
Auf dem Weg der Versöhnung
Lutheraner und das Land Thüringen gedenken der Täuferverfolgung
Die Aufforderung zu Toleranz stand am 7. Juli im Mittelpunkt der Eröffnung einer Täuferausstellung auf dem Gelände des Schlosses Reinhardsbrunn im thüringischen Friedrichroda.
Ministerpräsident Bodo Ramelow mahnte in seiner Ansprache, dass Toleranz auch heute dringend nötig sei. Er warnte vor der Intoleranz, die sich in den ausländerfeindlichen Demonstrationen von PEGIDA zeige, und würdigte den Mut der Täufer, zu ihrer Überzeugung zu stehen. Auch die Vertreter der evangelisch-lutherischen Kirche betonten, wie wichtig es sei, auf Gewalt in der theologischen Auseinandersetzung zu verzichten.
Oberpfarrer i.R. Hans-Joachim Köhler hatte die Versöhnung zwischen Lutheranern und Mennoniten 2010 in Stuttgart zum Anlass genommen, die Geschichte der Täufer in Zella-Mehlis zu erforschen. 1530 waren dort vier Frauen und zwei Männer verhaftet worden, weil sie eine Täufergemeinde gebildet hatten. Sie wurden im Kloster Reinhardsbrunn gefangen genommen, verhört und schließlich mit dem Schwert hingerichtet. Philipp Melanchthon hatte das Todesurteil ausdrücklich gebilligt. Die Hingerichteten waren die ersten Täufer, die durch eine lutherische Obrigkeit umgebracht wurden.
Vertreter dreier täuferischer Gruppen kamen bei der Feier zu Wort. Neben Mennoniten und Mitgliedern der Bruderhofbewegung sprach Frank Fornaçon, Mitglied des BEFG-Präsidiums und Mitglied der Kommission für Religionsfreiheit des Baptistischen Weltbundes (BWA). Er betonte, Toleranz setze stets voraus, dass eine herrschende Kirche oder eine säkulare Herrschaft die Minderheit dulde, notgedrungen oder aus Großzügigkeit. Deshalb sei Toleranz allein nicht genug: „Wer aus der Verfolgung der Täufer Lehren für die Gegenwart ziehen will, muss für das Menschenrecht auf Glaubens- und Gewissensfreiheit eintreten.“ Kirchen und Politik seien heute gemeinsam dafür verantwortlich, dass „Deutschland auch künftig ein Land der Freiheit bleibt und wir die Freiheit fördern, wo immer wir Einfluss haben“.
Etwa 200 Besucher, unter ihnen zahlreiche Baptisten, Mennoniten und Mitglieder der Thüringer Bruderhöfe, waren zur Ausstellungseröffnung in das „Thüringer Informationszentrum Spiritueller Tourismus Reinhardsbrunn“ gekommen. An der Vorbereitung der Ausstellung hatte auch Herbert Müller, Pastor der EFG Schmalkalden, mitgewirkt.
Ein Artikel von Referat für Kommunikation

