O du fröhliche

Eine Weihnachtsandacht des Generalsekretärs Christoph Stiba

O du fröhliche, o du selige,
gnadenbringende Weihnachtszeit!
Welt ging verloren,
Christ ist geboren.
Freue, freue dich, o Christenheit!

O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit!
Das bekannte Weihnachtslied von Johannes Daniel Falk lässt Bilder in meinem Kopf entstehen: Stimmen eines Chores, besetzte Stuhlreihen, ein festlich geschmückter Tannenbaum, ein hölzerner Stall mit Krippe, Maria und Josef, das Jesuskind in Windeln gewickelt. In der Weihnachtszeit erinnern wir Christen uns weltweit daran, dass Gott in die Welt gekommen ist. Ohnmächtig und schutzlos als Säugling. Grund zur Freude, Christus ist in diese Welt gekommen, um uns zu retten, um sie zu retten.

Welt ging verloren. Die Verlorenheit der Welt ist wie nie zuvor medial sichtbar. Unfeierliche Bilder durchbrechen meine weihnachtliche Idylle: verhungernde Kinder im Jemen, Geflüchtete an der Grenze zu Mexiko und hierzulande bangend um Asyl, Plastikmüll an den Küsten und in den Meeren, Klimawandel. Ohnmächtig wird mir bewusst: Welt – das sind nicht nur wir Menschen, auch die Schöpfung ging verloren. Dennoch möchte ich mich hoffnungsvoll freuen:

Christ ist geboren. Die Rettung der Welt in der Geburt Jesu. Gott ist Mensch geworden, um jeden und jede Einzelne zu retten. Das ist die Frohe Botschaft, das Evangelium. Jesus ist zur Welt gekommen: der Weg, die Wahrheit und das Leben. Als Christen wollen wir Jesus nachfolgen. Jesus, dem diese Welt nicht gleichgültig ist.

Deswegen setzen wir uns als Gemeinden und als einzelne in unserer Nachfolge auch für die Welt ein. Wir verkündigen das Evangelium und wir unterstützen zum Beispiel die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen, die Sustainable Development Goals (SDGs). Dazu zählen ganz konkret die Bewahrung und nachhaltige Nutzung der Ozeane, wie auch Frieden und Gerechtigkeit, keine Armut und kein Hunger. Große Ziele, die die Welt vor ihrem Verlorengehen retten sollen. Denn wir machen bereits im Kleinen, in unseren Kaufentscheidungen oder eben im Verzicht, einen Unterschied. Wir können bereits hier auf Erden zu mehr Frieden und Gerechtigkeit beitragen.

Freue, freue dich, o Christenheit! „Wir alle aber warten auf den neuen Himmel und die neue Erde, die Gott uns zugesagt hat. Wir warten auf diese neue Welt, in der es endlich Gerechtigkeit gibt“ (2. Petrus 3,13). Unsere Hoffnung auf das kommende Reich Gottes und den ewigen Frieden sollte uns inspirieren, die Hände nicht in den Schoß zu legen. Das Reich Gottes hat hier auf Erden begonnen. Gerade in der Adventszeit wollen wir daher nicht nur an Gottes neue Welt, sondern auch an unsere Welt denken. Wir können uns freuen, denn Jesus kam in unsere Welt, um uns zu retten, um die Welt zu retten.

O du fröhliche, o du selige,
gnadenbringende Weihnachtszeit!
Welt ging verloren,
Christ ist geboren.

Freue, freue dich, o Christenheit!