Foto: David Vogt

Zuhören und Mitsingen

Konzert mit dem Projektchor

Rote Hosenträger, rote Gürtel, rote Krawatten, rote Fliegen und Schals: An der einheitlichen Farbgebung mancher Menschen, die sich am Freitagabend im Kongressgebäude tummelten, konnte man schon ahnen, dass bei der Bundesratstagung ein besonderes Ereignis bevorstand.

Zum Schluss der letzten Arbeitssitzung des Tages strömten die etwa einhundert Sängerinnen und Sänger in Schwarz und Rot gekleidet überraschend in den Saal und gaben mit einem Gospelsong schon einmal einen Vorgeschmack auf das Konzert, das knapp zwei Stunden später in der großen Kongresshalle stattfinden sollte. Und trotz des langen Sitzungstages mit vielen Beratungen war die Halle gut gefüllt – und es waren nicht nur Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Bundesratstagung dabei, sondern auch Gäste aus dem Umland, die sich das Konzert mit diesem Chor auf keinen Fall entgehen lassen wollten. „Dieser Chor“: Wer ist das denn genau? Mit dabei war der Gospelchor „UpToYou“, der in der EFG Kassel-Möncheberg beheimatet ist und von Manuel Schienke geleitet wird, dem einzigen ordinierten baptistischen Popkantor in Deutschland. Zu diesem Anlass hatten sich aber auch andere Sängerinnen und Sänger aus Kassel und dem gesamten Bundesgebiet angeschlossen. Das bedeutet, dass auch die Proben ein wenig ungewöhnlich abliefen, nämlich über Internet und Zoom. Am Samstag vor der Bundesratstagung kamen alle nach Kassel, um zum ersten Mal tatsächlich in einem gemeinsamen Raum zu proben und sich persönlich kennenzulernen. Viele hatten eine lange Anfahrt in Kauf genommen, bis hin zur Schweizer Grenze.

Foto: David Vogt

Foto: David Vogt

Foto: David Vogt

Bei der Generalprobe kurz vor dem Auftritt durfte ich als Redakteur der GEMEINDE mit dabei sein und verstand, warum dieses gewagte Probenkonzept aufging: Alle hatten Spaß an der Sache. Es wurde viel gelacht – aber sobald der Einsatz kam, waren alle sofort konzentriert bei der Sache. Und jeder und jede hatte Hausaufgaben gemacht und Text und seine/ihre Stimme auswendig gelernt. Das war auch notwendig, weil interaktive Mitarbeit noch mehr gefragt war als in vielen Chören üblich. Denn so ganz genau stand bei vielen Liedern der Ablauf noch nicht fest: Wann steigen wir in die Bridge ein? Wie oft wird der Schlussteil wiederholt? Das steht nicht in den Noten, sondern wurde von Manuel Schienke per Handzeichen und Zwischenruf angezeigt. Diese Spontanität trug auch dazu bei, dass der Funke aufs Publikum übersprang – schon in der Probe, bei der ich der einzige Zuhörer war, und erst recht im Konzert.

Die Liedauswahl war gelungen: Traditionelle Gospelsongs auf Englisch, bekannte Anbetungslieder auf Deutsch, Lieder zum Zuhören, Lieder zum Mitsingen – eine rundum gute Mischung. Deborah Hofmeister begeisterte als Gesangssolistin und verstand es, den Gospelsongs ein richtiges Gospel-Feeling mitzugeben. Manuel Schienke leitete vom Keyboard aus die Sänger, Steffen Schmidt sorgte am Schlagzeug für das rhythmische Grundgerüst, Daniel Warschun begleitete an der Gitarre und beschenkte das Publikum zwischendrin mit wunderbaren Soli. Jan Primke verstand es nicht nur, mit seinen Basslinien die Lieder zusammenzuhalten und voranzutreiben, sondern moderierte auch die Lieder an. Bei einem der letzten Lieder zeigten dann noch Emma Wege und Johanna Schienke mit ihren Soli ihr Können.

Foto: David Vogt

Foto: David Vogt

Foto: David Vogt

Erklärtes Ziel der Moderatoren war es, Sängerinnen und Sänger aus ganz Deutschland zu sammeln, um Gemeinschaft zu erleben, und sie dann als Botschafter und Botschafterinnen nicht nur mit der besten Nachricht der Welt, sondern auch mit begeisternden Liedern nach Hause zu schicken, die sie in ihre Ortsgemeinden weitertragen können. Oder wie es Ellen Eckhardt aus Kassel formulierte: „Ich singe mit, weil wir die beste Botschaft der Welt verkünden … daher Auftritte ohne Ende haben müssten, dass es auch der Letzte hören kann!!“

Ein Artikel von Wolfgang Günter (Die Gemeinde)