25 Jahre Ordination von Frauen im BEFG
Ein Statement des Vertrauensrates
Seit 25 Jahren werden Frauen im BEFG offiziell als Pastorinnen ordiniert. Der Vertrauensrat – die berufsständische Vertretung der Pastorinnen und Pastoren des BEFG – hat auf seiner letzten Sitzung im September an dieses Jubiläum erinnert. Ein Statement von einem der Vorsitzenden des Vertrauensrates, Pastor Manuel Lüdin.
Es gab längere Jahre vorher bereits im Bund der DDR einzelne Pastorinnen. Ihr Status war aber nicht offiziell beschlossen. 1992 wurde die Ordination nun in gleicher Weise für Frauen und Männer eingeführt. Wir sehen, dass Frauen in vielen Gemeinden einen sehr gesegneten pastoralen Dienst tun. Von den ungefähr 660 aktiven Pastoren und Pastorinnen sind ca. 15% weiblichen Geschlechts. An manchen Orten sind auch Ehepaare gemeinsam in diese Aufgabe berufen.
Natürlich haben auch Frauen in diesem Beruf Probleme. Diese sind bei Pastorinnen aber kaum anders gelagert als bei ihren männlichen Kollegen. Eher haben wir den Eindruck, dass Frauen noch intensiver darüber nachdenken, wie Familien- und Eheleben, Kindererziehung und Berufstätigkeit in gesunder Weise miteinander verbunden werden können. Wie in der Wirtschaft sind prozentual mehr Frauen als Männer in Teilzeitanstellungen vertreten. Aber auch dies ist eher der konkreten Situation als dem Geschlecht geschuldet.
Wobei wir als Vertrauensrat in diesem Zusammenhang darauf hinweisen wollen, dass jemand, der nur von einem Teilzeit-Pastorengehalt lebt, sich recht einschränken muss in seinen Ansprüchen! Wir bedauern es, dass es immer noch Gemeinden gibt, die grundsätzliche Vorbehalte gegenüber der Berufung einer Pastorin haben, auch wenn wir deren Sicht natürlich respektieren wollen. So zeigt es sich, dass die Vermittlung von Pastorinnen in neue Stellen schwieriger ist als für ihre Kollegen.
Wir sind dankbar für jene Erlebnisse in Gemeinden, wo (ältere!) Schwestern zu Kolleginnen sagen: „Ich bin überzeugt, dass Frauen manche Dinge besser sagen und tun als Männer.“ Oder ein älterer Bruder im persönlichen Gespräch mit seiner Pastorin bekennt: „Ich war immer gegen eine Pastorin. Aber seit ich Dich kenne, habe ich meine Meinung geändert. Du bist meine Pastorin!“
Wir ermutigen dazu, die Frage nach der Berufung einer Pastorin nicht zu theoretisch anzugehen. Wir leben als Baptistengemeinden vom „Allgemeinen Priestertum der Glaubenden“. So wollen wir einander helfen, dass sich jeder und jede nach ihren Gaben in der Gemeinde einbringt. Wenn nun eine Frau ihre seelsorgerliche und theologische Bildung und Begabung in der Gemeinde lebt: dann sind Wirkung und Frucht des Dienstes zu würdigen – und nicht die Ämter-Ordnung.
Wir freuen uns darüber, gemeinsam als Kollegen und Kolleginnen unseren Gemeinden dienen zu dürfen, und hoffen, dass wir uns in aller Unterschiedlichkeit ergänzen und gegenseitig stärken können.
Ein Artikel von Manuel Lüdin für den Vertrauensrat