit Mitte der 1990er Jahre erstmals Schulungsangebote für Moderatorinnen und Moderatoren in unserem Gemeindebund initiierte, gab in dem Gespräch einen Einblick in das damalige Anliegen. Inspiriert von der Willow Creek Bewegung und geschult durch die Fernseh- und Rundfunkarbeit ging es darum, den Gottesdienst als eine öffentliche Veranstaltung wahrzunehmen. Gäste sollten sich jederzeit willkommen wissen und durch den Aufbau des Gottesdienstes und die verwendete Sprache schneller einen Zugang zum gottesdienstlichen Geschehen finden. Die Aufgabe der Moderation war zu dieser Zeit noch nicht im Bewusstsein aller Gemeinden. Oft waren es Leitungsverantwortliche, die unabhängig von ihrer Begabung begrüßten und Ansagen machten und dabei nicht immer nach einem roten Faden im Gottesdienst fragten. Über 20 Jahre später haben sich die Herausforderungen geändert. Was früher an Erklärungen und verbindenden Worten fehlte, führt heute manchmal zu einer Übermoderation. Für Andrea Schneider geht es heute darum, Gottesdienst nicht nur als inhaltlich durchgeplanten „Weg“, sondern auch als freien „Raum“ der Gottesbegegnung erlebbar zu machen. Für beides brauche es oft nur wenige ausgewählte verbindende Worte.

Plenum

Plenum

Talkrunde

Workshop

Workshop

Auch Kerstin Wendel, die in der „ruhrkirche“ in Wetter das Gottesdienstteam mit aufgebaut und bis vor kurzem geleitet hat, hob hervor, dass gerade die jüngere Generation (U30) die Kleinteiligkeit mancher Gottesdienste als unruhig und ablenkend erfahren würde. Zudem berichtete sie davon, dass in ihrer Gemeinde in den letzten Jahren – gegen den Trend – auch nach der Corona-Phase – der Gottesdienstbesuch deutlich zugenommen habe. Auf die Nachfrage, was man in ihrer Gemeinde so anders machen würde, lenkte Kerstin Wendel den Blick weg von praktischen Gestaltungstipps hin zur Grundlage der mehrjährigen Entwicklungsschritte: Zunächst sei das „Warum“, dann das „Wie“ und zuletzt das „Was“ von Gemeindearbeit und damit auch des Gottesdienstes geklärt worden. Außerdem ging es ihr um eine innere Haltung. Sie hob besonders die Leidenschaft, mit der Gottesdienste gefeiert würden und mit der man für das Umfeld der Gemeinde relevant sein wolle, hervor. Als weitere Stichworte zum „Wie“ nannte sie die DNA ihrer Gemeinde, beispielsweise ausgerichtet, beziehungsorientiert, liebevoll, wertschätzend, mutig, authentisch und zeitgemäß sein zu wollen.

Nach diesen ersten Impulsen wurde das Gespräch für alle Teilnehmenden geöffnet. In Kleingruppen gab es einen lebhaften Austausch über die Erfahrungen in den unterschiedlichen Gemeinden. Leitfragen waren: „Wofür bist du dankbar?“ – „Was erlebst du als Herausforderung?“ – „Wovon träumst du?“. Vielfach wurde das Gespräch auch noch nach dem offiziellen Ende in der Lounge der Gemeinde fortgesetzt.

Am Samstagmorgen startete die Konferenz mit einem gottesdienstlichen Teil, der praktisch erfahrbar machen sollte, „Warum wir gerne Gottesdienst feiern!“. Wesentlich zum Gelingen dieses Parts, aber auch grundsätzlich zum Gelingen der ganzen Konferenz, trug die musikalische Begleitung durch die Band der Kassler Gemeinde bei. Manuel Schienke, der zum kleinen Vorbereitungskreis der Konferenz gehört hatte und im Vorfeld mit der Band alles vorbereitet hatte, musste leider kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen absagen. Dass es trotzdem so viele mitreißende und fröhliche musikalische Elemente gab, ist nicht selbstverständlich. Als Leitung der Konferenz waren wir für das ehrenamtliche Team, das durchgängig mit dabei war, sehr dankbar.

Plenum

Plenum

Workshop

Plenum

Manuel Schienke fehlte aber nicht nur als Musiker, sondern auch als Referent. Sein Impuls „Musik im Gottesdienst – Da geht was!“, der am Samstagvormittag auf dem Programm stand, musste leider ausfallen. Da die Konferenz jedoch vom Austausch lebte und die Teilnehmenden am Prozess beteiligt waren, konnte kurzfristig eine Talkrunde mit Oliver Pilnei (Theologische Hochschule Elstal), Sören Brünninghaus (EFG Oldenburg), Janne Leonard Roth (Band Kassel) und Hanno Sommerkamp (EFG Nordhorn) aktuelle Einblicke in die Musikarbeit einiger Gemeinden und den damit verbundenen Stolpersteinen geben. Ein wesentlicher Impuls aus dieser Runde war, dass Leitungsverantwortliche langfristig in die Musikarbeit ihrer Gemeinde investieren müssen. Ob Gemeinden sich am Ende für verschiedene gottesdienstliche Angebote entscheiden oder die eine zu ihnen passende Musikkultur entwickeln, hänge dabei von den Möglichkeiten vor Ort und der Größe der Gemeinde ab. Allen Beteiligten war aber abzuspüren, dass Musik als gemeinsames Erlebnis vor allem verbinden soll und dass sich langfristig Grabenkämpfe in diesem Bereich destruktiv auswirken werden.

Band

Workshop

Workshop

Nach dem gemeinsamen Start im Plenum ging es mit zwei Workshop-Phasen weiter. Die Teilnehmenden konnten aus 8 Workshops auswählen. Mal ging es um bestimmte Zielgruppen, mal um die eigene Person, die Präsenz im Gottesdienst, die Weiterentwicklung im Team durch Feedback oder das eigene Zur-Ruhe-Kommen bei Gott. Das Workshop-Angebot wurde gestaltet von Sara und Samuel Holmer (EFG Hannover-Linden), André Peter (Dienstbereich Mission), Oliver Pilnei (Theologische Hochschule Elstal), Benjamin Schelwis (Landesverband Hessen-Siegerland), Stephan Schill (EFG Schöneberg), Andrea Schneider (EFG Oldenburg), Kerstin Wendel (ruhrkirche Wetter) und Silke Sommerkamp (Akademie Elstal).

Beim gemeinsamen Abschlussplenum wurde deutlich, dass zwei Aspekte am Wochenende besonders präsent waren. Zum einen ging es sehr häufig um die Frage nach den unterschiedlichen Erwartungen und Treibern im Gottesdienst und zum anderen wurde positiv hervorgehoben, dass Gottesdienste sich immer im Hier und Jetzt ereignen und davon leben, wirklich ganz da zu sein, bei denen, die gekommen sind, bei sich selbst und bei Gott.

Von vielen Teilnehmenden wurde der Wunsch nach einem Fortsetzungsangebot geäußert. Es gibt viele wichtige Themen, die an dem Wochenende nicht vertieft konnten werden. Sicher braucht es eine Fortsetzung zum Thema Musik, zudem gab es schon den Wunsch, speziell die Situation kleiner Gemeinden in den Blick zu nehmen, sich mit Fragen der Inklusion oder auch mit der Einbindung des sozial-politischen Lebens im Gottesdienst näher auseinanderzusetzten. Die Akademie Elstal ist offen für Anregungen, welche Themen bei einer nächsten Konferenz auf der Tagesordnung stehen könnten. Bis es so weit ist, gibt es weiterhin das Angebot der Akademie, Referentinnen und Referenten zu verschiedenen Themen zu vermitteln, um sich als Gottesdienstteam vor Ort schulen zu lassen.

Ein Artikel von Silke Sommerkamp