Persönliche Erfahrungen aus dem ThGK Nord 2021-2023

Elektrisiert saß ich am Schreibtisch. Zwei Bibelstellen sollte ich heraussuchen, in denen für mich deutlich wurde, dass Jesus Christus nicht nur die gute Nachricht bringt, sondern die gute Nachricht selber ist. Wie war es dazu gekommen? Ich hatte in der Zeitschrift „Die Gemeinde“ gelesen, dass ein neuer „Theologischer Grundkurs“ der „Vereinigung Evangelischer Freikirchen“ beginnen sollte. Da ich innerlich auf der Suche nach einer neuen Herausforderung war, hatte ich mich – einem Impuls folgend – für den Kurs angemeldet.

Die gesuchte Herausforderung fand ich tatsächlich. In anderthalb Jahren sollten 32 Lehrbriefe (mit Unterrichtsmaterial und Fragen) bearbeitet werden, jeweils acht in den Fächern Neues Testament, Altes Testament, Praktische Theologie und Theologische Fragen (eine Kombination aus Kirchengeschichte und Systematischer Theologie). Die eingangs erwähnte Frage stammte aus dem ersten Lehrbrief im Fach „Neues Testament“. Dazu kamen je eine alttestamentliche und neutestamentliche Exegese.

Als Gruppe von rund 15 Teilnehmenden aus Baptisten-, Methodisten- und Mennoniten-Gemeinden sowie aus der Landeskirchlichen Gemeinschaft trafen wir uns alle sechs bis zwölf Wochen für ein Wochenendseminar in Vechta. In den Wochen dazwischen wurden die Lehrbriefe und Exegesen erarbeitet. Das Alte (oder Erste) Testament nahmen wir in der Reihenfolge durch, in der die Texte verfasst wurden. Dabei wurde deutlich, wie die sich verändernden politischen Konstellationen in Palästina/Israel das Gottesverständnis des Volkes Israel beeinflussten. Im Fach „Neues Testament“ beschäftigten uns das Leben und die Botschaft Jesu sowie sein Kreuzestod und seine Auferstehung. Die Verbreitung des Evangeliums und die Reflexe in den Briefen des Neuen Testaments waren ebenso Thema wie die Frage nach der Botschaft der Offenbarung des Johannes in einer Diktatur.

Die „Theologischen Fragen“ führten uns durch die wichtigsten Etappen der Kirchengeschichte. Zugleich dachten wir über Themen wie Schöpfung/Evolution und Gottes Allmacht nach. Und darüber, was es für uns persönlich bedeutet, im Glaubensbekenntnis Gott als Schöpfer oder als Allmächtigen zu bekennen.

In der „Praktischen Theologie“ machten wir uns über Liturgie, aber auch über Gesprächsführung und Gruppenleitung Gedanken.

An den Seminarwochenenden besprachen wir in Vechta die Lehrbriefe, näherten uns aber auch auf kreative Weise den Themen. Als es z.  B. um den biblischen Kanon ging, sollten wir uns vorstellen, wir würden eine Kommission leiten, die für eine Völkergruppe die Bibel übersetzen sollte. Da die Mittel, um die gesamte Bibel zu übersetzen, leider fehlten, mussten wir entscheiden und begründen, welche 40 Bücher der Bibel übersetzt werden sollten. Welche Texte waren uns am Wichtigsten? Daraus entspannen sich engagierte Debatten.

In den täglichen Morgen- und Abendandachten und den Gottesdiensten am Sonntag probierten wir Teilnehmende das Gelernte aus oder setzten aus der eigenen Gemeinde oder Tradition Mitgebrachtes ein.

Bei der gemeinsamen Arbeit und in Gesprächen lernten wir voneinander. Die verschiedenen kirchlichen Prägungen in der Gruppe bereicherten unsere Mitarbeit. Neue Freundschaften entstanden und als Gruppe wuchsen wir zusammen.

War es gewagt, so viele Jahre nach dem Ende des Studiums eine neue Herausforderung zu suchen und Hausaufgaben machen zu müssen? Sicherlich. Aber der Gewinn für mich war immens. Das Nachdenken über die Bibel, über meinen Glauben und über meine eigenen vorgefassten theologischen Meinungen forderte mich heraus und eröffnete mir neue Perspektiven im Glauben. Das Formulieren von Antworten half mir, sprachfähiger zu werden. Und ganz konkret: Die alttestamentliche Exegese wurde die Grundlage für eine Predigt, die ich in unserer Gemeinde halten durfte, und die eine oder andere Erkenntnis schlug sich in den letzten Monaten im Gemeindebrief nieder.

Und die Gute Nachricht? Welche Bibelverse machten für mich deutlich, dass Jesus selbst die gute Nachricht ist? Eine  Antwort auf die Frage fand ich schließlich. (Für Neugierige: Matthäus 11,28, Lukas 4,18-19, Johannes 10,11 und Johannes 11,25.)

Dennoch bin ich mit der Frage nicht fertig. Denn die gute Nachricht, dass in Jesus das Reich Gottes nah herbeigekommen ist, ist eine Botschaft, die nicht nur gehört, sondern auch gelebt werden will – von den Menschen in der Zeit der Bibel, durch die Kirchengeschichte hindurch und von uns.

Ein Bericht von Diane Brandt

Interessiert? Im November 2023 beginnt ein neuer Theologischer Grundkurs in Rudolstadt-Schaala (Thüringen) und im Februar 2024 in Vechta. Informationen gibt es hier.