Israelischer Baptist besucht syrische Flüchtlinge

Bibelstudientag in der EFG Kassel-West

„Ich bin ein Israeli, aber kein Jude. Ich bin ein Araber aber kein Muslim.“ Mit diesem Rätsel stellte sich Pastor Hatim Jiryis aus der Freien Evangelischen Gemeinde in Tarshiha vor. Er besuchte syrische Flüchtlinge und die sie unterstützende Gemeinde in Kassel. Dort gestaltete er am 20. Mai einen Bibelstudientag, an dem 45 syrische und irakische Flüchtlinge teilnahmen. Die Mehrheit gehört zu orthodoxen Kirchen, besucht aber regelmäßig die Kirche im Hof der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Kassel-West. Eine Reihe von ihnen ist erst kürzlich getauft worden. Auch einige Muslime nahmen an dem Seminar teil. Die Vorträge zu Kernaussagen des christlichen Glaubens wie Hoffnung, Liebe und Versöhnung wurden immer wieder von engagierten Teilnehmern unterbrochen. Es wurde nachgefragt und diskutiert.

Für Syrer und Iraker ist die Begegnung mit einem arabischen Christen aus Israel etwas Besonderes, weil in den Schulbüchern dieser Länder seit Jahrzehnten Hass gegen den Staat Israel gelehrt wird. Auch wenn der Referent nicht zur Politik Israels Stellung nahm, war allein sein Bericht über die Religionsfreiheit der arabischen Israelis ein deutliches Zeichen.

In einem Hintergrundgespräch mit Mitarbeitern der Gemeinde über die kulturellen Besonderheiten des Nahen Ostens und ihre Auswirkungen auf die Gemeindearbeit bat er, stärker die kulturelle Prägung der neuen Gemeindemitglieder und Freunde zu berücksichtigen.

Im Gottesdienst ermutigte Pastor Jiryis die Besucher, die Liebe Gottes mit Flüchtlingen zu teilen. Er berichtete von den Gebeten seiner Gemeinde für die Flüchtlinge aus dem Nachbarland, mit dem Israel nach wie im Kriegszustand ist.

Eines der Anliegen von Hatim Jiryis war die Suche nach Freunden für seine kleine Gemeinde, die eine Kirche baut. Tarshiha liegt in Obergaliläa, nicht weit von der libanesischen Grenze. Hier baut die Gemeinde, die bisher in einem Wohnhaus eingemietet ist, ihr neues Zentrum (www.tevchurch.com). Einmalig in der Geschichte Israels: Das Baugrundstück wurde der Gemeinde von dem jüdischen Bürgermeister aus Maalot geschenkt und das, obwohl Kirchen in Israel nur sehr schwer überhaupt eine Baugenehmigung erhalten.

Die Reise, die unter anderem auch in die Gemeinde Schwäbisch Hall führte, wurde von der Flüchtlingshilfe des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden unterstützt.

Ein Artikel von Frank Fornaçon